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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Schultergelenken gerissen, da die Schwebescheibe nur ein paar Zentimeter sank, ehe sie beharrlich wieder zur Oberfläche drängte. Sie klammerte sich fest, mühte sich ab, sich die Kopfspange ihres Translators zurechtzuschieben, schluckte dabei Wasser und kletterte auf die stabilisierende Scheibe. Obwohl das Wasser selbst hier draußen, mitten im Ozean, einigermaßen warm war, fühlte sie sich trotzdem ohne Gelanzug rasch kalt werden.
    Während sie noch versuchte, auf der Scheibe eine sitzende Haltung einzunehmen, wurde ihre Sicht wieder klar, und sie entdeckte, daß sie allerhöchstens ein paar Meter von einem grauen Gebirge entfernt war. Jetzt bewegte sich jene hochragende Klippe langsam auf sie zu, als sie ihrer gewahr wurde. In der Nähe der Linie, wo der Klippenkopf das Wasser traf, spießte sie ein Auge, so groß wie ihr Kopf mit einem völlig reglosen, glasig wirkenden Blick auf.
    Sie erstarrte auf der Schwebescheibe. Jetzt war es zu spät, die Entscheidung zu ändern, zu spät, Vernunft walten zu lassen. Aber auch ihre Entschlossenheit führte nicht zur Aktion. Sie konnte nur reglos auf der Scheibe sitzen und zurückstarren.
    Die Klippe näherte sich ihren Beinen. Die ganze ungeheure Masse balancierte mit delikater Eleganz im Wasser. Hinter ihr hallten vom Schiff verwirrte und besorgte Rufe herüber. Aber ebensogut hätten diese Geräusche auf der anderen Seite der Welt hallen können, so wenig Beachtung fanden sie. Nur sie und jenes neugierige Auge existierten.
    Reihen weißer Zähne, einen Viertelmeter lang, glänzten teilweise freigelegt im halboffenen Kiefer. Die leichte Bewegung des Wals im Wasser schickte kaskadenförmige Dünung über ihre Beine und Hüften, aber die Stabilisatoren der Scheibe hielten sie gerade.
    Es bedurfte keiner Anstrengung, sich ganz auf das Geschöpf vor ihr zu konzentrieren. Sie wünschte, erkennen zu können, was jetzt in diesem riesigen Gehirn vor sich ging, welche Gefühle, falls es überhaupt welche gab, hinter jenem nachdenklich blickenden Auge lagen. Ein weiterer Impuls, vielleicht noch weniger rational als jener andere, der sie gedrängt hatte, über Bord zu springen, veranlaßte sie, vorsichtig tastend die Hand auszustrecken. Der alte Catotonde entzog sich ihrer Berührung nicht. Das Gefühl, das seine Haut vermittelte, überraschte sie. Sie war glatt, fast wie poliert, keineswegs so rauh, wie sie schien.
    »Du Bist Gestürzt«, behauptete eine Stimme in ihrem Kopfhörer, seltsam unbeteiligt.
    »Nein, ich bin gesprungen.« Sie fragte sich, ob ihr Translator neben den Worten auch ihre Nervosität vermitteln konnte.
    Falls er das tat, ließ der Wal sich jedenfalls nicht anmerken, daß das etwas zu bedeuten hatte, denn das einzige, was zurückkam, war: »Warum?«
    »Mag sein, daß ihr uns nicht mögt«, begann sie, und ihr Verstand funktionierte jetzt wieder, »mag sein, daß ihr mich nicht mögt. Aber ich tue nur das, was du und jedes andere Mitglied eurer Gruppe tun würde. Ich verteidige die, die gefährdet sind und die Kälber.«
    »Es Gibt Keine Schwachen, Keine Verletzten, Keine Kälber An Bord Eures Floßes«, sagte der Wal.
    »Nein, aber auf den anderen schwimmenden Städten gibt es Kälber, die bis jetzt noch nicht verletzt sind, gesunde, die damit rechnen müssen, verletzt zu werden, und alle sind sie in Gefahr. Ich muß ihnen jetzt helfen, ehe es zu spät ist.«
    »Und So Riskierst Du Dich, Um Zu Lernen. Vorbeugendes Opfer.« Cora zitterte ein wenig und fragte sich, was der Wal wohl mit dem Wort >Opfer< meinte.
    »Edel. Wir Betrachten Die Menschen Gewöhnlich Nicht Als – Edel. Sind Diese Fragen, Die Du Stellen Möchtest, Denn Für Dich So Lebenswichtig?«
    »Nicht für mich. Für die, die in Gefahr sind, die, denen der Tod bevorsteht.«
    Sie wartete gespannt auf die Antwort des Catodonten. Hinter ihr war es still geworden. Jeder auf dem Tragflügelboot wartete atemlos darauf, daß das Drama seinen Abschluß fand.
    Schließlich sagte der alte Wal: »Was Ist Dann Eine Frage Im Plan Der Dinge? Ich Vergeude Zeit Mit Dir. Und Doch Wird Die Herde Weiterziehen, Die Herde Denkt Immer Noch. Frag, Was Du Willst, Frau!«
    Cora versuchte, mit dem Zittern aufzuhören. Für einen Augenblick staunte sie darüber, daß die Cetacea sich die Mühe gaben, zwischen den Geschlechtern der Menschen zu unterscheiden. Dann fuhr sie eilig fort:
    »Zuerst muß ich dir sagen«, meinte sie, und kam sich vor wie eine Ameise, die zu einem Menschen spricht, »daß wir mit Bestimmtheit wissen,

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