C14-Crash
rund
0.5 nCi pro ml Blut. Bei einem Gewichtsanteil des Kohlenstoffes am Blut von
rund 10% hat die extrahierte Kohlenstoffprobe mit 5 nCi pro Gramm Kohlen-
stoff demnach eine rund 700-fach höhere Aktivität als eine Normalprobe mit
natürlichem Kohlenstoff.
Auch der Vergleich mit einer Aktivität im menschlichen Körper, die nach
der Strahlenschutzverordnung maximal für eine Inkorporation zulässig ist, er-
hellt die Nachweisproblematik der Archäometrie. Diese beträgt für das Fett
als kritisches Organ 300 µCi [zum Winkel 1975, 102]. Der durchschnittliche Fett-
anteil bei einem Erwachsenenkörper beträgt rund 10 Kg, also liegt die maxi-
mal zugelassene spezifische Aktivität bei 30 nCi pro Gramm Fett. Bei einem
Gewichtsanteil des Kohlenstoffes im Fett in der Größenordnung von 25% hat
die extrahierte Kohlenstoffprobe mit 120 nCi pro Gramm Kohlenstoff eine
rund 17.000-fach höhere Aktivität als die Normalprobe mit undotiertem Koh-
lenstoff.
2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
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2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
2.1 Die C14-Methode im Urteil der Historiker ...
Historiker stehen der C14-Methode mit gespaltenen Gefühlen gegenüber. Ei-
nerseits zollen sie der naturwissenschaftlichen Methode ihren generellen Re-
spekt, äußern jedoch andererseits immer wieder Unzufriedenheit angesichts
widersprüchlicher Ergebnisse. Der Respekt der Historiker beruht nicht so
sehr auf der Eleganz der Methode oder auf dem umfassenden Korrekturappa-
rat, der im Laufe der Jahrzehnte für die Prozedur der Gewinnung eines C14-
Datums erarbeitet wurde. Vielmehr sieht man sich mit Ergebnissen konfron-
tiert, die solange akzeptiert werden müssen, wie nicht wirklich gute Gründe
für eine Zurückweisung vorliegen. Historiker neigen in Zweifelsfällen eher
zum stillschweigenden Ignorieren als zum offenen methodischen Schlagab-
tausch.
Zu Recht übt der Historiker Zurückhaltung gegenüber methodischen De-
tails. Eine seit 50 Jahren weltweit eingesetzte Methode muß alle grundlegen-
den Probleme schon längst gelöst haben. Der Historiker kann auch erwarten,
daß das Verfahren nach dem neuesten Stand der Technik durchgeführt wird.
Tatsächlich hat es im Laufe der Zeit wesentliche Verbesserungen gegeben,
wie etwa den Wechsel von der Zählung der (extrem seltenen) Atomzerfälle
hin zu der Zählung der C14-Atome (durch die Beschleunigermassenspektro-
metrie, engl. Abk.: AMS) selber. Gute Voraussetzungen also, C14-Daten ei-
nen entscheidenden Rang in jeder Chronologiedebatte einzuräumen. Doch da-
zu sind Historiker – aus guten Gründen – in der Regel nicht bereit.
Die Unzufriedenheit speist sich aus dem Maß und der Art der Unzuverläs-
sigkeit, die C14-Daten anhaftet. Der Historiker will Daten verfeinern. Mit der
C14-Methode werden dagegen auf unnachvollziehbare Weise Daten unter-
schiedlichsten Alters erzeugt, die somit keinen Entscheidungscharakter haben
können, sondern nur einen durch mehr oder weniger mühselige Detailbetrach-
tungen gewonnenen Hinweischarakter – oftmals nahe der Indifferenz oder be-
reits in sich widersprüchlich. Solange die genaue chronologische Plazierung
als »zulässiges archäologisches Ziel« verstanden wird [Shott 1992], muß die
Tatsache, daß 33% [Lewis 1985, 217] bis 50% [Hassan 1989, 57; Ogden 1977, 173] al-
ler C14-Daten abgewiesen werden, als »Abstimmung mit den Füßen« gegen
die C14-Methode angesehen werden. Es ist hauptsächlich der außerordentli-
che Respekt der Geisteswissenschaftler vor der Naturwissenschaft als Gan-
zem, der trotz dieses sprachlos bleibenden Mißtrauensvotums die »Abwahl«
der C14-Methode verhindert.
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2.1 Es geht um Kopf und Kragen
Die in dem Bild zusammengefaßten 20 C14-Daten stammen vom Fundort »Chil-
ders« in Nord-Ost-Amerika, der der sogenannten »Late Woodland« Periode zu-
geordnet wird. Die Chronologie dieser Periode überstreicht nach Ansicht der
Archäologen den Zeitraum von 400 - 800 AD. Ein wesentliches Merkmal der ihr
zugerechneten Besiedlungen sei deren generel kurze Dauer zwischen wenigen
Jahren bis wenigen Jahrzehnten. So wird seitens der Archäologen dem hier be-
trachteten Fundort »Childers« lediglich eine Besiedelungslänge von 15 Jahren zu-
gestanden [Shott 1992, 208]. Die C14-Daten spannen jedoch einen Zeitraum
von knapp 1.400 Jahren auf. Eine einfache Mittelwertbildung ist hier
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