C14-Crash
gewertet und als »Weiserjahre« in den
Ringsequenzen gesucht. Bezeichnenderweise wurde diesen Weiserjahren während der
»visuellen« Ära, also vor der umfassenden Einführung statistischer Methoden in die
Dendrochronologie, kein solcher Wert beigemessen wie in der nachfolgenden
»statistischen« Ära. Selbst wenn visuell »grundverschiedene Ausschläge« [Huber 1968,
149] vorliegen, kann der Fall jetzt durch einen Vergleich von Wahrscheinlichkeiten (und mögen sie noch gering sein) mathematisch-statistisch entschieden werden.
3. Methodisches – C14 auf dem Prüfstand
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»Evidenzen« interpretiert
3.15 Die Dendro-
[etwa Baillie 1995, 28/33]. In Deutschland lehnte E.
chronologie mach-
Hollstein die C14-Methode über weite Strecken ab und wertete historische
te extensiven Ge-
brauch von der
»Evidenzen« aus, während etwa B. Becker von Anfang an auf C14 setzte, oh-
Richtigkeit der
C14-Methode als
Nullhypothese:
ne für deren methodische Probleme besonderes Interesse zu zeigen. Das glei-
Solange niemand
kommt, der nach-
che gilt unter dem Strich für die irischen Dendrochronologen und vor allem
weisen kann, daß
sie hundertprozen-
für C.W. Ferguson mit seiner Bristlecone-Pine-Chronologie. In allen Fällen
tig falsch ist, bleibt
sie uneinge-
griff die Nullhypothese »C14 wird schon richtig sein« in voller Konsequenz:
schränkt im Ein-
satz.
Man hätte erst ganz sicher sein wollen, daß sie komplett falsch ist, bevor man
dieses schöne Hilfsmittel aufgegeben hätte.
Die Regel H1 bzw. D1 (= notwendiger Nachweis der sauberen Korrektur
des C14-Datums einer einzelnen Probe) rückt die Bedeutung der radiometri-
schen »Vorplazierung« einzelner Baumringsequenzen gegenüber der dendro-
chronologischen Methode zurecht: Ohne einen Satz gleichaltriger Baum-
ringsequenzen kann die Korrektur der C14-Daten gar nicht verifiziert werden.
Deshalb müssen die lokalen Master – insbesondere wenn sie nur wenige Jahr-
hunderte umfassen – ohne jegliche C14-Hilfsdatierung erstellt werden. Der
Regel D3 zufolge können nur die lokalen Master zum radiometrischen Ver-
gleich in Ansatz gebracht werden, die jeweils in sich radiometrisch signifikant
gleichzeitig sind. Erst dadurch wird die Suche auch nach überregionalen Syn-
chronitäten legitimiert.
Dabei bleibt immer noch die Frage zu beantworten, ob die C14-Konzen-
tration nicht von Ort zu Ort geschwankt hat, wodurch die überregionale Syn-
chronisierung bzw. das »wiggle-matching« grundsätzlich unzulässig werden
würde. Mithin müßte die Dendrochronologie aus sich heraus überregional
gültige Synchronismen nachweisen oder über vollkommen »C14-freie« Abso-
lutchronologien verfügen, um eine ausreichende Grundlage für die Verifizie-
rung des Simultanitätsprinzips zu schaffen.
Sinnlos ist das »wiggle-matching« in allen Fällen, in denen die zu syn-
chronisierenden Master in sich zwar dendrochronologisch, nicht aber radio-
metrisch signifikant gleichzeitig sind. Jeder Vergleich von »wiggle«, die aus
radiometrisch nicht-signifikantem Datenmaterial erzeugt wurden, ist wertlos
und irreführend zugleich. Die Kritiken zur starken Streuung von C14-Daten
für gleichaltrige Baumringe sind Legende (Bild 2.15 ). Eine solche Kritik darf
nicht bei der Qualität der Messungen stehenbleiben, sie muß auch den Ver-
gleich »mittlerer« Verläufe der C14-Konzentration – d.h. das »wiggle-mat-
ching« – in Frage stellen.
Wo von einer Übereinstimmung im C14-Verlauf zwischen zwei regional
weit auseinanderliegenden Mastern erheblicher Länge (2.000 Jahre) von 3±5
Jahren berichtet wird [Pearson et al. 1983, 183], da müssen wir die Frage stellen,
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C14-Crash
auf welche Weise und unter Ansatz jeweils welcher Sequenzen innerhalb ei-
nes Masters bei welcher internen Streuung die »ermittelten« Verläufe entstan-
den sind – zumal in diesem Fall der eine Master zuvor aus dem Musterver-
gleich mit dem anderen entstanden ist!
»Wiggle-matching« kann nur »state-of-the-art« [Baillie 1995, 72] sein, solan-
ge die oben aufgeführten Regeln eingehalten werden. Auf die Vergangenheit
bezogen möchten wir deshalb ganz klar festhalten: Die Menge an C14-Daten,
die bei dendrochronologisch-statistischen Synchronisationsversuchen ohne
Befolgung der oben aufgestellten Regeln benutzt wurde, bestimmt den Anteil
dendrochronologischer Fehlsynchronisationen. Dieser Anteil ist demnach
weitaus größer, als nach den verwegenen
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