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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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ihrer Freunde den Rückzug anzutreten, als die Arbeit zu tun. Sie gehorchten, weil sie die Ameise-unter-dem-Mikroskop-Faszination nicht unterdrücken konnten, mit anzusehen, wie hilflose Wesen gequält wurden. Sie gehorchten, weil es einfacher war als nicht zu gehorchen.
    Ashberry konnte ihre Meinung ändern. Er hatte die ent-sprechende Kleidung und verfügte über die geeigneten Worte. Wenn er ihn nicht aufhielt, konnte er den Tag noch verderben.
    Eigerman holte die Pistole aus dem Halfter und folgte dem Priester abwärts. Ashberry sah ihn kommen, sah die Pistole in seiner Hand.
    Er sprach noch etwas lauter.
    »Dies ist nicht Gottes Wille!« brüllte er. »Und es ist auch nicht euer Wille. Ihr wollt nicht das Blut Unschuldiger vergießen.«

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    Bis zum bitteren Ende, Priester, dachte Eigerman, immer Schuld verteilen.
    »Halt den Mund, Wurm!« brüllte er.
    Ashberry hatte nicht die Absicht, das zu tun; hatte er doch sein Publikum fest im Griff.
    »Das da drinnen sind keine Tiere!« sagte er. »Es sind Menschen. Und ihr bringt sie nur um, weil es euch dieser Wahnsinnige befiehlt.«
    Seine Worte hatten selbst bei den Atheisten Gewicht. Er verlieh einem Zweifel Ausdruck, den mehr als einer gehabt, aber keiner auszusprechen gewagt hatte. Ein halbes Dutzend der Nichtuniformierten ging zu den Autos zu-rück; ihr Spaß an der Vernichtung war ihnen gründlich verdorben worden. Auch einer von Eigermans Männern verließ seinen Posten am Tor, sein langsames Zurückweichen wurde zum Laufen, als der Chef einen Schuß in seine Richtung abfeuerte.
    »Bleiben Sie auf Ihrem Posten!« brüllte er. Aber der Mann verschwand im Rauch.
    Eigermans Wut richtete sich gegen Ashberry.
    »Schlechte Nachrichten«, sagte er und ging auf den Priester zu.
    Ashberry sah nach links und rechts, ob ihm jemand zu Hilfe kommen würde, aber niemand rührte sich.
    »Wollt ihr zusehen, wie er mich umbringt?« flehte er sie an. »Um Himmels willen, hilft mir denn niemand?«
    Eigerman legte an. Ashberry hatte nicht die Absicht zu versuchen, vor der Kugel davonzulaufen. Er sank auf die Knie.
    »Vater unser...« begann er.
    »Du bist ganz allein, Schwanzlutscher«, schnurrte Eigerman. »Niemand hört dir zu.«
    »Das stimmt nicht«, sagte jemand.
    »Hm?«

    239

    Das Gebet verstummte.
    »Ich höre zu.«
    Eigerman wandte dem Priester den Rücken zu. Zehn Meter von ihm entfernt ragte eine Gestalt aus dem Rauch auf. Er richtete die Waffe auf den Neuankömmling.
    »Wer sind Sie?«
    »Die Sonne ist beinahe untergegangen«, sagte der andere.
    »Noch ein Schritt, und ich erschieße Sie.«
    »Schießen Sie doch«, sagte der Mann und machte einen Schritt auf die Pistole zu. Die Rauchschwaden, die ihn verhüllten, wurden fortgeweht, und der Gefangene aus Zelle fünf schritt mit strahlendem Gesicht und noch strah-lenderen Augen auf Eigerman zu. Er war splitternackt. Er hatte ein Einschußloch mitten auf der Brust, dazu weitere Verletzungen, die seinen Körper verzierten.
    »Tot«, sagte Eigerman.
    »Stimmt.«
    »Heiliger Herrgott.«
    Er wich einen Schritt zurück, dann noch einen.
    »Noch schätzungsweise zehn Minuten bis Sonnenuntergang«, sagte Boone. »Dann gehört die Welt uns.«
    Eigerman schüttelte den Kopf.
    »Mich bekommt ihr nicht«, sagte er. »Ich werde nicht zulassen, daß ihr mich bekommt.«
    Er wich immer schneller zurück, und plötzlich floh er hastig und sah sich nicht noch einmal um. Hätte er es getan, hätte er festgestellt, daß Boone nicht an einer Verfolgung interessiert war. Er schritt statt dessen auf die belagerten Pforten von Midian zu. Dort kniete Ashberry immer noch auf dem Boden.
    »Stehen Sie auf«, sagte Boone zu ihm.
    »Wenn Sie mich umbringen wollen, dann tun Sie es, ja?« sagte Ashberry. »Bringen Sie es hinter sich.«

    240

    »Warum sollte ich Sie umbringen?« sagte Boone.
    »Ich bin Priester.«
    »Und?«
    »Sie sind ein Monster.«
    »Sie nicht?«
    Ashberry sah zu Boone auf.
    »Ich?«
    »Sie tragen Spitzen unter der Soutane«, sagte Boone.
    Ashberry zog den Riß in der Soutane zu.
    »Warum verstecken Sie es?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Vergeben Sie sich selbst«, sagte Boone. »Das habe ich auch getan.«
    Er schritt an Ashberry vorbei zum Tor.
    »Warten Sie!« sagte der Priester.
    »Ich an Ihrer Stelle würde mich aus dem Staub machen.
    Sie mögen in Midian keine Priesterkleidung. Schlechte Erinnerungen.«
    »Ich möchte zusehen«, sagte Ashberry.
    »Warum?«
    »Bitte. Nehmen Sie mich mit.«
    »Auf Ihre

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