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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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er wissen.
    Boone ließ die Lippen auf denen von Lori kreisen, verschmierte ihren Speichel von einer Wange zur anderen.
    »Vorerst«, sagte er und sah nur sie an.
    »Können wir dann gehen?« sagte Narcisse.
    »Wann immer. Wohin auch immer.«
    »Midian«, lautete die sofortige Antwort.
    »Dann Midian.«
    Die Liebenden trennten sich voneinander. Lori zog die Unterwäsche hoch. Boone bemühte sich, seinen immer noch steifen Schwanz in den Reißverschluß zu bekommen.
    »Draußen hat sich eine gewaltige Menge versammelt«, sagte Narcisse. »Wie sollen wir an denen vorbeikom-men?«
    »Sie sind alle gleich...«, sagte Boone, »...alle ängstlich.«

    229

    Lori, die Boone den Rücken zugewendet hatte, verspürte eine Veränderung in der Atmosphäre um sie herum. Ein Schatten kroch rechts und links an den Wänden empor, breitete sich über ihren Rücken aus, küßte ihren Hals, das Rückgrat, die Pobacken und was dazwischen lag. Es war Boones Dunkelheit. Er erfüllte sie in ihrer ganzen Länge und Breite.
    Selbst Narcisse war fassungslos.
    »Verfluchte Scheiße«, murmelte er, dann stieß er die Tür weit auf, um die Nacht hinauszulassen.
    5
    Der Mob brannte darauf, seinen Spaß zu haben. Diejenigen, die Gewehre und Waffen besaßen, hatten sie aus den Autos geholt; diejenigen, die das Glück hatten, mit Strik-ken im Auto zu reisen, machten Knoten; diejenigen, die keine Stricke oder Waffen hatten, hoben Steine auf. Zur Rechtfertigung brauchten sie nichts weiter als die verstreuten Überreste von Cormacks Fuß, die auf dem Boden des Reviers verteilt waren. Die Anführer der Gruppe – die sich sofort durch natürliche Auslese herauskristallisiert hatten (sie hatten lautere Stimmen und stärkere Waffen) –
    schritten gerade über den roten Boden, als ein Geräusch aus der Gegend der Zellen ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    Jemand im hinteren Teil der Menge schrie: »Knallt die Dreckskerle ab!«
    Die nach einem Ziel suchenden Augen des Anführers erblickten nicht zuerst Boones Schatten. Sie erblickten Narcisse. Sein entstelltes Gesicht verleitete mehrere aus 230

    der Meute zu Ausrufen des Ekels, andere zu Rufen nach Vernichtung.
    »Erschießt den Wichser!«
    »Mitten ins Herz!«
    Die Anführer zögerten nicht. Drei feuerten. Einer traf den Mann, die Kugel erwischte Narcisse an der Schulter und ging direkt durch sie hindurch. Der Mob jubelte. Von diesem ersten Erfolg ermutigt, strömten sie in noch größerer Zahl ins Revier, die hinteren Reihen waren begierig, Blut zu sehen, die in den ersten Reihen bekamen die Tatsache, daß das Opfer nicht einen Tropfen vergossen hatte, größtenteils gar nicht mit. Er war auch nicht gestürzt; das sahen sie. Jetzt handelten zwei oder drei, um das ins reine zu bringen, und feuerten eine Salve auf Narcisse ab.
    Die meisten Schüsse gingen fehl, aber nicht alle.
    Doch als die dritte Kugel ihr Ziel traf, erschütterte ein Wutschrei den Raum, zerschmetterte die Lampe auf dem Schreibtisch und ließ Verputz von der Decke regnen.
    Als sie ihn hörten, änderten einer oder zwei derjenigen, die gerade über die Schwelle traten, ihre Meinung. Sie dachten plötzlich nicht mehr daran, was ihre Nachbarn von ihnen halten mochten, und drängten ins Freie. Auf der Straße war es noch hell; die Wärme reichte aus, den kalten Schauer der Angst zu vertreiben, der jedem Menschen, der den Schrei gehört hatte, über den Rücken lief. Aber für die ersten des Mobs gab es kein Zurückweichen. Die Tür war blockiert. Sie konnten lediglich ihre Position verteidigen und die Waffen bereithalten, als der aus dem hinteren Teil des Reviers trat, der den Schrei ausgestoßen hatte.
    Einer der Männer war am Vormittag Zeuge am Sweetgrass Inn gewesen und erkannte in dem Mann, der jetzt zum Vorschein kam, den festgenommenen Killer. Kannte auch seinen Namen.
    »Das ist er!« schrie er. »Das ist Boone!«

    231

    Der Mann, der den ersten Schuß abgefeuert hatte, der Narcisse traf, zielte mit dem Gewehr.
    »Legt ihn um!« schrie jemand.
    Der Mann feuerte.
    Man hatte schon häufig auf Boone geschossen. Diese winzige Kugel, die in seine Brust eindrang und sein stummes Herz kitzelte, war gar nichts. Er lachte darüber und ging weiter, und er spürte die Veränderung, noch während er sie ausatmete. Seine Substanz war flüssig; sie zerstob zu Tröpfchen und wurde zu etwas Neuem; teilweise zu der Bestie, die er von Peloquin geerbt hatte, teilweise zu einem Schattenkrieger wie Lylesburg; teilweise zu Boone dem Wahnsinnigen, der

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