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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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Verantwortung.«
    »Die übernehme ich.«
    2
    Aus der Ferne war schwer zu erkennen, was vor dem Friedhofstor vor sich ging, aber für den Doktor stand zweierlei fest: Boone war zurückgekommen, und er hatte Eigerman irgendwie in die Flucht geschlagen. Als er sein Erscheinen mitbekommen hatte, hatte Decker in einem 241

    Polizeifahrzeug Unterschlupf gesucht. Dort saß er jetzt, Aktentasche in der Hand, und dachte über seine nächsten Schritte nach.
    Das war nicht leicht, da zwei Stimmen verschiedene Vorschläge vorbrachten. Seine öffentliche Persönlichkeit verlangte Rückzug, bevor die Ereignisse noch gefährlicher wurden.
    Geh jetzt, sagte sie. Fahr einfach weg. Laß sie alle miteinander sterben.
    Das war klug. Da die Nacht fast gekommen und Boone zu ihrer Unterstützung eingetroffen war, konnten Midians Einwohner immer noch triumphieren. Wenn das geschah und sie Decker fänden, würden sie ihm das Herz aus der Brust reißen.
    Aber eine weitere Stimme verlangte seine Aufmerksamkeit.
    Bleib, sagte sie.
    Die Stimme der Maske, die aus der Tasche auf seinem Schoß ertönte.
    Du hast mir hier schon einmal getrotzt, sagte sie.
    Das hatte er, und er hatte schon dabei gewußt, daß eine Zeit kommen würde, da er es büßen müßte.
    »Nicht jetzt«, flüsterte er.
    Jetzt, sagte sie.
    Er wußte, vernünftige Argumente kamen ihrer Gier nicht bei; und Flehen auch nicht.
    Sieh dich um, sagte sie. Es gibt Arbeit für mich.
    Was sah sie , das er nicht sah? Er blickte zum Fenster hinaus.
    Siehst du sie nicht?
    Jetzt entdeckte er sie. Boones Auftritt, nackt vor dem Tor, hatte ihn so fasziniert, daß er den anderen Neuankömmling gar nicht gesehen hatte: Boones Frau.
    Siehst du das Flittchen? sagte die Maske.

    242

    »Ich sehe sie.«
    Perfekter Zeitpunkt, hm? Wer wird in diesem Chaos sehen, wie ich sie fertigmache? Niemand. Und wenn sie nicht mehr ist, kennt niemand unser Geheimnis.
    »Außer Boone.«
    Der wird nicht aussagen, lachte die Maske. Um Himmels willen, er ist ein Toter. Sag mir, was ist das Wort eines Zombies wert?
    »Nichts«, sagte Decker.
    Genau. Er ist keine Gefahr für uns. Aber die Frau. Ich werde sie zum Schweigen bringen.
    »Und wenn du gesehen wirst?«
    Und wenn schon, sagte die Maske. Sie werden denken, daß ich immer zum Klan von Midian gehört habe.
    »Nicht du«, sagte Decker.
    Der Gedanke, daß seine kostbarste andere Persönlichkeit mit den Ausgeburten von Midian verwechselt werden könnte, erfüllte ihn mit Ekel. »Du bist rein«, sagte er.
    Laß es mich beweisen, lockte die Maske.
    »Nur die Frau?«
    Nur die Frau. Dann gehen wir.
    Er wußte, der Rat war vernünftig. Sie würden nie wieder eine bessere Gelegenheit haben, das Miststück auszuschalten.
    Er machte die Aktentasche auf. Die Maske in ihrem Inneren wurde aufgeregt.
    Rasch, sonst verlieren wir sie.
    Seine Finger rutschten ab, als er die Zahlen des Schlosses einstellte.
    Schneller, verdammt.
    Die letzte Zahl rastete ein. Das Schloß schnappte auf.
    Knopfauge hatte nie besser ausgesehen.

    243

    3
    Boone hatte Lori zwar befohlen, bei Narcisse zu bleiben, aber der Anblick von Midian in Flammen reichte aus, ihren Gefährten vom sicheren Hügel fort und zu den Friedhofstoren zu locken. Lori begleitete ihn ein Stück, aber ihre Anwesenheit schien angesichts seines Kummers aufdringlich zu sein, daher blieb sie ein wenig zurück und verlor ihn im Rauch und der zunehmenden Dämmerung bald aus den Augen.
    Die Szene vor ihr zeigte vollkommene Verwirrung.
    Seit Boone Eigerman davongejagt hatte, waren sämtliche Versuche, den Angriff auf den Friedhof zu beenden, eingestellt worden. Seine Männer und ihre zivilen Helfer waren von den Mauern zurückgewichen. Manche waren schon weggefahren, weil sie das fürchteten, was geschehen würde, wenn die Sonne hinter dem Horizont versank. Die meisten blieben jedoch, sie waren zwar für einen Rückzug bereit, sollte es notwendig werden, aber vom Schauspiel der Zerstörung wie hypnotisiert. Ihr Blick wanderte von einem zum anderen, sie suchte nach einem Anzeichen dafür, was sie empfanden, aber ihre Gesichter waren ausdruckslos. Sie sahen wie Totenmasken aus, dachte sie, von jeglichem Mienenspiel reinge-waschen. Aber sie kannte die Toten inzwischen. Sie hatte unter ihnen geweilt, mit ihnen geredet. Hatte gesehen, wie sie fühlten und weinten. Doch wer waren dann die echten Toten? Die mit den stummen Herzen, die immer noch Leid kannten, oder ihre Peiniger mit den glasigen Augen?
    Eine Lücke im Rauch offenbarte die

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