Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
gekauft. Er nahm ein Badetuch heraus und hängte es über den Handtuchwärmer.
    »Nummer eins. Die Erscheinung. Hierbei taucht ein Gegenstand an einem Ort auf, an dem er vorher nicht war.« Er zog den Badeläufer gerade und warf einen prüfenden Blick in sein Reich. Er musste mehr Kerzen aufstellen.
    »Weiter!«
    »Nummer zwei. Das Verschwinden. Hierbei verschwindet ein Gegenstand von dem Ort, an dem er vorher war.« Swann entschied sich für neutrale Kerzen ohne Aromastoffe, damit der Vanilleduft des Badeschaums erhalten blieb. Er kehrte zu dem Handtuchschrank zurück, nahm noch sechs weiße Leuchterkerzen heraus und verteilte sie im Bad. Als er fertig war, betrachtete er das Gesamtbild. Er war noch nicht zufrieden. Zwei Kerzen stellte er näher ans Ende der Badewanne.
    Schon besser.
    »Ich höre.«
    »Nummer drei. Die Umstellung. Hierbei wechselt ein Gegenstand seine Position im Raum.« Swann zog das Feuerzeug aus der Westentasche. Es war ein schmales, silbernes Dunhill. Dann zündete er die Kerzen an. Das sanfte Licht zauberte kleine Regenbogen in den Badeschaum.
    »Joseph!«
    »Nummer vier. Die Verwandlung. Hierbei verändert ein Gegenstand seine Form.« Er verließ das Bad und betrat das Schlafzimmer. Patricia lag ausgestreckt auf dem Bett. Er hatte ihr noch eine zweite Dosis Chloroform verpasst. Es war wichtig, dass sie gefügig war, wenn er sie badete. Er band sich eine dicke Leinenschürze um.
    »Du bist noch nicht fertig, Joseph.«
    »Nummer fünf. Das Durchdringen. Hierbei durchdringt ein Gegenstand einen anderen.« Er zog Patricia aus, faltete ihre Kleidungsstücke sorgfältig zusammen und legte sie auf die Kommode, eine nahezu perfekte Nachbildung einer Psyche -Kommode im Louis-seize-Stil, die er in Toronto gekauft hatte. Dann zog er ihr die Schuhe aus. In einem steckte ein zusammengefalteter Fünfdollarschein. Er war feucht und glatt, nachdem sie Hunderte von Meilen mit diesem Schein unter der Fußsohle zurückgelegt hatte. Joseph fragte sich, wie lange sie ihn wohl in dem Schuh aufbewahrt und worauf sie verzichtet hatte, um ihn nicht auszugeben. Joseph Swann nahm den Schein heraus und steckte ihn in ihre Jeanstasche.
    »Ich warte.«
    Wie immer hätte Swann diesen Wortwechsel gerne unterbrochen, doch er wusste, das war nicht möglich. Er hatte nur eine einzige Waffe: indem er durch sein Zögern Verärgerung hervorrief. Er schob beide Arme unter Patricias Körper, hob sie hoch und trug sie ins Bad. Sie war federleicht.
    Er setzte sie auf die Kommode und überprüfte die Temperatur des Wassers in der Badewanne. Perfekt. Das Bad war von duftenden Dampfschwaden erfüllt. Spiegel und Fenster waren beschlagen.
    »Dir werde ich’s zeigen, singender Junge!«
    Swann schloss die Augen, unterdrückte seine Wut und wartete trotzig auf die Bestrafung. Schweigen. Ein kleiner Sieg.
    »Nummer sechs. Die Wiederherstellung«, sagte er schließlich, doch er hatte sich Zeit gelassen. »Hierbei wird ein Gegenstand in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.«
    Dann herrschte Stille, himmlischer Frieden.
    Joseph Swann setzte Patricia Sato in den duftenden Badeschaum.

21.
    A LS J ESSICA SICH um ein Uhr etwas zu essen bestellen wollte und die Hand nach dem Hörer ausstreckte, klingelte das Telefon.
    So war es immer. Mittagspause.
    »Mordkommission«, meldete sie sich. »Balzano.«
    »Detective Balzano.« Es war die Stimme einer jungen Frau. Eine bekannte Stimme, doch Jessica konnte sie im ersten Moment nicht unterbringen. Normalerweise hatte sie keine Probleme damit.
    »Hier ist Officer Caruso«, fuhr die Frau fort. »Maria Caruso.«
    Natürlich, dachte Jessica, als sie sich an die Frau erinnerte. »Ja, Officer. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin in dem Haus in der Shiloh Street.«
    »Was gibt’s?«
    Caruso zögerte kurz. Offenbar fiel es ihr schwer, das zu sagen, was sie sagen wollte.
    »Es geht um den Teppich. Den Teppich im Keller.«
    »Was ist damit?«, fragte Jessica.
    »Wir haben ihn aufgerollt und darunter etwas entdeckt.«
    »Und was haben Sie entdeckt?«
    Ein Knacken in der Leitung überspielte die kurze Pause. »In den Boden ist ein Loch geschnitten.«
    »Ein Loch?«
    »Eher eine Art Falltür«, sagte Maria Caruso. »Eine große, quadratische Falltür, die in die Holzdielen geschnitten wurde. Sie ist ungefähr einen Quadratmeter groß. Eine Falltür zu einem Kriechkeller.«
    »Haben Sie die Tür geöffnet?«
    »Ja.«
    Wieder eine kurze Pause. Einen Moment lang fragte Jessica sich, ob die Verbindung

Weitere Kostenlose Bücher