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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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vergesse es immer wieder, was für ein unerfreulicher Mensch er doch ist.«
    »Ich weiß, aber der beste Geschäftspartner, den man finden kann.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, erwiderte Eirene nur halb überzeugt beim Betreten des Vestibüls. Auf ihrem Gesicht lag ein unglücklicher Hauch.
    Loukas nahm sie in die Arme und küsste sie. »So schlimm?«
    »Das ist es nicht.«
    »Was ist es dann?«
    »Dass du dich nicht an dem verfluchten Sklavenhandel beteiligst, das weiß ich. Aber laden wir nicht auch eine große Sünde auf unser Haupt, wenn wir Waffen und Eisen an unsere Feinde verkaufen?«
    »Die Türken sind nicht unsere Feinde. Bis jetzt sind sie sehr verlässliche Partner. Anders als die Lateiner stehen sie zu ihrem Wort. Sie könnten unsere Freunde werden.«
    »Hör auf zu träumen, Loukas. Die Rhomäer haben keine Freunde, weder im Osten noch im Westen. Eines Tages werden die Osmanen über uns herfallen.«
    »Ich kenne Murad, ich kenne seinen Großwesir Halil Pascha. Sie beherrschen ein großes Reich. Sie brauchen das kleine Konstantinopel nicht. Wir sind keine Großmacht mehr. Wer träumt, Eirene, du oder ich? Wir haben nur die Chance, sie uns zu Freunden zu machen. Unverzichtbar müssen wir für sie werden, und das werden wir, wenn Konstantinopel die erste Handelsmacht der Welt wird. Das braucht Draperio nicht zu wissen. Aber wenn wir es geschickt anstellen, dann werden wir Genua und Venedig den Rang ablaufen. Die Lateiner werden reich durch den Handel, den sie mit unserer Stadt als Drehscheibe und den weitreichenden Privilegien, die unsere Kaiser ihnen ausgestellt hat, treiben. Und alles nur, weil wir keine mächtigen einheimischen Kaufleute für diesen Handel haben. Und warum haben wir keine eigenen mächtigen Kaufleute? Weil die Genuesen und Venezianer unsere Notlage ausgenutzt und sich eine Maximalsteuer von zwei bis vier Prozent festschreiben ließen und die Pisaner, Anconitaner und Ragusaner acht Prozent zahlen. Nur die griechischen Kaufleute müssen dreißig bis fünfzig Prozent an den Kaiser abführen, zum Dank dafür, dass wir seine Untertanen sein dürfen. Wir müssen die Steuer kippen, selbst Handel, viel mehr Handel treiben, und vor allem selbst von unserer Lage profitieren. Das Reich der Rhomäer auf dem Meer errichten. Wir können es, und ich mache den Anfang damit. Der Tribut, den wir dem Sultan jährlich entrichten, beträgt doch nur einen Bruchteil dessen, was wir alljährlich verlieren, weil wir den Handel den Venezianern und Genuesen überlassen.«
    »So war es schon immer. Willst du alles ändern?«
    »Zunächst werde ich unser Handelshaus noch einflussreicher machen, mit Geld die Banken und Handelshäuser der Italiener einkaufen, und damit meine ich nicht nur die Genuesen, sondern auch die Venezianer, damit wir aus der Abhängigkeit von Genua herauskommen.«
    »Was sagt Draperio dazu, dass du mit den Venezianern Geschäftsverbindungen aufnimmst?«
    »Weil er damit Geld verdienen kann, ist er dabei. Vergiss nicht, wir haben einen großen Vorteil, das Wohlwollen der Türken. Und das haben wir durch den Waffenhandel.«
    Eirene machte sich los und trat einen Schritt zurück. »Ich hoffe, du täuschst dich nicht, Loukas Notaras«, sagte sie nachdenklich und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Lärm drang von der Treppe. Anna lief die Stufen herunter und baute sich vor ihren Eltern auf. »Ich habe mit euch zu reden«, verkündete sie mit ernstem Gesichtsausdruck.
    Sie gingen in das Arbeitszimmer des Kapitäns. Die Eltern setzten sich in die beiden geschnitzten Lehnstühle, Anna auf den Schemel.
    »Na, dann mal los, Anna«, sagte Eirene.
    »Ich habe sehr gut darüber nachgedacht, und mein Entschluss steht fest!« Ihre runden Augen blickten ernst und feierlich. Eirene stöhnte unhörbar, während Loukas ihr aufmunternd ins Gesicht schaute.
    »Ich werde mich auch nicht davon abbringen lassen.«
    »Bitte, Anna, komm zur Sache«, bat ihr Vater.
    »Ich möchte lesen, schreiben und rechnen lernen.«
    »Warum willst du das?«, fragte der Kapitän neugierig.
    »Na, Eudokimos, deine rechte Hand, ist doch nicht mehr da. Und du brauchst jemanden, dem du vertrauen kannst und der dir hilft.« Eirene und Loukas sahen sich erstaunt an. »Und Großvater kann dir auch nicht mehr beistehen, wo er doch … wo er …« Ihre Stirn legte sich vor Anstrengung in Falten, und der Mund war verkniffen. »… wo er doch jetzt ein glücklicher Mensch ist!«
    Ein glücklicher Mensch, wiederholte Eirene im

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