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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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– nämlich von C14-armem Kohlendioxid aus den Ozea-
    nen in die Atmosphäre – diese Umkehrung der Kurve erzwingen kann, waren
    wir bereit, auch andere Erklärungen zu akzeptieren. Die C14-Methode kam da-
    durch aber nur vom Regen in die Traufe, denn die augenscheinliche Dynamik
    von Produktion und Diffusion machte jeden Gedanken an eine Stationarität der
    Verhältnisse zunichte.
    5. Tagebuch einer Enthüllung
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    chronologien (zeitlich gesehen) hinter dem fraglichen, künstlich eingeführten
    Zeitraum eine dreihundertjährige Wiederholung aufweisen müssen: Hölzer,
    die über einen Zeitraum von rund 300 Jahren synchron laufen, wären quasi
    halbiert und – diesen Zeitraum verdoppelnd bzw. den künstlichen Zeitraum
    wohl oder übel füllend – hintereinander gelegt worden [Illig 1991]. Das bedeu-
    tete, daß dann die Kreuzdatierung genau an der Nahtstelle, wo die richtigen
    300 Jahre mit den verdoppelten aneinanderstoßen, falsch sein muß.
    Was wären die Methoden der Dendrochronologie wert, wenn ein solcher
    Fehler – ohne Murren und ohne Aufmerken – praktiziert worden war? Tat-
    sächlich sind zwei Zeitpunkte im Bereich des fraglichen Zeitraumes ausge-
    sprochen dünn belegt – so dünn, daß nach den anerkannten Regeln der
    Dendrochronologie hier von einem gesicherten Anschluß nicht gesprochen
    werden kann [Niemitz 1995, 298f.]. Hilfe an dieser Stelle kam nur durch Einbin-
    dung von Hölzern, für die »historisch gesicherte« Daten beansprucht werden
    konnten. Das läuft im Sinne der chronologischen Kritik natürlich auf einen
    Zirkelschluß hinaus. Nirgendwo schien die Möglichkeit einer Fehlsynchroni-
    sierung und damit auch einer Verdopplung, d.h. Hintereinanderlegens eigent-
    lich zeitgleicher Sequenzen so evident wie für die Nahtstellen des in Abrede
    gestellten Zeitraumes von 600-900 AD (siehe Bild 2.12 ).
    Uns fiel natürlich auf, daß eine Kalibrierkurve durch solcherart Verdoppe-
    lungen tendenziell verflacht wird (vergleiche Bild 5.4 ). Aber erst viel später stellten wir die Frage, ob die Kalibrierkurve nicht in Wirklichkeit viel steiler
    ausfallen müßte und ob sie nicht durch womöglich wiederholtes Auseinander-
    reißen und Verdoppeln lediglich künstlich auf stationärem Kurs, also auf der
    Winkelhalbierenden gehalten wurde, auf diese Weise die immergleichen Ver-
    hältnisse in der Natur suggerierend (vergleiche Bild 5.5 )? Dann wäre die
    künstliche Mittelalterverlängerung ein Glücksfall für die C14-Wissenschaft,
    die mit einer viel steileren Kalibrierkurve in diesem gefährlichen, weil histo-
    risch noch relativ gut belegten Zeitraum erhebliche Probleme hätte, wieder
    auf den Pfad der aktualistischen Tugend – sprich: auf die Winkelhalbierende
    – zurückzukommen.
    Es sei angemerkt, daß wir grundsätzlich stets sehr intensiv nach Indizien
    für künstliches Ältermachen (z.B. durch Verflachen der Kalibrierkurve) Aus-
    schau hielten, denn alle Chronologierevisionen waren grundsätzlich mit Zeit-
    5.5
    verkürzungen (bzw. -eliminationen) verbunden. Zu diesem Zeitpunkt hatten
    wir die Brisanz der C14-Muster, die sowohl steilere als auch im Vorzeichen
    umgekehrt orientierte Kurvenabschnitte enthielten, aber noch nicht erkannt.
    So operierten wir mit der Verdoppelung von Stücken der Winkelhalbierenden
    selber, die diese natürlich nur noch weiter verflachen konnten. Teilstücke mit
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    C14-Crash
    negativem Vorzeichen lösten noch keinen Alarm aus (siehe Diskussion in
    dem Bild 5.4 ).
    5.5 Die Rolle der Vordatierung in der Dendrochronologie
    Die Komplettierung der europäischen Baumringsequenzen durch Zusammen-
    fügen ihrer bis dahin gewonnenen schwimmenden Teilkalender ging, wie wir
    der Literatur entnahmen, mit ganz erheblichen methodischen Schwierigkeiten
    einher (vergleiche dazu Niemitz [1995]). Nur der Teil einer Sequenz, der kom-
    plett an die Jetztzeit angeschlossen war, konnte als Kalibriermaßstab für C14
    genommen werden und deswegen mußte diese Mastersequenz ja auch so
    schnell wie möglich in die Vergangenheit ausgebaut werden. Während die Er-
    stellung relativ kurzer Baumringsequenzen aus lokal gemeinsam aufgefunde-
    nen Proben noch recht gut vonstatten ging, war das Geschäft der weitergehen-
    den Synchronisierung dieser Sequenzen bis hin zur Verschränkung mit dem
    an die Jetztzeit angeschlossenen Master äußerst mühselig. (Wir verstanden
    erst später, daß über die Komplettierbarkeit einer Baumringchronologie vor
    allem die Möglichkeit zur

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