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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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lauschte in die Dunkelheit und vernahm das leise Rascheln von Pergamenten, in denen offenbar Zahru blätterte. Niemals würde er hier ruhen können, dachte er noch, aber da übermannte ihn schon der Schlaf.
    Bewahrer Kolom hatte beide Handflächen auf den Kopf des Magiers Ägom gelegt, der vor ihm kniete. Beide hatten die Augen geschlossen. Die Dunkelheit der Nacht wurde im Raum des Bewahrers von unzähligen Fackeln vertrieben.
    Kolom schien einer Stimme zu lauschen. Er nickte und lächelte. »Sie haben also die Kristallkugel noch … natürlich«, sagte er, und seine Stimme wurde durch Ägoms Mentalmagie innerhalb eines Wimpernschlags über das Meer und das Festland bis hin zum Schwarzgebirge geschickt.
    »Wir müssen nicht länger warten«, sagte Kolom. »Alle sind bereit. Du kannst mit dem nächsten Sonnenaufgang beginnen. Bist du stark genug?«
    Die Antwort schien den Bewahrer zufriedenzustellen, denn sein Lächeln wurde breiter. Dann nahm er die Hände vom Kopf des Mentalmagiers, und beide öffneten ihre Augen. Kolom blinzelte, um wieder seine Umgebung wahrzunehmen.
    Ägom erhob sich. »Ich muss gestehen, dass ich seine Stärke anzweifle.«
    »Wir werden es sehen. Selbst wenn er nicht stark genug ist, wird der Ausbruch seiner Magie schon genügen, um den genauen Ort der Zuflucht herauszufinden.«
    Ägom nickte. Aber die Zweifel in seinen Augen blieben.
    Ein Klopfen an die Tür weckte ihn, und Cademar fuhr in die Höhe. Es konnten nur einige Augenblicke vergangen sein, seit er eingenickt war. Schnell zog er seine Jacke an und trat heraus. Zahru ließ sich gerade auf den Schemel an seinem Arbeitstisch nieder. Licht fiel durch die schmalen Fenster herein – es war also wieder Tag. Er hatte die Nacht durchgeschlafen. »Gehen wir … was …«, stammelte Cademar, der erfolglos versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    »Wir beginnen mit dem Unterricht«, sagte Zahru, »an einem angenehmen Ort.«
    Er meinte den Sonnenraum.
    Im magischen Licht fühlte Cademar eine Ruhe und Stärke wie nirgendwo sonst in der Zuflucht.
    »Was weißt du über die Magie?«, fragte Zahru, der die Arme hinter dem Rücken verschränkt hatte.
    »Ich weiß nicht, was sie genau ist oder wie sie entsteht«, gab Cademar zu. »Aber ich fühle sie in mir, und sie scheint mal stärker, mal schwächer zu sein. Inzwischen kann ich sie ein wenig kontrollieren, aber …«
    »Aber du weißt nicht, wie«, meinte Zahru.
    Cademar nickte.
    »Du weißt, was diejenigen von der Magie denken, die nicht magiebegabt sind?«
    »Ja, ich habe es schon oft gehört. Sie glauben, dass die Magie etwas ist, was einen eigenen Willen besitzt, eigene Macht auf die Menschen ausübt … und kaum kontrolliert werden kann.«
    »Und glaubst du auch, dass es so ist, wo du nun selbst ein Günstling bist?«
    »Nein«, sagte Cademar bestimmt. »Die Magie ist wie eine Fähigkeit, die man erlernt … eine Quelle, aus der man schöpft.«
    Zahru nickte. »Du bist auf dem richtigen Weg. Und was glaubst du, ist diese Quelle?«
    Cademar konnte nur mit den Schultern zucken.
    »Das Licht der Sonne«, sagte Zahru.
    »Es ist Magie?«, fragte Cademar verblüfft.
    »Nein, das Sonnenlicht ist keine Magie – aber es gibt jedem Magiebegabten seine Kraft.«
    Cademar dachte darüber nach. Natürlich fühlte er sich im Sonnenlicht wohl, wie jeder Mensch, aber seit er wusste, dass er ein Günstling der Magie war, taten ihm die Sonnenstrahlen besonders gut.
    »Doch die magische Kraft, die die Sonne uns schenkt, wird beim Einsatz von Magie wieder aufgebraucht.«
    »Und dann muss ein Magier wieder ins Sonnenlicht, um – ich verstehe, deswegen saßen die Magiebegabten auf dem Plateau in der Sonne …«
    »Ja. Du hast sicher gedacht, dass sie sich ausruhen. In Wirklichkeit haben sie ihre magische Kraft erneuert.«
    »Wie lange dauert es bei uns, bis wir unsere vollständige magische Stärke erreicht haben?«
    »Das ist bei jedem Magiebegabten anders. Einige müssen nur eine Stunde im Sonnenlicht verbringen, andere einen ganzen Tag.«
    »Und wenn die ganze magische Kraft aufgebraucht ist …«
    »… ist ein Magier auch nur menschlich.«
    Cademar nickte. »Dann muss er seine Kraft wieder füllen.«
    »Magiebegabte erhalten also von der Sonne ihre Kraft. Aber wie äußert sie sich? Welche Arten von Magie hast du schon erlebt?«
    Cademar dachte nach. »Ich habe erlebt, wie Dinge magisch beeinflusst wurden … sie wurden bewegt oder schwebten. Dann habe ich erlebt, wie meine Gedanken gelesen wurden … und wie

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