C14-Crash
C14-Wis-
senschaft niemals die Führerschaft in der Frage nach Absolutdaten beanspru-
chen wollen oder können.
Die »Bruderwissenschaft« der Dendrochronologie hat ihre Baumringse-
quenzen in ein Stadium getrieben, das sie ohne C14 niemals erreicht hätte.
Wenn manche ihrer Vertreter auch von sämtlichen anderen existierenden Ab-
solutchronologien als ihr »untergeordnet« sprechen [Baillie 1995, 12] und die
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C14-Crash
dendrochronologische Methode als »gleichsam atemberaubend in ihrer Ele-
ganz und Einfachheit« [1995, 17] bezeichnen und ihre Ergebnisse aus einem
»ultimativen chronologischen Maßstab« [1990/91, 27] abgeleitet sehen, die »un-
glaublich genau« [1995, 17] und gegebenenfalls »absolut sicher« [1995, 26] seien
– so bräche sie doch sofort zusammen, wenn sie ohne Hilfe durch C14 und
unter Berücksichtigung aller jemals gesammelten Proben das nach jahrzehnte-
langer Arbeit erzielte Ergebnis noch einmal reproduzieren sollte. Trost könn-
te allenfalls darin bestehen, daß auch andere Absolutchronologien in eine
ähnliche Verlegenheit gebracht werden können.
2.9 Hinweise auf die kommenden Kapitel
Mit diesem Kapitel wollten wir zeigen, daß von zwei völlig unterschiedlichen
Standpunkten aus – von dem der Chronologie und dem der Physik – zentrale
Schwachstellen der C14-Methode gleichermaßen ausgeleuchtet werden kön-
nen. Es ist wichtig, von Beginn an die Tiefe der Verstrickung sowohl der
C14-Methode als auch der Dendrochronologie in unreflektiert ausgeschlach-
tete künstliche und falsche Ordnungsprinzipien zu erkennen. Erst daraus kann
das richtige Verständnis des offiziellen Umgangs mit all den vielen, vielen
nur scheinbar peripheren Problemen erwachsen.
Diese Probleme lassen sich weitestgehend aus dem fundamentalen Irrtum
ableiten, der in der Anwendung des Aktualismus liegt: »natura non facit sal-
tum«. Die jeweiligen Lösungsversuche zeigen ein ums andere Mal, daß das
Ausmaß der Fehlgriffs nicht erkannt und das richtige Fazit aus der Summe
der Probleme nicht gezogen werden kann, solange diese jeweils als nur klein
und isoliert wahrgenommen werden.
Im folgenden (dritten) Kapitel versuchen wir für die Geschichtswissen-
schaft im Allgemeinen und für die Dendrochronologie im Besonderen jeweils
eine Position zu bestimmen, von der aus die Leistung der C14-Methode nach
unvoreingenommenen Kriterien beurteilt werden kann, ohne sich bereits in ir-
gendeiner Form von ihr abhängig gemacht zu haben. Daraus ergibt sich
zwangsläufig, daß wir die C14-Methode an ihren eigenen Ansprüchen messen
und demzufolge kritisieren müssen. Das darauf folgende 4. Kapitel faßt die
vorangegangenen Kapitel in Verbindung mit mehreren Graphiken zusammen.
Die Kapitel 5 und 6 sind historischen Betrachtungen gewidmet und glie-
dern sich wie folgt:
2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
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! Unter welchen Vorstellungen (und nicht zuletzt mit welchen Vorurteilen)
wir diese Untersuchung gestartet haben und anhand welcher Erkenntnisse
wir jeweils unser Urteil weitergebildet haben (Kapitel 5).
! Wie denkbar schlecht die meßtechnischen und probenspezifischen Vor-
aussetzungen etwa im Vergleich mit (durchaus ökonomisch orientierten)
radiomedizinischen Untersuchungen ausfallen (zu Beginn des Kapitel 6).
! Wie und unter welchen allgemeinen Bedingungen die C14-Methode bis
zur Veröffentlichung 1949 entwickelt wurde (Kapitel 6).
In den restlichen drei Kapiteln 7, 8 und 9 werden mehrere Problemkreise ver-
tieft erörtert:
! Wie das Instrument der Statistik zur Vertuschung der unverstanden ge-
bliebenen Streuung und damit letztlich zur scheinbaren Gesundung der
C14-Absolutdaten eingesetzt wird (Kapitel 7).
! Zu welcher Höhe sich die Einzelfehler tatsächlich summieren, wenn alle
offiziell bekannten, in der Regel aber nur im Einzelfall behandelten Pro-
bleme einmal konsequent zusammengeschaut werden (Kapitel 8).
! Was im Einzelnen für Einschränkungen (etwa im Umfang der Bilanzglei-
chung für C14) vorgenommen und welche Umwege (besonders bei dem
Verfahren der Kalibrierung selber) eingeschlagen worden sind, um den
Mythos von der Absolutdatierbarkeit durch C14 am Leben zu erhalten
(Kapitel 9).
! Wie das Bild, das sich die Wissenschaftler von der quasi-stationären zeit-
lichen Entwicklung der C14-Konzentration der Atmosphäre trotz klarer
Indizien für den gegenteiligen Trend ausgemalt hatten, das Verfahren der
Kalibrierung geprägt hat
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