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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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wartete.
    Januar 2008
    Mittlerweile war Joseph Swann Ende dreißig, und die Höllenqualen seiner Jugend blitzten nur noch gelegentlich auf. Doch niemals hatte er die Faszination an jenem Tag vor vielen Jahren vergessen und auch nicht die schimmernde Schimäre von Molly Proffitt und allen, die nach ihr kamen. Braune Grasflecken und kleine Erdhügel auf dem Grundstück von Faerwood zeugten davon.
    Als Joseph Ende Januar den Speicher reinigte, entdeckte er einen Karton, den er viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Zwischen den Büchern über Zauberei und Magie und den zahlreichen Notizheften seines Vaters fand er den alten Acht-Millimeter-Film Magic Bricks . Der beeindruckende Film war 1908 gedreht worden. Vor hundert Jahren, dachte Swann ehrfürchtig. Er schaute sich den Film auf dem Speicher von Faerwood an, nicht weit von der Stelle entfernt, wo sein Vater das Seil über den Balken geworfen und sich erhängt hatte. Tränen rannen Joseph über die Wangen, als er den langen Gang der Erinnerungen hinuntergeführt wurde.
    Kurz vor Mittag klingelte es an der Haustür. Auf dem Weg nach unten strich Joseph sich durchs Haar und richtete seine Kleidung, um einigermaßen vorzeigbar auszusehen.
    Auf der Veranda stand ein Mädchen von vielleicht sechzehn Jahren, das für eine Menschenrechtsorganisation Spenden sammelte. Sie hatte kurzes braunes Haar und blaugraue Augen. Sie redete ganz unbefangen mit ihm, und er spürte, dass sie ihm vertraute. Das taten sie immer.
    Sie hieß Elise Beausoleil.
    Als sie das Haus betrat, sah Joseph im Geiste alles vor sich.
    Sie würde das erste der sieben Wunder sein.
    August 2008
    Swanns Ausstellungsraum befand sich im Marketplace Design Center an der Ecke Vierundzwanzigste und Market Street. In diesem Gebäude hatten viele Möbeldesigner ihre Ausstellungsräume, unter anderem Roche Bobois, Beatrice & Martin und Vita Debellis.
    Swanns kleiner, eleganter Raum in der dritten Etage trug den Namen Galerie Cygne, Schwanen-Galerie.
    Seitdem er den Raum vor acht Monaten gemietet hatte, wusste er, dass er hier eine Heimat gefunden hatte. Hier spürte man das pulsierende Leben so deutlich wie im Stadtzentrum, auch wenn das Design Center nicht im Herzen Philadelphias lag. Das Marketplace Design Center war von allen Städten des sogenannten Eastern Corridor gut zu erreichen – Boston, New York, Baltimore, Washington D. C ., Atlanta. Am wichtigsten jedoch war, dass das Design Center gleich auf der anderen Seite des Schuylkill River gegenüber vom Bahnhof in der Dreißigsten Straße lag, dem Knotenpunkt des Bahnverkehrs in Philadelphia.
    Elise, Monica, Caitlin, Katja. Er brauchte noch drei weitere Teile für sein Puzzle.
    Einen Tag, nachdem sie die halb verweste Frau im Fairmount Park gefunden hatten, stand Joseph Swann in der Galerie und schaute aus dem Fenster. Er dachte an all die umherirrenden Kinder, die Kinder der Nacht. Sie kamen zu Hunderten in die Stadt, erfüllt von Hoffnung, Angst und Versprechen.
    Sie kamen stündlich hier an. Es war ein nie abreißender Strom.

17.
    J ESSICA SCHAUTE AUF DIE Akte. Sie war dünn, aber sie hatte auch nichts anderes erwartet. Der Fall Eve Galvez war erst vor einem Tag von den Kollegen, die die Vermisstenmeldungen bearbeiteten, an die Mordkommission übergeben worden. Es würde eine Weile dauern, bis sie die Todesursache ermittelt hatten, falls es ihnen überhaupt jemals gelang.
    Es war zwar nicht ihr Fall, doch im Augenblick war Jessicas Neugier stärker als ihre Prioritäten. Vor allem jetzt, da sie wusste, dass Kevin Byrne eine Beziehung zu der Frau gehabt hatte.
    Jessica loggte sich in die Website des Police Departments ein und sah sich die Seiten mit den Vermisstenmeldungen an. Sie waren in vier Gruppen unterteilt: vermisste Kinder, vermisste Personen anderer Gerichtsbezirke, nicht identifizierte Personen sowie Erwachsene, die seit langer Zeit vermisst wurden. Die Hälfte der etwa ein Dutzend vermissten Erwachsenen waren ältere Leute, die an Demenz oder Alzheimer litten. Einige wurden bereits seit 1999 vermisst, seit fast zehn Jahren. Jessica musste daran denken, wie viel Kraft die Familien, die nahen Angehörigen und die Freunde aufbringen mussten, um die Hoffnung so lange aufrechtzuerhalten. Vielleicht war »Kraft« nicht das richtige Wort. Vielleicht hatte es eher etwas mit Glauben zu tun.
    Eve Galvez’ Vermisstenmeldung stand ziemlich weit unten auf der Website. Das Bild zeigte eine auffallend hübsche, exotisch aussehende Frau mit dunklen Augen und

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