Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Spitzfindigkeit: Er gab vor, anstelle von »golden« (türk.
altın
) »sechs« (türk.
altı
) verstanden zu haben und errichtete somit als die »günstigere Variante« sechs Minarette. Hierfür wiederum gab es seitens
Mekka wenig Verständnis, und Sultan Ahmed konnte diese Anmaßung nur wiedergutmachen, indem er der heiligen Moschee in Mekka
ein weiteres Minarett stiftete …
Bei weitem nicht so unterhaltsam, aber vermutlich der Wahrheit näher kommend, dürfte man den Grund eher in einer gestalterischen
Idee suchen. So wird der Vorhof optisch durch die beiden flankierenden Minarette besser in den Gesamtkomplex eingebunden und
betont damit noch deutlicher die Monumentalität der Anlage.
Zum Gesamtkomplex der Külliye gehören auch Stiftungsgebäude wie ein Hospital, die Medrese, Armenküche, ein Bazar sowie die
erst 1620 fertiggestellte Sultanstürbe, in der Ahmed I., seine 1652 ermordete Gemahlin Kösem sowie seine drei Söhne Osman
II., Murad IV. und Prinz Beyazıt ruhen.
Während andere Bauten häufig im 17. und 18. Jh. durch Stadtbrände beschädigt oder zerstört wurden, blieb die »Blaue Moschee«
aufgrund ihrer exponierten Lage weitgehend verschont und ist uns somit auch weitestgehend im Originalzustand erhalten und
wird neben den Gläubigen von Abertausenden Besuchern bewundert.
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|118| Topkapı-Palast
Zu Hause in 1001 Nacht
Hingebungsvolle Schönheiten in farbenprächtigen Gewändern, besetzt mit Edelsteinen und Perlen, verschwenderischer Luxus allenthalben,
Müßiggang am Wasser und ein von der Außenwelt abgeschlossener Bereich voll unergründbarer Geheimnisse – der Topkapı-Palast
(türk.
Topkapı Sarayı
, wörtl. »Kanonentorpalast«) regt seit Jahrhunderten die Fantasie an und führte auch bei der osmanischen Bevölkerung zu phantastischen
Spekulationen. Einiges davon mag zutreffen, manches wiederum wird aus eigenen Sehnsüchten entstanden sein und anderes ist
weit nüchterner als man es sich vorstellt.
So diente der Topkapı-Palast mehrere Jahrhunderte lang den türkischen Sultanen als Wohn- und Regierungssitz und war Zentrum
der osmanischen Weltmacht. Von hier aus wurden die Reichsgeschäfte geführt, der Verwaltungsapparat ausgebildet, und hier waren
die weithin gefürchteten Janitscharen-Elitetruppen untergebracht. Tatsächlich aber zeugt der Palast wie kaum ein anderes Bauwerk
vom schier unermesslichen Reichtum der ehemaligen Herrscher. Nur die edelsten Baumaterialen, die kostbarsten Teppiche und
das teuerste Mobiliar wurden zur Ausstattung verwendet, zudem tonnenweise Gold verarbeitet. Den Bau der überaus weitläufigen
Anlage veranlasste Mehmed II. Fâtih bereits bald nach der Errichtung des ersten Palasts, des
Eski Saray
(»Alter Palast«), zwischen 1465 und 1470. Der Sultan selbst und seine Nachfolger bewohnten jedoch zunächst weiterhin den Alten
Palast, was sich erst änderte, als 1540/41 ein großer Brand diesen zerstörte, woraufhin der amtierende Sultan Süleyman der
Prächtige (1520–1566) seinen Harem in den Topkapı-Palast verlegte.
Mit Anbindung an die bestehende Seemauer ließ Mehmed II. eine mit 28 Türmen verstärkte Mauer rund um die antike Akropolis
errichten. Im Inneren der Anlage befanden sich die Gebäude der Reichsverwaltung sowie eine Schule, in der die höchsten Beamten
ausgebildet wurden. Bevor sich im 18. Jh. der Name Topkapı durchsetzte, der sich von der palasteigenen Kanonengießerei ableitete,
wurde die Residenz schlicht
Yeni Saray
(»Neuer Palast«) genannt. Umfangreiche Renovierungen und im Grunde ständige Erweiterungen und bauliche Ergänzungen vollendeten
den Komplex erst Anfang des 18. Jhs. Als Wohnsitz für den Sultan hatte er ausgedient, als im Jahre 1856 Sultan Abdülmecid
I. in die neue Residenz am Ufer des Bosporus, den Dolmabahçe-Palast, zog; die Reichsheiligtümer blieben aber weiterhin im
Neuen Palast untergebracht. Als Ausdruck von Volksnähe öffnete man 1908 die Palastgärten für die Bevölkerung. Beide Paläste
wurden unmittelbar nach der Gründung der Türkischen Republik in Museen umgewandelt.
In seiner Gesamtheit bildet der Topkapı-Palast zwar einen nach außen hin abgeschlossenen Bereich, jedoch keine in sich geschlossene,
systematisch konzipierte architektonische |119| Einheit, sondern vielmehr eine lockere Streuung und Aneinanderfügung von Einzelgebäuden mit großzügigen Hof- und Gartenbereichen.
Durch die im Laufe der Zeit ständig zunehmende Population des
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