C14-Crash
»wiggle« führt und daß dieser damit ein genuin lokales Phäno-
men ist, wurde erst in jüngster Zeit von Ozeanographen erkannt, ohne daß dar-
aus aber Rückschlüsse über die Verwendbarkeit der aktuellen Kalibrierkurven
abgeleitet worden sind.
Aus der Schätzung der Menge an global vorhandenem Kohlenstoff (rund 42 •
1015 Kilogramm) und dem relativen C14-Anteil (rund 1.5 • 10-10 %) ergibt sich
rechnerisch eine Menge von rund 7.5 kg C14, die jährlich radioaktiv zerfäl t. Aus-
schließlich diese Menge müsste jährlich nachproduziert und rasch auf al e Reser-
voire verteilt werden, wenn von stationären Verhältnissen gesprochen werden
soll. Die Realität sieht dagegen anders aus (vergleiche Bild 1.8 ).
1. Grundsätzliches – eine Einführung zum Gebrauch
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verglichen werden. Ein Vergleich von zeitlichen Mustern verschiedener Orte,
1.9 Wer ernsthaft
die möglichen Ur-
wie sie in der Graphik b) des Bildes 1.6 zusammengefaßt sind, muß in die Ir-
sachen solcher
»wiggle« zu er-
re führen.
gründen versucht,
wird kaum in Ver-
suchung geraten,
Nur solange, wie sich Schwankungen der C14-Konzentration an allen Or-
diese Muster über
größere Entfernun-
ten der Erde auf gleiche Weise abspielen und in die Organismen einprägen,
gen synchronisie-
ren zu wollen.
kann auf diese Methode des »wiggle-matching« gesetzt werden. Anderenfalls
kommt es zu Fehlsynchronisierungen und damit zur Ableitung falscher Chro-
nologien. Trotz eindeutiger Hinweise, daß das Simultanitätsprinzip nicht in
der erforderlichen Strenge gültig sein konnte, wurde »wiggle-matching« jahr-
zehntelang als sprichwörtliche »ultima ratio« eingesetzt, um die europäischen
Baumringchronologien anhand von Mustervergleichen unter Abstützung auf
die weltweit einzige komplette Baumringchronologie aus Amerika – die Bor-
stenkiefer- bzw. Bristlecone-Pine-Chronologie – zu erstellen. Wer »wiggle«
als Grundlage von Vordatierungen verwendet, muß sich darüber im Klaren
sein, wie diese zustande kommen und ob diese mit weltweit synchronen Kon-
zentrationsschwankungen überhaupt vereinbar sind. Genau an dieser Stelle
mußten wir die größte von der C14-Methode begangene Verfehlung feststel-
len. Wer die möglichen Ursachen solcher »wiggle« zu ergründen versucht,
wird kaum in Versuchung geraten, diese Muster über größere Entfernungen
synchronisieren zu wollen.
1.9 »Wiggle« offenbaren eine chaotische Welt
Das Bild 1.7 veranschaulicht die ursprüngliche Vorstellung von dem stabilen
1.7
Zustand der C14-Konzentration in allen dafür in Frage kommenden Reservoi-
ren der Erde – Atmosphäre, Biosphäre, Humus, sowie Oberflächen- und Tie-
fenwasser der Ozeane: Die C14-Konzentration sei überall auf der Erde nahe-
zu gleich und habe sich seit langem schon auf ein Niveau eingependelt, bei
dem der jährliche Zerfall (ca. 0.12 ‰ des Gesamtvorkommens) gerade von
einer seit Urzeiten konstanten C14-Produktion in der oberen Atmosphäre
kompensiert würde. Dieser langfristig ausgeglichene Zustand zwischen Pro-
duktion und Zerfall wird durch die beiden maßstabsgetreu gezeichneten Käst-
chen rechts/unten und links/oben von dem großen Kasten wiedergegeben, der
wiederum für das globale irdische Kohlenstoffreservoir steht. Die Wirk-
lichkeit ist von solchen stationären Zuständen allerdings weit entfernt.
Das ozeanische Tiefenwasser weist eine systematisch geringere C14-Kon-
zentration als das Oberflächenwasser und die Atmosphäre auf. Das hat mit
seinem Strömungsverhalten zu tun. Dieses Konzentrationsgefälle ist in dem
Bild 1.8 durch die unterschiedlichen Einfärbungen der drei Bereiche ange-
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C14-Crash
1.8 Produktion und Zerfall von C14 – der allgemeine Fall
Die C14-Konzentration ist im Tiefenwasser der Ozeane niedriger als in der At-
mosphäre (A). Eine ergiebige Anreicherung durch entsprechenden Austausch
mit der Atmosphäre findet nur in den Schichten statt, die aufgrund großräumi-
ger Umwälzströmungen an die Oberfläche gelangen (OFW = Oberflächenwas-
ser). Diese Strömungen sind regional verschieden ausgeprägt und zudem zeitlich
veränderlich. Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum die Atmosphären-
konzentration von C14 sich nicht in einem globalem Gleichgewicht befindet und
weshalb das Simultanitätsprinzip nicht erfüllt sein kann.
Es gab und gibt keinen Grund, von einer seit langem gegebenen Ausgegli-
chenheit zwischen produzierter und zerfal
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