C14-Crash
»Zufallslagen« genannt). Das ist der Grund,
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C14-Crash
1.5 Möglichkeiten der Altersbestimmung, wenn das
Simultanitätsprinzip gültig ist
Wenn das Fundamentalprinzip (Bild 1.2 ) ungültig ist, dann besteht keine Mög-
lichkeit mehr zur direkten Altersbestimmung. Deshalb zieht man sich auf das Si-
multanitätsprinzip zurück. Dieses ist folgendermaßen zu verstehen: In der Atmo-
sphäre wird die C14-Konzentration nicht mehr zeitlich konstant vorausgesetzt,
doch die Konzentrationsänderungen sol en sich an al en Orten der Erde gleich-
förmig (»simultan«) vol ziehen. Das Probenalter kann also nicht mehr wie unter
Gültigkeit des Fundamentalprinzips errechnet werden, sondern muß aus dem
Vergleich zweier Chronologien erschlossen werden: Der errechnete Verlauf der
C14-Konzentration in der Probe wird auf Übereinstimmungen mit dem rekon-
struierten Verlauf in der Atmosphäre untersucht. Dabei spielt es, solange das Si-
multanitätsprinzip gültig ist, keine Rolle, von welchem Ort der Erde die Probe
stammt und für welchen Ort der Erde die Chronologie der C14-Konzentration
erstellt wurde.
1. Grundsätzliches – eine Einführung zum Gebrauch
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weshalb kein Dendrochronologe auf das Hilfsmittel der Vordatierung ver-
1.7 Selbst die aus-
sichtsreichste Syn-
zichtet. Nur so kann er die Zahl der Zufallslagen so weit reduzieren, daß eine
chronität zwischen
der zu plazieren-
begründete Entscheidung möglich wird. E. Hollstein schreibt (im Hinblick
den Sequenz und
seiner schon vor-
handenen Chrono-
auf Einzelkurven) für den Fall einer Ablösung von der Historie: »Wenn also
logie kann immer
noch schlechter
zwei Holzproben, von denen man gar nichts weiß, auf vermutete Gleichzeitig-
sein als diejenige,
die sich mit Berei-
keit untersucht werden sollen, so kann allerdings die a-priori-Wahrscheinlich-
chen erzielen
ließe, die erst bei
keit für das Auffinden des richtigen Datums so klein werden, daß wenig Aus-
weiterer Vollstän-
digkeit der Chro-
sicht besteht, es auch wirklich zu finden« [Hollstein 1970, 147]. Also kann nur ei-
nologie getestet
werden können!
ne Vordatierung die Zahl der in Frage kommenden Synchronitäten so weit
Soll er die Se-
quenz nun teilwei-
einschränken, daß wieder eine gute Chance besteht, unter den verbliebenen
se oder vollständig
überlappend ein-
Kandidaten auch die richtige Synchronität zu bestimmen – wenn die Vorda-
bauen oder soll er
sie als noch
tierung stimmt.
schwimmend pla-
zieren? Angesichts
Erschwerend kommt hinzu, daß sich für die schwimmenden Sequenzen
dieses Dilemmas
ist er stets auf
immer wieder Synchronitäten herausarbeiten lassen, die im statistischen Sinne
Hilfsmittel der Vor-
datierung angewie-
als hochzuverlässig angesehen werden dürfen, die aber tatsächlich falsch sind.
sen, muß sich zu-
gleich aber die
Frage stellen, in-
Deshalb ist auch eine falsche Vordatierung sehr gefährlich, denn im Vertrau-
wieweit er diesen
bei der Lösung des
en auf diese können Synchronitäten zwischen überlappenden Baumringse-
Problems trauen
darf?
quenzen erarbeitet werden, die nicht stimmen und damit die Masterchronolo-
gie in eine völlig falsche Richtung treiben. So droht immer Gefahr, wenn eine
relativ beste Synchronlage zu früh übernommen wird, ohne sie bei verbesser-
ter Fundlage später noch einmal in Frage zu stellen.
Solange sein regionaler Master bzw. seine Chronologie noch nicht kom-
plett ist, steht der Dendrochronologe sowohl mit einer einzelnen Ringbreiten-
folge als auch mit einem schwimmenden lokalen Master in der Hand stets vor
1.5
einem Dilemma: Selbst die aussichtsreichste Synchronität zwischen der zu
plazierenden Sequenz und seiner schon vorhandenen Chronologie kann im-
mer noch schlechter sein als diejenige, die sich mit Bereichen erzielen ließe,
die erst bei weiterer Vollständigkeit der Chronologie getestet werden können!
Soll er die Sequenz nun teilweise oder vollständig überlappend einbauen oder
soll er sie als noch schwimmend plazieren? Angesichts dieses Dilemmas ist er
stets auf Hilfsmittel der Vordatierung angewiesen, muß sich zugleich aber die
Frage stellen, inwieweit er diesen bei der Lösung des Problems trauen darf.
1.8 Absolutdatieren durch »wiggle-matching«
Wer um das tiefgreifende Dilemma der Dendrochronologie weiß, kann sich
über ihre Versuche, sich umfassend auf eine leistungsfähige Methode der
Vordatierung abzustützen, nicht mehr
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