Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
damit dieser
sie zum Bau der Moschee benütze. Dieser Empfehlung sei Süleyman prompt nachgekommen, wenngleich wohl nicht im Sinne des Absenders,
sondern wörtlich, indem er die Steine in den Mörtel werfen ließ, der für den Bau eines Minaretts verwendet wurde.
Nach einer anderen Erzählung hat Sinan, Wasserpfeife rauchend, nach dem Blubbern der Pfeife seine Anweisungen gegeben und
die Steine der Kuppel nach Gehör versetzen lassen – je großartiger die Bauten, umso abenteuerlicher (aber auch unterhaltsamer)
die Legenden …
Ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude der Moschee wird heute als Kaffeehaus genutzt.
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|105| Rüstem Paşa-Moschee
Anmutige Verschwendung
Inmitten des Häusergewirrs im Stadtteil Eminönü scheint sich die Rüstem Paşa-Moschee nur mühsam über die umgebende Dächerlandschaft
emporzurecken. Erst von größerer Entfernung betrachtet, zeichnen sich am Ausgang des Goldenen Horns die Umrisse von Kuppel
und Minarett eines weiteren Werks des Architekten Sinan ab. Auftraggeber war der Schwiegersohn Süleymans I., der aus Sarajevo
stammende Großwesir Rüstem Paşa. Sie entstand in nur zwei Jahren zwischen 1561 und 1563, nach dem Tod des Stifters, der sie
vermutlich nicht derart prächtig hätte ausstatten lassen, da er als ausgesprochener Geizhals galt. Laut Inschrift zeichnete
seine Witwe Mihrimah gemeinsam mit seiner Schwiegermutter Haseki Hürrem dafür verantwortlich.
Errichtet wurde sie auf einem künstlich angelegten Podest, das in seinem Untergeschoss Platz für Läden, Lagerräume und Handwerksbetriebe
bot und somit nicht nur das statische, sondern durch seine Mieteinnahmen auch das finanzielle Fundament des Komplexes darstellte.
Der imposante, in seinem Grundriss achteckige Bau wurde von Sinan nach dem sog. Achtstützensystem konzipiert, bei dem die
Haupt- und die vier Nebenkuppeln auf vier freistehenden Säulen sowie vier in die Wand eingelassenen Stützen ruhen. Durch diese
Konstruktion entstand ein großer, nahezu freier Kuppelraum.
Die großartige Raumkonzeption, die Sinan hier entwickelte, erscheint heute jedoch fast nebensächlich, da man als Besucher
zunächst von der Pracht der Wanddekoration, die sich geradezu verschwenderisch entfaltet, überwältigt ist. Die |106| Fassade der Moschee ist mit wertvollen Iznik-Kacheln und anderen Fliesen aus dem 16. Jh. verkleidet, wobei bei genauerer Betrachtung
dieser ornamentalen Gestaltung neben dem Eingang eine Kachel mit der Darstellung der Kaaba von Mekka auffällt. Auch im Inneren
bedecken kostbarste Iznik-Kacheln vollständig die Wände und Pfeiler bis zur Emporenzone hinauf. Ein unglaublicher Reichtum
an komplizierten Ornamenten, verschiedenen Blumen, von denen Tulpen, Nelken und Margeriten einen herausragenden Platz einnehmen;
alleine die Tulpen sind mit mehr als 100 verschiedenen Typen vertreten. Während anfänglich noch die geometrischen, rein ornamentalen
Muster vorherrschten, hielt hier das florale Dekor mit leuchtenden Blau- und Rottönen sowie klarem Weiß Einzug. Dies markiert
zweifellos den Höhepunkt der osmanischen Kachelkunst und macht die Rüstem Paşa-Moschee zu einer der anmutigsten Moscheen der
Stadt.
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Sowohl geometrisch als auch floral gestaltete Kacheln machen die Rüstem Paşa-Moschee zu einem der bezaubendsten Gotteshäuser
Istanbuls.
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Schon während der Errichtung der Rüstem Paşa-Moschee standen die Häuser hier dicht gedrängt, so dass der Architekt Sinan eine
kompakte Lösung für den Bau finden musste.
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|107| Zal Mahmut Paşa-Moschee
Quergestreift
Zal Mahmut Paşa, der vom Hofdiener zum Generalgouverneur Anatoliens (türk.
Anadolu Beğlerbeği
) aufstieg und danach unter Selim II. zu dessen Wesir und zugleich Schwiegersohn wurde, gab dem Architekten Sinan den Auftrag
zum Bau dieser äußerlich eigenwillig gestalteten Moschee am Haliç. Sie befindet sich im Stadtteil Eyüp, wurde vermutlich zwischen
1572 und 1580 errichtet und gehört zu einem Gesamtkomplex, der aus zwei Medresen sowie einer Türbe für den Stifter und seine
Gemahlin besteht. Der in sich geschlossen wirkende Bau ist die größte und konzeptionell sicherlich interessanteste Moschee
in diesem Viertel und eine architektonische Besonderheit. Betrachtet man das Gebäude von Außen, erscheint die Kuppel im Vergleich
zu anderen Bauten Sinans vergleichsweise flach. Kleine achteckige Türmchen an den Ecken des Kubus wirken ein wenig wie Applikationen
und
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