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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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unterbrochen war. »Officer?«
    »Ja. Ich bin da hinuntergestiegen. Es war schrecklich.«
    Das war eine Aussage, wie sie nüchterner nicht hätte sein können. Ein zögerndes Statement, das die junge Frau in einem so widerwilligen Tonfall hervorbrachte, als hätte sie lieber den Mund gehalten.
    »Sie sind da hinuntergestiegen?«
    »Ja, Ma’am. Mein Chef, Sergeant Reed, ruft gleich Sergeant Buchanan an. Aber ich dachte mir, Sie würden es gerne schon vorher erfahren. Ich hoffe, ich kriege keine Schwierigkeiten.«
    »Aber nein«, sagte Jessica, obwohl sie nicht dafür garantieren konnte. »Was würde ich gerne vorher erfahren?«
    »Sie sollten ... Sie werden schon sehen.«
    »Okay«, sagte Jessica. »Danke für den Anruf.«
    »Kein Problem.«
    Jessica legte auf und wählte Byrnes Handynummer. Als sich die Mailbox einschaltete, hinterließ sie eine Nachricht. Eine Minute später versuchte sie es noch einmal. Wieder die Mailbox.
    Eine große, quadratische Falltür, die in die Holzdielen geschnitten wurde.
    Jessica blätterte in Caitlin O’Riordans Akte und las ein paar der Zeugenaussagen durch. Es waren ziemlich viele. Immer wieder hob sie den Blick und wartete darauf, dass Ike Buchanan aus seinem Büro kam und sie ansprach.
    Es war schrecklich.
    Von außen sah das Haus 4514 in der Shiloh Street genau so aus wie am Tag zuvor. Doch heute standen dort zwei Vans der Spurensicherung und drei Streifenwagen. Nebenan, an der kleinen Gedenkstätte von Florita Ramos, lagen noch mehr Teddys und noch mehr Blumen. Jemand hatte einen pinkfarbenen Pandabären dorthin gelegt, an dem noch das Preisschild hing. Auf der anderen Straßenseite bildete sich eine Menschenmenge.
    Byrne hatte noch nicht zurückgerufen, sodass Jessica ohne Partner arbeitete. Und das gefiel ihr überhaupt nicht.
    Jessica, die ihren Rock und die Bluse gegen eine bequeme Levi’s getauscht hatte, stieg aus dem Wagen. Sie befestigte ihre Dienstmarke am Gürtel und kroch unter dem gelben Absperrband hindurch. Sergeant Thad Reed von der Spurensicherung brachte sie rasch auf den neuesten Stand der Dinge. Jessica erfuhr, dass im Kriechkeller des Hauses ein weibliches Mordopfer gefunden worden war. Reed versicherte, niemand habe dort unten etwas angerührt. Fotos und Videoaufnahmen seien bereits gemacht worden.
    Jessica hob den Blick zum Himmel. Dunkle Wolken zogen auf. Die Temperatur lag bei erträglichen sechsundzwanzig Grad, doch die Luft war extrem feucht.
    Es regnete noch immer nicht.
    Officer Maria Caruso hatte Feierabend, schien aber nicht die Absicht zu haben, diesen Ort zu verlassen. Jessica konnte das gut verstehen. Wenn man jung ist, hat man das Bedürfnis, einen Tatort zu beschützen. In einer solchen Situation war jeder Cop schon mal gewesen. Jessica hätte wetten können, dass Officer Caruso sich unter die anwachsende Menge hinter dem Absperrband gemischt hätte, um weiterhin alles zu beobachten, hätte man ihr befohlen, das Grundstück zu verlassen.
    Jessica zog die junge Frau behutsam zur Seite und ging mit ihr ein Stück die Straße hinunter.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Maria Caruso nickte ein wenig zu forsch. Jessica fragte sich, wen von ihnen beiden Maria zu überzeugen versuchte.
    »Ja, alles in Ordnung, Ma’am.«
    Maria Caruso wirkte tatsächlich gefasster als vorhin am Telefon. Inzwischen hatte sie auch gut zwanzig Minuten Zeit gehabt, sich vom ersten Schock zu erholen.
    »Sie haben den Leichnam gefunden?«
    Officer Caruso nickte erneut und holte mehrmals tief Luft.
    »Haben Sie am Fundort irgendetwas verändert?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Hatten Sie Handschuhe an?«
    »Ja.«
    Jessica warf einen Blick auf das Haus, zog ihr Notizheft heraus, schlug eine leere Seite auf und markierte sie mit einem Gummiband. Eine alte Angewohnheit. Sie hatte immer ein oder zwei Gummibänder bei sich. Meistens hing eins an einem Handgelenk.
    »War es richtig, dass ich Sie angerufen habe?«, fragte Maria Caruso leise.
    Nein, es war nicht richtig, doch Jessica wollte dieses Thema jetzt nicht vertiefen. Die junge Frau musste noch einiges lernen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Jessica, steckte das Notizheft wieder in die Tasche und schaute Maria Caruso in die Augen. »Darf ich Sie was fragen?«
    »Ja, sicher.«
    Jessica überlegte sich ihre nächsten Worte sehr genau. Möglicherweise würden sie irgendwann Bedeutung für die junge Polizistin haben. Jessica erinnerte sich daran, wie man ihr selbst einst diese Frage gestellt hatte. »Haben Sie konkrete

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