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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wenig Nachhilfe erteilen. Die Söldner machten damals nur einen geringen Teil unserer Streitmacht aus. Es waren vor allem die Einwohner von Konstantinopel – Griechen, Venezianer, Genuesen, Anconitaner, Katalanen – und Drachenritter, die den Türken tapfer standhielten!«
    »Wollt Ihr etwa ein stehendes Heer aus Griechen bilden? Das sind doch Hirngespinste. Die Staatskasse ist leer. Wir können nicht einmal unsere Kaiserkrone, die Manuel in Venedig versetzen musste, um seine Heimfahrt zu finanzieren, wieder auslösen. Und da wollt Ihr ein stehendes Heer schaffen? Von welchem Geld denn, Herr Fürst?«
    »Erstens sind die ausländischen Söldner auch nicht billig. Zweitens durch Steuern, die wir mit harter Hand durchsetzen.«
    »Da ist leicht fordern, wenn man selbst nicht zahlen muss! Die ganze Steuerlast bleibt bei uns, den Kaufleuten und den Bauern. Außerdem werden wir durch Aufrüstung die Türken gegen uns aufbringen, mit denen wir bisher im Frieden leben. Ihr habt bei Eurer Aufzählung der Tugenden, die abhandengekommen sind, eine vergessen, Fürst: die Friedensliebe.«
    »Wenn die Regierenden maßvoll leben, das Geld ihrer Untertanen nicht verprassen …«
    »Ja, wenn«, rief Loukas dazwischen. »Wenn … Ihr wirkt auf mich nicht wie ein Kostverächter, Fürst.«
    »… und wir eine maßvolle Besteuerung durchsetzen, dann wird es gelingen.«
    »Als Kaufmann würde ich Euch keine drei Tage geben, dann wäret Ihr bankrott.«
    »Und ich Euch als Erstem Minister keine drei Monate, dann wäre nämlich Konstantinopel bankrott und unter türkischer Herrschaft.«
    »Was versteht Ihr unter maßvoller Besteuerung?«, legte sich der Kaiser ins Mittel.
    »Nehmen wir die Bauern. Ein Drittel liefern sie an die Allgemeinheit, zwei Drittel behalten sie.«
    »Sie haben oft kleine Flächen, da ist ein Drittel schon sehr viel«, warf der Erste Minister ein.
    »Richtig. Aber wenn sie größere Flächen hätten, würden sie mehr produzieren. Dann würde es für sie und für die Allgemeinheit reichen. Auf der anderen Seite liegen viele Flächen brach.«
    »Weil die Bauern nicht die große Pacht bezahlen können, die von den Landbesitzern erhoben wird«, schuf Sphrantzes eine Vorlage für den Fürsten. Der nahm sie dankbar an: »Genau deshalb schlage ich ein Gesetz vor, das den Bauern erlaubt, alle brachliegenden Flächen zu bewirtschaften.«
    »Wollt Ihr etwa den Adel, die Grundherren enteignen?«, fragte Johannes, dessen dunkles Gesicht erblasste, während Loukas die Ohren spitzte. Der Vorschlag seines Feindes gefiel ihm. Erstens, weil er sachlich richtig war, zweitens, weil man ihn niemals durchsetzen konnte, und drittens, weil er den Fürsten in Konflikt mit seinen eigenen Standesgenossen bringen und ihm dadurch schaden würde. Loukas Notaras stellte für sich erfreut fest, dass sich das Problem Alexios Angelos gerade selbst erledigte, denn der Mann isolierte sich mit einem bewundernswerten Starrsinn. Der Fürst war eben ein Schlagetot und kein Politiker, dachte er.
    »Nein, sie behalten ihr Land ja, sie haben nur kein Recht, es brachliegen zu lassen. Wir erleben doch gerade, dass die Grundherren bewusst Flächen nicht verpachten, um einen Engpass an Land zu schaffen, der die Pacht in die Höhe treibt. Es ist absurd, umso mehr sie veröden lassen, umso höher die Pacht. Außerdem sind sie ja bereits entschädigt, denn sie bezahlen, wie Notaras richtig bemerkte, ja keine Steuern.«
    »Es ist dennoch eine Art Enteignung. Wie könnt Ihr nur auf eine solche Idee kommen!«, entrüstete sich der Oberbefehlshaber Kantakuzenos.
    »Was ist denn eigentlich mit dem Besitz der Kirche und der Klöster?«, fragte der Patriarch spitz.
    »Wenn Männer ihre Zeit damit zubringen wollen, zu beten und sich Gott zu nähern, dann sollen sie es tun, nur ist es dann nicht Aufgabe des Staates, sie zu ernähren. Für die Klöster gilt das, was für den Adel gilt, wenn sie Land besitzen, dann verpachten sie es, oder, wenn es brachliegen bleibt, haben Bauern das Recht, es unentgeltlich zu bewirtschaften. Die staatliche Unterstützung fällt weg, und die Klöster werden besteuert wie die Bauern und Kaufleute.«
    »Versündige dich nicht, mein Sohn!«, polterte Joseph II. los.
    »Also, ich für meinen Teil gebe gern der Kirche.« Mit diesem kleinen Satz stieß Loukas Notaras den Dolch in den Rücken des Reformprogramms. Im Grunde störten ihn am Programm des Fürsten nur die Aufstellung eines stehenden Heeres und die Steuerlast für die Kaufleute.

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