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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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Flucht vorzubereiten, und hatten sich mit den verzweifelten Mitteln geschützt, die ihnen eben zur Verfügung standen. Aber ihre Erfindungsgabe nützte ihnen nichts.
    Der Gottesacker war abgeriegelt, die Tore bewacht, die Mauern bemannt. Da sie nicht mit Schwingen und vor dem Sonnenlicht geschützten Köpfen himmelwärts flie -
    gen konnten, wurden sie ins Flammenmeer zurückgetrie -
    ben.
    Unter anderen Umständen hätte Eigerman den Spaß, 235

    den ihm das Schauspiel machte, vielleicht nicht ganz so offen zur Schau gestellt. Aber diese Kreaturen waren nicht menschlic h – soviel konnte man selbst aus der Ferne sehen. Sie waren mißgestaltete Wichser, keiner glich dem anderen, und er war sicher, die Heiligen selbst hätten über ihre Ausrottung gelacht. Schließlich war es der Sport des Herrn selbst, den Teufel zu besiegen.
    Doch es konnte nicht ewig so weitergehen. Bald würde die Nacht hereinbrechen. Wenn das geschah, würde ihr bester Schutz vor dem Feind untergehen, und das Blatt mochte sich wenden. Sie werden das Freudenfeuer über Nacht brennen lassen und am nächsten Morgen wieder-kommen müssen, um die Überlebenden aus ihren Nischen zu graben und zu erledigen. Wenn Kreuze und Weihwasser die Mauern und Tore sicherten, war die Chance gering, daß welche vor Tagesanbruch entkommen könnten. Er war nicht sicher, welche Kräfte die Monster im Zaum hielten: Feuer, Wasser, Tageslicht, Glaube: alle, oder eine Mischung davon. War auch nicht wichtig. Ihn kümmerte nur, daß er die Macht hatte, ihnen die Köpfe zu spalten.
    Ein Ruf von unten am Hügel unterbrach Eigermans Gedankenkette.
    »Sie müssen damit aufhören!«
    Es war Ashberry. Er sah aus, als wäre er zu nahe an den Flammen gewesen. Sein Gesicht war halb gekocht und schweißgebadet.
    »Womit aufhören?« rief Eigerman zurück.
    »Mit diesem Massaker.«
    »Ich sehe kein Massaker.«
    Ashberry stand nur ein paar Meter von Eigerman entfernt, trotzdem mußte er schreien, um sich über den Lärm von unten hinweg verständlich zu machen: Das Toben der Freaks und des Feuers wurde ab und zu von einem 236

    lauteren Lärm unterbrochen, wenn die Hitze eine Grabplatte zum Bersten brachte oder ein Mausoleum einstürz-te.
    »Sie haben keine Chance!« brüllte Ashberry.
    »Sollen sie auch nicht«, legte Eigerman dar.
    »Aber Sie wissen nicht, wer da unten ist! Eigerman!...
    Sie wissen nicht, wen Sie umbringen! «
    Der Chef grinste.
    »Das weiß ich verdammt gut«, sagte er mit einem Ausdruck in den Augen, wie ihn Ashberry bisher nur bei tollen Hunden gesehen hatte. »Ich töte die Toten, und was kann daran falsch sein? Hm? Antworten Sie, Ashberry.
    Was kann falsch daran sein, wenn man die Toten zwingt, sich hinzulegen und tot zu bleiben!«
    »Es sind Kinder dort unten, Eigerman«, antwortete Ashberry und deutete mit dem Finger in Richtung Midian.
    »O ja. Mit Augen wie Scheinwerfer! Und Zähnen! Haben Sie die Zähne von diesen Pissern gesehen? Das sind Kinder des Teufels, Ashberry.«
    »Sie haben den Verstand verloren.«
    »Sie haben nicht genügend Mumm, das zu glauben, oder? Dazu haben Sie überhaupt nicht den Mumm!«
    Er schritt auf den Priester zu und packte die schwarze Soutane.
    »Vielleicht sind Sie ihnen ähnlic her als uns«, sagte er.
    »Ist es das, Ashberry? Vernehmen Sie den Ruf der Wildnis, ja?«
    Ashberry wand seine Kleidung aus Eigermans Griff. Sie riß.
    »Also gut...«, sagte er. »Ich habe versucht, vernünftig mit Ihnen zu reden. Wenn Sie so gottesfürchtige Henker haben, dann kann ein Mann Gottes sie vielleicht aufhalten.«

    237

    »Lassen Sie meine Männer in Ruhe!« sagte Eigerman.
    Aber Ashberry war bereits halb den Hügel hinab, und seine Stimme hallte über den Tumult.
    »Aufhören!« rief er. »Legt die Waffen nieder!«
    Er stand vor dem Haupttor, gewissermaßen in Bühnen-mitte, und konnte von vielen Männern Eigermans gesehen werden, und obwohl viele seit ihrer Taufe oder Hochzeit keine Kirche mehr betreten hatten, hielten sie jetzt inne und hörten zu. Sie wollten eine Erklärung für alles, was sie innerhalb der vergangenen Stunde gesehen hatten; Dinge, die sie mit Freuden hinter sich gelassen hätten, hätte nicht ein Drang, den sie kaum als ihren eigenen erkannten, sie veranlaßt, an den Mauern zu bleiben und Gebete aus Kin-dertagen zu sprechen.
    Eigerman wußte, sie standen nur aufgrund einer Verpflichtung loyal zu ihm. Sie gehorchten ihm nicht, weil sie das Gesetz liebten. Sie gehorchten, weil sie mehr Angst davor hatten, vor den Augen

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