Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
große
Einweihungszeremonie. Nach 150 Jahren hatte somit die altehrwürdige Hagia Sophia als Hauptmoschee ausgedient. Fortan wurden
alle wichtigen religiösen Ereignisse, wie z. B. das Bayram-Fest, in der Sultan Ahmed-Moschee begangen, und von dort aus begannen
nun auch die Pilgerzüge nach Mekka.
Verantwortlich für den Entwurf und die Ausführung des großzügig angelegten Sakralgebäudes war Sedefkâr Mehmed Ağa (1553–1625),
ein Schüler von Mimar Sinan. Die Medrese, die äußere Hofmauer, das Imaret und die Türbe wurden allerdings erst unter Sultan
Mustafa I., Ahmeds Bruder und Nachfolger, fertiggestellt.
Den Hof der Moschee betrat man durch ein Tor, in dem heute noch eine Kette hängt, die die Reiter daran erinnern |115| sollte, vom Pferd abzusteigen und die heilige Stätte zu Fuß zu betreten. Der Hof ist von einer Säulenhalle umgeben, die mit
einer Vielzahl kleiner Kuppeln überdacht ist und für die antike Säulen wiederverwendet wurden. In der Mitte des Hofs steht
der Şardırvan, der in diesem Fall jedoch funktionslos ist; für die rituellen Waschungen, die vor dem Gebet vollzogen werden,
befinden sich Wasserhähne und Plätze entlang einer Mauer vor der Moschee.
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Die Portale zum Vorhof sind mit Stalaktitgewölben und goldenen Kalligraphien verziert.
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Wie Kaskaden scheinen die in ihrer Größe abgestuften Kuppeln und Halbkuppeln nach unten zu fallen.
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Prächtig verziert schwebt die Hauptkuppel über den Häuptern der Gläubigen.
Aus dem Vorhof, mit einem prachtvollen Marmorbrunnen in der Mitte, gelangt man durch das von einem aufwendig gestalteten Stalaktitgewölbe
gekrönte Hauptportal in den Innenraum der Moschee. Die enorme Weite des Raumes musste zweifellos damals wie heute die Besucher
beeindrucken. Die besondere Gestaltung und auffallend heitere Farbgebung macht ihn zu einer atemberaubenden Schöpfung osmanischer
Baukunst. Auf vier freistehenden, äußerst gewaltigen kannelierten Säulen mit einem Durchmesser von jeweils |116| 5 m, sog. »Elefantenfüßen«, erheben sich nicht nur allein die mächtigen Tragebögen der insgesamt 43 m hohen Hauptkuppel der
Moschee, sondern auch die auf unterschiedlichen Höhen sich abstützenden Bögen der vier seitlichen Räume. Diese wiederum sind
von kleineren Wölbungen flankiert und von Halbkuppeln überdeckt, die sich, von außen betrachtet, wie Kaskaden nach unten abstufen.
Die insgesamt 260 Fenster der Moschee waren einst alle mit venezianischem Buntglas versehen und tauchten den Raum in sphärisches
Licht.
Die »Blaue Moschee« als schwarzer Schatten im Abendrot.
|117| Der überwiegende Teil der Gewölbe- und Wandflächen ist in einer orientalischen Ausgelassenheit mit farbenprächtigen Ornamenten
gestaltet, wobei die Farbe Blau den Gesamteindruck dominiert. Die im Türkischen unbekannte Bezeichnung »Blaue Mosche« leitet
sich von diesem Dekor ab. Hauptsächlich auf den Galerien, entlang der unteren Wandpartien sowie in der Sultansloge sind größere
Bereiche der aufwendig mit Lilien-, Tulpen- und Rosenmotiven gestalteten, meist in den Farben Grün und Blau gehaltenen Iznik-Fliesen
aus dem 17. Jh. erhalten. Über 21 000 dieser Fayencen schmücken den Innenraum. Um den gigantischen Bedarf überhaupt decken zu können, wurden während der Bauzeit
temporär der Verkauf von Fliesen an Privatleute sowie ihr Export verboten.
Eine auffallende Besonderheit trägt ebenfalls zur herausragenden Stellung der »Blauen Moschee« bei: Als einzige der Istanbuler
Moscheen besitzt sie sechs Minarette – eine Anzahl, die eigentlich der Kaaba-Moschee in Mekka vorbehalten war. Vier Minarette
mit drei verschieden hohen Umgängen befinden sich an den Ecken des Zentralgebäudes, zwei kleinere Minarette mit je zwei Umgängen
ragen an den nördlichen Ecken des vorgelagerten Hofs empor und verleihen dem Bau sein charakteristisches Äußeres. Wie so oft,
lässt sich auch diese Einmaligkeit mit einer verbreiteten, gerne erzählten Legende ganz einfach und plausibel erklären. Demnach
soll Ahmed seinen Baumeister beauftragt haben, die vorgesehenen Minarette (anstatt nur aus Stein) aus Gold zu errichten –
und dies ungeachtet der ohnehin äußerst angespannten finanziellen Lage des Staates. Um dem Sultan nicht widersprechen zu müssen
und seinen Zorn auf sich zu ziehen, dennoch aber diese maßlose Forderung einigermaßen unbeschadet zu umgehen, bemühte Sedefkâr
Mehmed Ağa sich einer sprachlichen
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