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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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204].
    Es gibt also zahlreiche Probleme bei der Verwendung von C14-Daten: Ei-
    ne Streuung der C14-Daten in unrealistischer Höhe, Probentypen, die grund-
    sätzlich problematisch sind, es gibt Kontaminationen, Inversionen und infolge
    dieser ganzen Probleme eine zu hohe Datierungsunsicherheit. Welche Verfah-
    ren werden den Historikern empfohlen, um trotz dieser Probleme dennoch zu
    allgemein akzeptierten C14-Daten zu kommen?
    2.2 ... und wie man sich arrangiert
    Die archäologisch und historisch-methodisch orientierte Literatur bemüht sich
    natürlich, ihre Leser über die möglichen Ursachen für Diskrepanzen, die bei
    C14-Datierungen zu erwarten sind, zu informieren. Dabei kristallisiert sich
    ein fundamentales Mißverständnis heraus, das entscheidenden Anteil daran
    hat, daß die C14-Methode immun gegenüber der Kritik aus den Reihen der
    Historiker bleiben kann.
    Im REALLEXIKON DER GERMANISCHEN ALTERTUMSKUNDE wird ein irreführen-
    der Zusammenhang zwischen dem »±-Fehler« bei der Radioaktivitätsmessung
    einerseits und der statistischen Sicherheit für das angegebene C14-Alter ande-
    rerseits hergestellt: »Bei den normalen ±-Werten liegt das gesuchte Datum
    mit ca. 80% Wahrscheinlichkeit1 im angegebenen Bereich. Mit ca. 20%
    Wahrscheinlichkeit liegt es nicht darin. Deshalb sind immer von einer Stelle
    mehrere Proben nötig, um statistische Sicherheit zu erreichen« [Hoops 1981,
    631].
    Diese Forderung ist unbegründet und grob irreführend, denn tatsächlich
    kann der ±-Fehler aus der Radioaktivitätsmessung durch eine entsprechend
    lange Messung so klein gemacht werden, daß auch eine Feindatierung mit ei-
    nem Fehler von wenigen Jahren möglich wird (siehe dazu Bild 7.2 ). Das zen-
    1
    Richtig – in diesem Zusammenhang aber unwesentlich – ist ein Wert von rund 70%.
    2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
    53
    trale Problem der C14-Methode liegt gar nicht in diesem ±-Fehler aus der Ra-
    2.2 Ein wesentli-
    ches Motiv für das
    dioaktivitätsmessung, sondern in der Tatsache, daß die C14-Daten zweier
    Mißtrauen der Hi-
    storiker gegenüber
    oder mehrerer vergesellschafteter, gleichaltriger Proben trotz hochgenauer
    der C14-Methode
    erwächst aus den
    immer wieder
    Messung in der Regel viel zu weit auseinander liegen. De facto wird diese
    deutlich hervortre-
    tenden Diskrepan-
    chaotische Streuung nur allzu gerne mit dem »naturgegebenen« zufälligen
    zen zwischen Da-
    tierungen, die mit
    Fehler bei der Messung einer C14-Aktivität verwechselt und durch die Aus-
    ihren eigenen Me-
    thoden erstellt
    wertung mehrerer Messungen ungerechtfertigterweise gesund interpretiert.
    werden, und den
    entsprechenden
    Die Erkenntnis, das eine isolierte C14-Datierung noch gar nichts aussagt,
    C14-Daten.
    wurde mit dem bekannten Satz »one date is no date« auf den Punkt gebracht.
    Diese Erkenntnis birgt genau genommen Sprengstoff für die C14-Methode,
    und dieser Sprengstoff ist in ihrem Zentrum angebracht! Der Ausspruch (»ei-
    ne Datierung ist keine Datierung«) geht auf M.J. Aitken zurück [Aitken 1990,
    95]. Ihm zufolge könne einem vereinzelten Datum keine chronologische Aus-
    sagekraft zugesprochen werden, weil die Probe während der Zeit ihrer Lage-
    rung aber auch durch ihre Behandlung im Labor zahllose unrekonstruierbare
    und deswegen unkorrigierbare Einwirkungen erfahren habe. Aitken zielte da-
    mit ausdrücklich nicht auf »Ausrutscher«, die jedem Labor passieren können,
    sondern auf den Normalfall.
    Diese allseits erhobene Forderung nach mehreren Proben von einer Stelle
    beinhaltet das Eingeständnis, daß das für die Anwendung der C14-Methode
    unverzichtbare »Simultanitätsprinzip«, nach dem gleichaltrige Proben dassel-
    be C14-Alter aufweisen müssen, nicht gilt (dazu die Bilder 4.4-6 ): Ohne gül-
    tiges Simultanitätsprinzip wäre eine Kalibrierung sinnlos, da die Unsicherheit
    des kalibrierten Alters so groß wäre wie die Streuung in den C14-Daten
    gleichaltriger Proben. Und diese können, wie wir gesehen haben, sogar in der
    Größenordnung eines Jahrtausends liegen. Doch da die heute gebräuchlichen
    Kalibrierkurven nur unter Anwendung dieses Prinzips konstruiert werden
    konnten, muß ihre Verwendung grundsätzlich in die Irre führen. Dieser Sach-
    verhalt blieb trotz der beunruhigenden Hinweise, die die C14-Wissenschaftler
    aus den chaotisch streuenden Daten von Anfang an hätten entnehmen müssen,
    bis heute unverstanden und unbeachtet, weil sie fest an die Erstellbarkeit

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