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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Kaiser und der Fürst ihre Pferde bestiegen, hörten sie die dröhnende Stimme eines Mannes. »Gottes Strafe wird furchtbar sein!« Da gaben sie ihren Rössern die Sporen, und Bessarion rannte in sein Kloster, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Johannes trieb nur noch das Verlangen, in den Armen seiner geliebten Frau Ruhe zu finden vor der Bestie, die am Hafen gerade ihre Kette sprengte, während Alexios vor Zorn bebte. Im Vestibül des Kaiserpalastes erwarteten sie Konstantin, der Regent, und Loukas Notaras. Ihre Gesichter wirkten bedrückt.
    »Konntet ihr mir diesen Empfang nicht ersparen?«, fuhr der Kaiser sie an.
    »Nein, Bruder. Seit die Nachricht sich in der Stadt verbreitet hat, dass ihr die Unionsakte unterschrieben habt, schüren die Mönche Unruhe. Wir können nicht gegen die Kirche kämpfen«, antwortete Konstantin ruhig.
    »Parasiten, Kostgänger, schwarzes Pack!«, fluchte Alexios.
    »Das schwarze Pack gehört zu Byzanz wie der Kaiser und die Hagia Sophia«, beschied ihn Loukas Notaras streng.
    Johannes verdrehte die Augen. »Euer Streit, werte Herren, hat mir die ganze Zeit gefehlt! Halte keine Vorträge, Admiral, sondern rate deinem Kaiser, was jetzt zu tun ist!«
    »Am besten nichts. In der Hagia Sophia wird, wie mit dem Papst vereinbart, der lateinische Ritus gefeiert. Den anderen Kirchen stellen wir es frei. Wenn wir keinen Zwang anwenden, wird sich die Aufregung in kurzer Zeit legen«, entgegnete Loukas.
    Er wusste, dass sein Kind, das bald zur Welt kommen sollte, nicht in der Hagia Sophia getauft werden würde, so wie ihm auch bewusst war, dass von diesem Tag an die Hagia Sophia veröden würde. Der Kaiser, ein paar Höflinge, ein paar Geistliche würden in der Hauptkirche der Stadt den Gottesdienst nach lateinischem Ritus feiern, während die Masse der Gläubigen in die anderen Kirchen strömen würde, die noch den griechischen Ritus mit gesäuertem Brot und ohne Filioque im Glaubensbekenntnis hielten. Bitter dachte er, dass er sich mit diesem Vorschlag zum Totengräber der schönen alten Kirche gemacht hatte. Aber es half ja nichts! Und eigentlich traf ihn auch keine Schuld, denn nicht er war die Kirchenunion mit den Häretikern eingegangen.
    »Wie immer klug, Loukas. So soll es sein! Dann bekommt jeder, was er will«, sagte der Kaiser zufrieden. Er wollte endlich zu seiner Frau, doch seine Stellvertreter standen so, als ob das noch nicht alles war. Johannes schaute sie fragend an. Konstantin legte ihm die Hand auf die Schulter. »Die Kaiserin Maria ist vor ein paar Wochen an der Pest gestorben.« Johannes hörte die Worte, doch er verstand sie nicht. Ein Fremder sprach zu ihm über Fremdes. »Es tut mir leid, Bruder«, sagte Konstantin. »Martina Laskarina hat sich bis zuletzt rührend um sie gekümmert. Bei dem Versuch, das Leben Marias zu retten, hat die tapfere Ärztin ihr eigenes Leben verloren. Sie konnte gegen den Schwarzen Tod nichts ausrichten …«
    »Eine Pestepidemie?«, fragte der Fürst stirnrunzelnd, als sei das so unwahrscheinlich wie Regen in der Wüste.
    »Ja, Alexios«, sagte Konstantin.
    Wenn die Seuche in der Stadt gehaust und sogar die Kaiserin dahingerafft hatte, dann musste das Volk in großer Angst leben. Dann hatten die Mönche mit ihrem Gerede von Sünden und Höllenstrafen leichtes Spiel, dachte Alexios. Dann hatte Notaras durchaus recht, nicht noch Öl ins Feuer zu gießen.
    »Ich will sie sehen«, sagte Johannes schwach.
    »Wir mussten sie bereits beisetzen.«
    Der Kaiser nickte nur. »Ja, natürlich, wegen der Ansteckung …« Dann verwüstete eine furchtbare Angst sein Gesicht. »Ihr habt sie doch nicht etwa verbrannt?«
    »Nein.« Konstantin, der seinen Bruder noch etwas überragte, legte ihm den Arm um die Schulter und führte ihn zu seinen Gemächern. Er wusste nicht, ob Johannes die Beherrschung verlieren würde, und wenn, dann sollte es zumindest nicht in der Öffentlichkeit geschehen. Alexios Angelos schaute dem traurigen Kaiser nach. Etwas in Johannes schien zerbrochen zu sein. Dann nickte er dem Admiral kurz zu und begab sich eilig zu seinem Palast. Was mochte ihn erwarten? Wenn der Schwarze Tod nicht einmal vor dem Blachernenviertel haltgemacht hatte, dann hatte es jeden treffen können. Niemals hätte Alexios sich das vorstellen können, weder bei ihrer Hochzeit noch in den Jahren danach, aber er sorgte sich um Ioanna.
    Die Mönche im Basiliuskloster bereiteten Bessarion einen bösen Empfang. Mit Schlägen und Tritten jagten sie ihn aus dem Kloster.

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