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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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noch einen Augenblick, und er würde es wissen...
    Dann packte ihn jemand, ergriff seine Arme und zerrte ihn zur Tür.
    Er sah Narcisse, der die Waffen seiner Hände hob, um die Retter von sich abzuhalten, dann waren die Unifor-men über ihm und verdeckten ihn.
    Boone nutzte in der Aufregung des Augenblicks seine Chance. Er stieß die Schwester von sich, packte seine Lederjacke und lief zu der unbewachten Tür.
    Sein zerschundener Körper war nicht auf diese heftigen Bewegungen vorbereitet. Er stolperte, Übelkeit und die stechenden Schmerzen in seinen verletzten Gliedern kämpften um die Ehre, ihn in die Knie zu zwingen, aber der Anblick des umringten und bedrängten Narcisse ge-38

    nügte, ihm Kraft zu geben. Er war schon halb den Flur hinunter, ehe jemand eine Möglichkeit hatte, ihm zu folgen.
    Während er zur Tür in die Nacht lief, hörte er Narcisse protestierendangeschwollene Stimme; ein Heulen der Wut, das bemitleidenswert menschlich war.

    39

    IV
    Der Friedhof
    l
    Obwohl die Entfernung zwischen Calgary und Athabasca kaum mehr als dreihundert Meilen betrug, führte die Fahrt den Reisenden an die Grenze einer anderen Welt. Nördlich von hier waren Autobahnen selten und Bewohner noch seltener, während die fruchtbaren Prä-
    rieländer der Provinz allmählich in Wälder, Marschland und Wildnis übergingen. Dort lag auch die Grenze von Boones Erfahrungen. Als er Anfang Zwanzig gewesen war, hatte ihn ein kurzes Zwischenspiel als Lkw-Fahrer bis Bonnyvillee im Südosten, Barrhead im Südwesten und Athabasca selbst geführt. Aber das Land dahinter war ihm unbekannt, außer als Namen auf der Landkar-te. Oder zutreffender ausgedrückt, als das Fehlen von Namen. Hier gab es weite Landstriche, die lediglich von kleinen Dörfern gesprenkelt waren; eines davon trug den Namen, den Narcisse erwähnt hatte: Shere Neck.
    Die Karte, die diese Information enthielt, fand er, ebenso wie genügend Kleingeld, daß er sich eine Flasche Brandy kaufen konnte, innerhalb von fünf Minuten des Diebstahls in den Außenbezirken von Calgary. Er durch-suchte drei in einer Tiefgarage geparkte Autos und kam so zu Karte und Geld, ehe der Parkwächter den Ursprung der Alarmsignale herausgefunden hatte.
    Der Regen wusch sein Gesicht; das blutige T-Shirt warf er weg und war froh, daß er seine heißgeliebte Jacke direkt auf der Haut tragen konnte. Dann suchte er sich eine 40

    Mitfahrgelegenheit nach Edmonton und eine weitere, die ihn durch Athabasca nach High Prairie führte. Das war nicht schwer.
    2
    Nicht schwer? Nach einem Ort zu suchen, den er nur aus Gerüchten von Wahnsinnigen kannte? Vielleicht doch schwer. Aber es war notwendig; sogar unausweichlich.
    Diese Reise lockte ihn, seit der Lastwagen, unter dem er sterben wollte, ihn beiseite geschleudert hatte. Vielleicht schon seit langem vorher, nur hatte er die Einladung nie gesehen. Das Gefühl, wie richtig alles war, das er hatte, hätte beinahe einen Fatalisten aus ihm gemacht. Wenn Midian existierte und bereit war, ihn aufzunehmen, dann reiste er zu einem Ort, an dem er sich endlich selbst verstehen und Frieden finden würde. Wenn nicht – wenn es nur als Talisman für die Ängstlichen und Verlorenen existierte – , dann war auch das richtig, und er würde auf das Ende zugehen, das ihn auf der Suche nach einem Nirgendwo erwartete. Das war besser als die Tabletten, besser als Deckers vergebliche Suche nach Sinn und Gründen.
    Der Versuch des Doktors, das Monster in Boone auszumerzen, war zum Scheitern verurteilt gewesen. Das war so klar wir der Himmel über ihn. Boone der Mensch und Boone das Monster konnten nicht getrennt werden. Sie waren eins; sie reisten im selben Verstand und Körper auf derselben Straße. Und was immer am Ende dieser Straße lag, Tod und Ruhm, würde beider Schicksal sein.

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    3
    Östlich von Peace River, hatte Narcisse gesagt, in der Nähe der Stadt Shere Neck; nördlich von Dwyer.
    In High Prairie mußte er unbequem schlafen, bis er am folgenden Morgen eine Mitfahrgelegenheit nach Peace River fand. Die Fahrerin war eine Frau Ende Fünfzig, die stolz auf die Gegend war, die sie seit ihrer Kindheit kannte, und ihm mit Freuden einen kurzen Geographie -
    unterricht gab. Er erwähnte Midian nicht, aber Dwyer und Shere Neck kannte sie – letzteres war eine Stadt von fünftausend Seelen östlich des Highway 67. Er erfuhr, daß er gut zweitausend Meilen hätte sparen können, wäre er nicht bis High Prairie gereist, sondern hätte sich schon früher nach Norden

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