C14-Crash
die detaillierte Rekonstruktion der Chronologie der C14-Konzentration
der Atmosphäre an oberster Stelle der Tagesordnung. Die C14-Methode war
nunmehr selber auf die Notwendigkeit zurückgeworfen, eine lückenlose
Chronologie für die C14-Konzentration der Atmosphäre zu erstellen! Solange
dies nicht geschehen war, mußten die C14-Meßdaten eigentlich mit entspre-
chender Zurückhaltung verwendet werden. Die bereits erfolgte Verwendung
von C14-Daten zur Stützung historischer Theorien tat aber das ihrige, um
C14-Daten gegebenenfalls auch weiterhin zu verwenden.
Müller-Karpe, und mit ihm auch der größte Teil der Fachkollegen, er-
kannte nicht, daß sich die C14-Methode bereits seit Jahren in derselben Not-
lage befand wie seine eigene Wissenschaft und an sich zu größter Zurückhal-
tung verpflichtet gewesen wäre. Was ihm aber nach und nach von der C14-
Wissenschaft präsentiert wurde, konnte und wollte er ohnehin nicht akzeptie-
ren. Bereits im II. Band des Handbuchs macht er seinem Ärger Luft: »Wenn
neuerdings unter Berufung auf C 14-Bestimmungen gewisse neolithische Kul-
turäußerungen Ostasiens für extrem alt gehalten werden, so daß sich ein vom
übrigen altweltlichen Neolithikum unabhängiger und diesem sogar zeitlich
vorausgehender Ursprung dieser Eigenheiten ergeben würde, so erscheint
dies wenig glaubhaft« [1968, 14]. Müller-Karpe nimmt das Wetterleuchten am
Horizont war, das sich in wenigen Jahren in der sogenannten »Zweiten Radio-
karbonrevolution« entladen wird.
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C14-Crash
3.1 Das Erfinden künstlicher Zeiträume mit C14: »Besiedelung
Neuseelands schon vor 2.000 Jahren«
In einem kurzen Zeitungsartikel aus der F.A.Z. vom 4. September 1996 fanden
wir folgende Argumente auf der Basis von C14-Daten zusammengestel t, wonach
die Erstbesiedelung Neuseelands durch die Maoris bereits 1.200 Jahre vor dem
bislang als wahrscheinlich geltenden Datum möglich erscheinen würde:
! Bisherige Vermutung: Erste Maoris in Neuseeland um 1100 bis 1150 AD.
! Neuer Befund: C14-Datierung von neuseeländischen Rattenskeletten ergeben
ein Alter von bis 2.000 Jahren.
! Zugrundeliegende Theorie: Ratten (und andere Säugetiere) sind erst im Ge-
folge von Maoris auf die Insel gekommen.
! Aus den C14-Daten ergibt sich also, daß eine erste Besiedelung Neuseelands
durch die Maoris bereits vor 2.000 statt vor 800 bis 850 Jahren stattgefunden
hat.
! Aus der sonstigen Fundlage für Artefakte muß nunmehr auf eine Besiede-
lungslücke von mehr als 1.000 Jahren geschlossen werden, wobei der Grund
für die Aufgabe der Besiedelung unklar ist.
Die gemessenen C14-Alter von rund 2.000 Jahren BP wurden mit Hilfe angeblich
global gültiger Kalibrierkurven in ein historisches Alter umgerechnet. Grundsätz-
lich ist für die betrachtete Zeit eine ungefähre Übereinstimmung von C14- und
Kalenderalter ausgewiesen. Wenn man dagegen die Kalibrierung zugrundelegt,
die auf Messungen beruht, die aus Neuseeland selber stammen (vergleiche Bilder
2.4 und 2.9 ), dann resultiert ein um 800 Jahre kürzeres Ergebnis für die angebliche Besiedelungslücke. Und da die erratische Schwankungsbreite von C14-Daten
für an sich gleichaltrig zu behandelnde Artefakte in der Größenordnung mehre-
rer Jahrhunderte liegen kann, darf diese Besiedelungslücke getrost als »C14-
Kunstprodukt« angesprochen werden.
Es waren Eventualitäten dieser Art, die die Vorbehalte der Altertumswissen-
schaftler bei der universel en Verwendung von C14-Daten zur Errichtung eines
globalen Datierungsnetzes erregten. Falsch konstruierte Chronologien erzeugen
Lücken, in die dann Kulturen verdoppelnd und verdreifachend hineinprojiziert
werden. Beispiele dafür rekonstruierten G. Heinsohn in der Verdoppelung der
Chaldäer als Sumerer [Heinsohn 1988] und G. Heinsohn und H. Illig in der Ver-
dreifachung der altägyptischen Chronologie in Altes, Mittleres und Neues Reich
[Heinsohn/Illig 1997]. Und um die Existenz des »Dark Age« Griechenlands (etwa
1.200 - 700 BC) rang man schon zur letzten Jahrhundertwende. Diese Diskussion
wurde von I. Velikovsky 1945 neu entfacht (vgl. Illig [1988, 64ff.]) und ist seitdem
nicht mehr zur Ruhe gekommen [Peiser 1993; Heinsohn/Illig 1997].
Ähnliches schält sich auch für die Bewertung des Mesolithikums heraus, der
sogenannten »Mittleren Steinzeit«, die den Zeitraum vom Ende der jüngsten Eis-
zeit (ca. 10.000 BP) und dem Einsetzen des Neolithikums abdecken soll. Die ge-
nerel
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