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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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wobei die Kanten einander fast berührten. Die erste Kiste, die gelbe, stand der Rückseite des Raumes am nächsten. Byrne machte sich eine Notiz. Das war die Richtung, in die die Leiche blickte. Byrne hatte genügend Erfahrungen, um zu wissen, dass man nie sicher sein konnte, was wichtig war und welcher Irrsinn im verdrehten Verstand eines psychopathischen Killers lauerte. Die zweite Kiste, die rote, stand ein Stück nach links versetzt. Die dritte, die königsblaue, stand mit der ersten auf einer Linie.
    Byrne inspizierte den Lehmboden neben den Holzkisten. Es gab keine Schleifspuren, die darauf hinwiesen, dass die Kisten gezogen worden waren. Vorhin hatte Byrne die Finger unter die Ecke einer Kiste geschoben und versucht, sie anzuheben. Sie war nicht leicht. Wer immer sie in diesen Kriechkeller gebracht hatte, musste sie auf dem Rücken zu ihren jeweiligen Standorten geschleppt haben. Das erforderte Kraft.
    Eines stand fest: Das hier war nicht der Tatort. Das Opfer war schon lange ausgeblutet gewesen, ehe es in die Kisten gepackt und in den Kriechkeller verfrachtet worden war. Auf den ersten Blick sah Byrne ein paar Tropfen getrocknetes Blut in den Kisten, auf dem Boden jedoch nicht.
    Ehe Byrne in den Keller hinuntergestiegen war, hatte er sich von einem der Kriminaltechniker ein Metermaß ausgeliehen und die Größe der in den Boden gesägten Öffnung sowie die Größe der Kisten nachgemessen. Die Öffnung war gerade mal fünf Zentimeter größer als die längste Seite der Kisten.
    War die Aussparung für die Falltür vorher schon da gewesen, und hatte der Mörder die Größe der Kisten der Falltür angepasst? Oder war es nur ein glücklicher Zufall? Da hatte Byrne seine Zweifel. In seinem Job hatte er es nicht oft mit Zufällen zu tun.
    Byrne verlagerte das Gewicht. Seine Beine brachten ihn fast um. Er versuchte sie zu strecken, aber das war nicht möglich, und er wollte sich nicht auf den schmutzigen Boden knien. Sein Anzug war noch ziemlich neu. Er suchte nach Halt, stützte sich auf die gelbe Kiste ...
    ... und spürt, dass der Mörder das Haus durch den Hintereingang betritt. Er bringt die Kisten nacheinander in den Keller. Er hat einen Laster oder einen Pick-up. Er baut die Kisten nicht hier unten zusammen. Sie sind schwer und sperrig, aber er schafft es, sie hierherzuschleppen. Er war schon oft hier, kennt die Falltür und weiß, dass ihn hier niemand entdeckt. Warum nicht?
    Er bringt das Mädchen stückweise in den Keller. Keine Mitte, die Mitte ist leer. Kein Herz, herzlos. Er stellt die Kisten auf, peinlich genau und präzise, in diesem feuchten engen Grab. Sie ist von zu Hause ausgerissen. Seine Erste? Die Zweite? Die Zehnte? Er hat es schon öfter getan, ein Kind der Nacht aufgelesen, fingerfertig, die geschickten Hände auf einer Knochenkiste, der Rauch eines Scheiterhaufens, helle Flammen ...
    Byrne wippte auf den Absätzen und verlor das Gleichgewicht. Ihm brummte der Schädel.
    Die Kopfschmerzen fielen über ihn her.
    Als Byrne das Haus verließ, streifte er die Latexhandschuhe ab und warf sie in eine Mülltonne. Er sah Jessica auf der anderen Straßenseite stehen. Sie lehnte mit verschränkten Armen an ihrem Wagen und trommelte mit einem Finger auf ihren Bizeps. Sie sah energisch und erregt aus. Trotz des bewölkten Himmels trug sie eine bernsteinfarbene Serengeti-Sonnenbrille, was sie bei einem solchen Wetter normalerweise nicht tat.
    Byrne hatte zwei Schmerztabletten ohne Wasser geschluckt, seine beiden letzten, ehe er den Kriechkeller verlassen hatte. Er musste sich neue besorgen.
    Draußen roch es stark nach Auspuffgasen und gegrilltem Fleisch.
    Es regnete noch immer nicht.
    »Was meinst du?«, fragte Jessica ihn.
    Byrne zuckte mit den Schultern und zögerte einen Moment, ehe er antwortete. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde gleich platzen. »Hast du mit der Polizistin gesprochen, die den Leichnam entdeckt hat?«
    »Ja, hab ich.«
    »Glaubst du, sie hat irgendwas am Fundort verändert?«
    Jessica schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist clever. Sie ist jung, aber sie weiß, was sie tut.«
    Byrne warf einen Blick aufs Haus. »Warum gerade dieser Ort? Warum hier?«
    »Gute Frage.«
    Sie wurden durch Nord-Philadelphia geführt, daran bestand kein Zweifel, und es gab kaum etwas, was Detectives wütender machte. Außer vielleicht, dass ein Mörder untertauchte und niemals geschnappt wurde.
    Wer macht so etwas?, fragte sich Byrne. Warum entsorgte der Killer die Leichenteile nicht in Plastiksäcken

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