Cademar-Günstling der Magie
brauchen jede helfende Hand und jedes Körnchen magischer Kraft. Sonst wird die Zuflucht bald der Vergangenheit angehören.«
Zögernd nickte Cademar.
Villers Blick wurde traurig. »Ich wünschte, wir hätten die Zeit, dich mit allen Feinheiten der Magie vertraut zu machen, Cademar, das wünschte ich wirklich … doch die Zeit drängt. Das Schicksal meint es nicht gut mit uns. All die Jahre warten wir auf einen magiebegabten Flüchtigen, in dessen Macht es liegt, die Lichtfeste zu infiltrieren und nun –«
»Die Lichtfeste infiltrieren?«, unterbrach Cademar. »Das soll ich tun?« Ungläubig schaute er von einem zum anderen.
»Die Zuflucht stirbt«, sagte Zahru. »Wenn in den nächsten Jahren nicht mehr Günstlinge hierher kommen – und das wird wohl nicht geschehen –, müssen wir sie aufgeben, denn den Schutz werden wir nicht aufrechterhalten können. Schon jetzt betreiben wir Raubbau an Senros magischer Kraft … das muss aufhören. An einen anderen Ort können wir nicht fliehen, der Griff der Lichtfeste reicht weit. Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir müssen die Magiebegabten in der Burg von einer Abkehr von Bewahrer Kolom überzeugen – ohne dass die Magier dessen gewahr werden.«
Cademar schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Nie und nimmer könnte ein solches Tun geheim bleiben.«
»Wir haben keine Wahl«, sagte Zahru. »Ich muss dich in kürzester Zeit in den magischen Künsten unterweisen und dich lehren, wie du deine Kräfte vor den anderen verbirgst. Nächstes Jahr wirst du dann als Günstling auf die Lichtfeste gebracht. Dort wirst du herausfinden, welche Günstlinge sich gegen die Magier auflehnen würden – und sie davon überzeugen, genau das zu tun.«
Cademar schüttelte den Kopf. »Nein.«
Ungläubig schaute Zahru ihn an. »Es geht nicht um dich, Cademar – verstehst du das nicht? Alles, was hier aufgebaut wurde, ist am Ende, wenn wir nichts tun!« Zahru hatte die Stimme gehoben, nun bedeutete Viller ihm, sich zu mäßigen.
»Ich werde dich zu nichts zwingen, Cademar«, sagte der alte Mann. »Aber lass dich von uns ausbilden. Feile an deinen magischen Kräften, und dann wirst du entscheiden können, zu welchem Zweck du sie einsetzt.«
Beim Gedanken an die Lichtfeste wurde Cademar schwindelig. »Kann ich gehen?«, fragte er Viller.
Der nickte.
Cademar erhob sich und trat hinaus. Dabei beeilte er sich, denn er wollte nicht, dass sie bemerkten, wie sehr seine Beine zitterten.
Auf dem Weg zurück zum Schlafraum sah er Malkom in einen der Tunnel einbiegen.
Er hatte Cademar nicht bemerkt, und der wusste nicht, wohin Malkom unterwegs war. Weil er ihn sowieso wegen seines Auftritts zur Rede stellen wollte, lief er ihm hinterher.
Sein Gefährte schien es eilig zu haben, und er bewegte sich sehr zielstrebig durch die Gänge der Zuflucht. Er durchquerte eine Säulenhalle, die Cademar nie zuvor betreten hatte, und kam über Steintreppen zu einem langen Gang, der beiderseits mit Türen gesäumt war, und er stieg weiter hinauf, kam in einem großen Raum voller Tische und Bänke an. Vom anderen Ende des Raumes waren klirrende Geräusche zu hören, und da bemerkte Cademar den Geruch von gegrilltem Fleisch, der in der Luft hing. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
Malkom ging zielstrebig zwischen den Tischreihen hindurch, und Cademar rief seinen Namen.
Daraufhin blieb er stehen und drehte sich ertappt um. Sein ängstlicher Blick wurde grimmig, als er sah, wer ihn gerufen hatte. »Was willst du?«
»Das will ich von dir hören. Weiß Zahru, dass du hier bist?«
»Nein. Und so soll es auch bleiben.«
»Was hast du vor?«
»Ich bin das Brot und das Wasser Leid. Hier gibt es gutes Essen. Alle bekommen davon, nur wir nicht. Oder etwa doch? Zahru wird seinem Lieblingsschüler doch sicher die ein oder andere Leckerei zustecken?«
Cademar lief auf ihn zu und verspürte den Drang, Malkom ins Gesicht zu schlagen. »Es reicht! Rede nicht, als würde ich mich bei Zahru einschmeicheln.«
Abfällig schaute er Cademar an. »Verschwinde. Bevor er dich erwischt. Ich will mir etwas frisches Fleisch holen.«
Jemand rief: »Das solltest du sein lassen.«
Cademar schaute sich nach dem Rufer um. Es war Purko. Er trat aus einem der Tunnel heraus und stellte sich an Cademars Seite. »Zahru wäre nicht erfreut, wenn er davon erfährt. Allerdings glaube ich, dass dein Freund hier dich nicht anschwärzt. Ich schon.«
Cademar wusste nicht, was er sagen sollte. Warum unterstützte Purko ihn plötzlich, wo die
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