BZRK Reloaded (German Edition)
war … Es spielt keine Rolle, was Andronikus war, denn als er das Couscous umrührte, hatte er gerade noch drei Minuten zu leben.
Noch vier weitere Mitglieder der Washingtoner BZRK-Zelle waren anwesend. Sie nippten Tee und Limonade – keine Spirituosen, kein Wein, kein Bier, das war hier die Hausregel –, während sie auf das Essen warteten.
Im Verlauf eines langen Arbeitstages hatten sie den möglichen Aufenthaltsort eines gewissen Bug Man eingegrenzt.
Sie wussten, dass Bug Man in Reichweite des Weißen Hauses arbeiten würde, damit er nicht gezwungen war, auf die oft unzuverlässigen Signalverstärker von AFGC zurückzugreifen. Das bedeutete, dass seine Basis innerhalb eines Radius von einer halben Meile liegen musste. Wahrscheinlich. Sicher wusste das niemand.
Aber darüber hinaus hatte er bestimmt auch eine Wohnung. Wenn man vierundzwanzig Stunden am Tag in einem Büro verbringt, erregt das die Aufmerksamkeit der Gebäudeverwaltung. Es gab also zwei mögliche Aufenthaltsorte: ein Büro in der Nähe des Weißen Hauses und ein Hotel.
Sie ließen die Aufzeichnungen der Videoüberwachungsanlage durch ein Gesichtserkennungsprogramm laufen, aber niemand besaß ein gutes Bild vom Bug Man. Sie wussten lediglich, dass er ein farbiger Teenager war. Das würde sie nirgendwohin bringen.
Aber Lear hatte ihnen eine brauchbare Spur gegeben. Anscheinend hatte die Armstrong Fancy Gifts Corporation schon lange Rabatt bei den Hotels der Hyatt-Kette. Wenn Bug Man in einem Hyatt-Hotel wohnte, würde das die Sache auf sieben mögliche Hotels einengen.
Um die Adresse des Büros herauszufinden, waren sie alle Benutzungsbewilligungen und Untermieterverträge, die älter als ein Jahr waren, durchgegangen. Sie durchforsteten die »Zu vermieten«-Anzeigen für Büros innerhalb des Zielradius. Dabei konzentrierten sie sich auf diejenigen, die die größte Privatsphäre versprachen und nicht Teil eines Gemeinschaftsbüros waren.
Die Liste war nicht allzu lang. Einigermaßen zügig waren sie auf neunzehn mögliche Adressen gekommen. Sie rechneten damit, die genaue Adresse in drei Tagen ermittelt zu haben. Und da sie sich auf Hyatt-Hotels beschränken konnten, würden sie das richtige Hotel mithilfe des Gesichtserkennungsprogramms und der Überwachungsvideos in ein oder zwei Tagen bestimmen können.
Was eine erstaunliche Leistung war, fast so erstaunlich wie die Tatsache, dass AmericaStrong – ein Teilunternehmen der Armstrong Fancy Gifts Corporation – und die ETA den Aufenthaltsort der BZRK-Zelle auf eine Adresse eingeschränkt hatten.
Auf eine einzige.
An der Ecke des Hauses an der Fifth Street, Southeast, hatte sich eine Gruppe versammelt, die exakt wie das Sondereinsatzkommando der Polizei von Washington DC aussah. Bei den Passanten rief das nur mildes Interesse hervor, denn es war kaum das erste Mal, dass sie ein Sondereinsatzkommando gesehen hatten. Selbst die vorbeifahrende Streife zuckte nur mit den Schultern.
»Was ist das?«, kam von Kid. Jeder nannte ihn nur Kid. Nicht The Kid, wie ein cooler Spitzname, sondern einfach nur Kid. Deshalb hatte er es zu seinem Kampfnamen gemacht, zu seinem Alias. Nur dass er sich selbst Billy the Kid nannte, warum auch nicht? Mag sein, dass Billy the Kid im klinischen Sinne nicht verrückt gewesen war, aber er war immerhin verrückt gewesen. Nicht geistesgestört, aber verrückt.
Billys wirklicher Name war André. Seine Mutter war aus Guatemala. Sein Vater war Afroamerikaner. Das Ergebnis dieses interessanten DNA-Mixes war ein Junge von lediglich durchschnittlicher Größe, mit dunkler Haut, einer flachen Nase und üppigen, langen, fast schon mädchenhaften – nein, ganz eindeutig mädchenhaften – glatten schwarzen Haaren. Die Kombination war bestens dafür geeignet, dass er sich sowohl von den Afroamerikanern als auch von den Latinos ausgeschlossen fühlte.
André hatte interessierte, wache Augen. Nicht verängstigt, nur unruhig wie der Blick eines Vogels. Seine beiden Vorderzähne standen etwas hervor, was ihm ein süßes, kindliches Aussehen verlieh. Dies war auch das einzige Erscheinungsmerkmal, das er mit dem wahren Billy the Kid teilte.
Niemand sagte Billy the Kid zu ihm. Es war ihm noch nicht gelungen, den anderen klarzumachen, dass er die Hasenzähne mit dem berühmten Pistolero gemeinsam hatte.
Auch Andronikus nannte ihn nicht Billy. Andronikus hasste es, wenn ihm Leute beim Kochen über die Schulter sahen. Und das ist der letzte Informationsbrocken zu Andronikus,
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