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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Akte.«
    Es war Vorschrift, dass jeder Detective, der in der Nachbarschaft Befragungen oder ein Verhör vornahm, detaillierte Notizen, mit denen er seine Arbeit protokollierte, in sein offizielles Notizheft schrieb. Die meisten Detectives hatten zusätzlich ein privates Notizbuch, das nicht in die Akte kam – im Unterschied zum offiziellen Notizheft, das der amtlichen Ermittlungsakte des Mordfalls beigefügt wurde. Wenn ein Detective sich in zwei oder drei verschiedenen Fällen Notizen machte, wurden die Seiten herausgerissen und an die entsprechende Akte geheftet. Handelte es sich um wichtige Verhöre, wurden die Notizen abgetippt; anderenfalls blieben die handschriftlichen Notizen das einzige Protokoll der Befragung.
    »Was ist mit Freddy Roarkes Partner?«, fragte Jessica. »Wie hieß er noch gleich ...«
    »Pistone«, sagte Byrne. »Butchie Pistone.«
    »Butchie . Mein Gott. Kennst du ihn gut?«
    »Nein«, sagte Byrne. »Aber er war ein ziemliches Arschloch. Als ich in die Mordkommission versetzt wurde, war er ein erstklassiger Cop, doch es ging mit ihm bergab, nachdem er in eine Schießerei verwickelt war, deren Umstände nie ganz geklärt wurden. Am Ende hing er an der Flasche. Er hat den ganzen Tag gesoffen und kistenweise Pfefferminz gelutscht.«
    »Wohnt er noch hier in der Gegend?«
    »Ja. Er hat eine Kneipe in der Lehigh Avenue.«
    Jessica schaute auf die Uhr und dann auf den Eingang des Hauses 4514 Shiloh Street. Die Spurensicherung nahm ihre Arbeit auf. »Komm, wir sollten mit ihm sprechen.«
    Als sie losfuhren, tauchte die Presse auch schon am Tatort auf. Die Abendnachrichten würden groß über den Fall berichten.

28.
    R OCCO »B UTCHIE « P ISTONE hatte dreißig Jahre beim Philadelphia Police Department gearbeitet. Nach ein paar Jahren Dienst als Streifenbeamter im fünften Revier und anschließend als Detective in der West Division, dem Polizeibezirk West, war er zur Mordkommission versetzt worden. Vor zwei Monaten war er in den Ruhestand gegangen und hatte sich in die Aragon Bar in der Lehigh Avenue eingekauft. Die Kneipe gehörte seinem Bruder Ralph, ebenfalls Polizist im Ruhestand. Die Aragon Bar war eine beliebte Stammkneipe der Cops vom sechsundzwanzigsten Revier.
    Butchie – mittlerweile Anfang sechzig – wohnte über der Kneipe. Es ging das Gerücht, dass im Keller des Gebäudes jede Woche mehrere Nächte hindurch illegal um beachtliche Einsätze gepokert wurde.
    Jessica und Byrne parkten den Wagen und gingen die letzten Meter zu Fuß. Der Kneipeneingang lag etwa zehn Schritte hinter dem Eingang zur Wohnung im ersten Stock.
    Vor der Tür lungerten drei kräftige weiße Jugendliche in den Zwanzigern. Sie trugen Wollmützen, ärmellose T-Shirts und fingerlose Handschuhe. Zwei der Typen tranken aus braunen Papiertüten. Der Geruch von Marihuana hing in der Luft. Aus einem Ghettoblaster dröhnten die Rhythmen eines weißen Möchtegern-Rappers. Als ersichtlich war, dass Jessica und Byrne auf die Tür zusteuerten, warfen die drei Burschen sich in die Brust, als hätten sie ihre Plätze gemietet und müssten sie verteidigen.
    »Na, Alter? Brauchste Hilfe, oder was?«, fragte der Kleinste des Trios, offenbar der Anführer der Bande, ein untersetzter Bursche mit breiten Schultern. Jessica musterte ihn. Auf der rechten Halsseite, genau unter dem Ohr, war ein Kreuz tätowiert. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als Schnappmesser mit einem Tropfen Blut auf der Spitze. Ein hübsches Motiv.
    »Na, Alter?« , erwiderte Byrne. »Wer bist du? Frank Stallone?«
    Der Junge grinste. »Bist ’n echter Komiker.«
    »Das bringt der Job so mit sich.«
    Der Junge ließ seine Fingerknöchel einen nach dem anderen knacken. »Noch mal für die Doofen: Brauchste Hilfe?«
    »Ich glaub nicht«, sagte Byrne. »Aber danke der Nachfrage.«
    Der Größte der Truppe, ein bulliger Kerl, der trotz der siebenundzwanzig Grad eine Skiweste in knalligem Orange trug, trat in den Eingang. »Das war keine Frage, Mann.«
    »Ich hab trotzdem geantwortet«, sagte Byrne. »Muss an meiner Erziehung liegen. Wenn du jetzt bitte zur Seite treten würdest? Dann können wir unserer Arbeit nachgehen und du deiner.«
    Der bullige Kerl lachte. Er hatte offensichtlich vor, die Auseinandersetzung weiterzuführen, und stupste Byrne mit dem Zeigefinger an. »Ich glaub, du hast mich nicht verstanden, Wichser.«
    Das war ein Fehler, Freundchen, dachte Jessica. Ein großer Fehler. Sie knöpfte ihren Blazer auf und trat ein paar Schritte zurück,

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