C14-Crash
– genauso wie alle weiteren Evolutionsschritte –
durch Eindringen entsprechender Kohlenwasserstoffe in Gefolge von Ko-
meten bewirkt sehen [New York Times vom 1.4.97], dann sollte daran erinnert wer-
den, daß der uns geläufige Zeitrahmen von mehreren Milliarden Jahren für
die Entwicklung des Planeten Erde ursprünglich von der Darwinschen Evolu-
tionstheorie vorausgesetzt bzw. eingeklagt und bereits Anfang dieses Jahr-
hunderts von der Wissenschaft der Radionuklide gewährt worden ist. Evoluti-
1.10
onstheorien, die »nicht mehr ohne weiteres zugeben, daß die verflossenen
Zeiträume ungeheuer lang waren« [Darwin 1981, 432], sollten diesen Zusammen-
hang neu beleuchten und dabei auch kritische Fragen an die Geochronologie
stellen. Der radiometrischen Geochronologie stehen also im Gegensatz zur
C14-Methode zusätzliche Kontrollmechanismen zur Verfügung, da in der Re-
gel sogar mehrere Mutter- und Tochterisotope betrachtet werden können.
Trotz sorgfältigster Durchführung der an sich schon sehr aufwendigen und
anspruchsvollen Messungen muß allerdings festgestellt werden, daß nur weni-
ge Analysen wirklich konsistente Ergebnissen ergeben, wenn alle in Frage
kommenden Zerfallsreihen in Betracht gezogen werden [Gilluly et al. 1975, 82].
Große Unterschiede im Verhalten bei Phasenübergängen (Schmelzen, Lösen)
und gegenüber chemischen Reaktionspartnern sorgen bei den einzelnen Isoto-
pen über den in Frage stehenden Zeitraum in der Größenordnung mehrerer
Milliarden Jahre offenbar für drastische Verschiebungen in den Konzentrati-
onsverhältnissen.
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C14-Crash
Die Uran-Uhr konnte nur geeicht werden, indem die Verhältnisse meteori-
tischer Bleivorkommen (Tochterisotope Pb206/207/208) auf die ursprüngli-
chen irdischen Verhältnisse übertragen wurden. Dabei mußte beispielsweise
angenommen werden, daß in den Meteoriten niemals Uran vorhanden gewe-
sen ist, das in der Zwischenzeit zu Blei zerfallen wäre. Die Eichung der
Strontium-Uhr basiert auf der vergleichenden Untersuchung als gleichaltrig
vorausgesetzter Proben. Auch die anderen Methoden können jeweils nur un-
ter diversen Annahmen auf den Weg gebracht werden. Dennoch besteht im-
mer noch ein prinzipieller Vorteil gegenüber der C14-Methode: Während
letztere sich auf eine komplette Chronologie der C14-Konzentration stützen
muß, machen jene im Rahmen ihrer Zielsetzung Aussagen über Isotopenzu-
sammensetzungen nur für eine begrenzte Zahl von Epochenübergängen.
Die einzelnen Zeitangaben sind untereinander nicht in dem Maße konsi-
stent, wie es die Fehlerbetrachtung für die einzelnen Verfahren jeweils erwar-
ten ließen. Geochronologen werden nicht widersprechen, wenn als Fehler ei-
nes radiometrisch gewonnenen Datums – Richtigkeit der zugrundeliegenden
Annahmen vorausgesetzt! – mindestens 10% angenommen werden müssen.
Ein Datum von beispielsweise 1.7 • 108 Jahren wäre also mit einem Fehler
von sicherlich ±0.2 oder sogar ±0.3 • 108 Jahren verbunden. Das ist genau die
Größenordnung, die wir – ohne die Kalibrierung zu betrachten, die noch zu
ganz anderen Problemen führt – ganz regulär auch für die Ergebnisse aus der
C14-Methode ansetzen müssen, wenn alle Fehlerquellen in Betracht gezogen
werden (vergleiche Kapitel 8). Illusionen über die Genauigkeit der C14-Me-
thode halten sich unter anderem aus deshalb, weil die angezeigte routine-
mäßige Kontrolle durch Vermessung von Tochter- und Mutterisotop ausge-
rechnet bei der C14-Methode nicht möglich ist.
Die Unsicherheit einer C14-Datierung schlägt letztlich mit mehreren Jahr-
hunderten zu Buche, wenn nämlich alle möglichen Fehlerquellen konsequent
in Rechnung gestellt werden. Zu dieser Offenlegung hat auch die Kontrolle
der Geschichtswissenschaft beigetragen, die oftmals C14-Daten nicht akzep-
tieren will und Rechenschaft über die Genauigkeit der Daten verlangt. Wie
wichtig diese Kontrolle grundsätzlich ist, wird am Beispiel der Kalium-Ar-
gon-Datierung geologisch gesehen jungen Ergußgesteins deutlich. Hier sind
Altersangaben mit einer Unsicherheit in der Größenordnung von ±10.000
Jahren üblich, was wegen der hohen Halbwertszeit des radioaktiven Kalium
extrem genaue Messungen und eine extrem genaue Kontrolle der Einhaltung
der entsprechenden Randbedingungen (Ausschluß von Kontamination etc.)
voraussetzt. Auf die C14-Methode übertragen, würde es die Bestimmung ei-
nes Alters in der Größenordnung
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