Cademar-Günstling der Magie
meine Wahrnehmung sich durch Senros Magie veränderte.«
»So ist es. Es ist immer die gleiche Magie, die gewirkt wird, doch es gibt im Wesentlichen zwei Ausprägungen, in denen die Magie in Erscheinung tritt, und zwar ist sie entweder Materialmagie oder Mentalmagie. Erstere beeinflusst die körperliche Welt. Du kannst mit deiner Materialmagie Dinge levitieren lassen … und sogar vernichten.«
Cademar dachte zurück, wie er zu Hause die Kristallkugel zerstört hatte. Dann fiel ihm etwas anderes ein. »Als ich Euren Sturz verhinderte …«
»Ja«, bestätigte Zahru, »das war Materialmagie, doch du hast nicht meinen Körper gehalten, sondern meine Kleidung. Keinerlei Magie wirkt direkt auf den menschlichen Körper, du kannst ihn nicht beeinflussen – niemand weiß, warum. Die Mentalmagie spielt sich in der Welt des Geistes und der Gedanken ab – auch sie beeinflusst den Körper nicht.«
Cademar nickte. »Was kann diese Art der Magie bewirken? Gedanken lesen?«
»Ein guter Mentalmagier kann das Denken eines anderen Menschen erfühlen. Es sind keine klaren Gedanken, die er einsieht, nur Fetzen von Gefühlen – und bei einem Magiebegabten ist es überhaupt nicht möglich. Wer mit Magie erfüllt ist, schützt sich damit gleichzeitig gegen die Mentalmagie anderer. Der Hauptzweck der Mentalmagie ist das Bündeln und Kanalisieren der magischen Kraft, die im Manuskristall ruht.«
»Kann man beide Arten der Magie gleichermaßen gut beherrschen?«
»Eigentlich nicht«, antwortete Zahru. »Normalerweise zeigt sich im Laufe einer Ausbildung, ob ein Günstling eher zur materiellen oder mentalen Magie neigt. Du bist der Erste, von dem ich glaube, dass er beide Arten meistern kann.«
»Warum? Warum ich?«
Zahru lächelte. »Ich weiß es nicht. Genauso wenig weiß ich, welche Menschen von der Magie erwählt werden und welche nicht. Du scheinst mit einer besonders großen Begabung dafür beschenkt worden zu sein, aber du hast noch einen langen Weg vor dir.«
Cademar schwirrte der Kopf, und Zahru entging es nicht.
»Wir haben Zeit«, sagte der Magier. »Wir werden damit beginnen, wie du die Magie in deinem Manuskristall erfühlst. Bist du bereit?«
Cademar straffte sich und atmete durch. »Ja.«
Zahru erwies sich als geduldiger Lehrer, der Cademar beibrachte, wie er die magische Kraft in sich besser nutzbar machen konnte. Zunächst lernte er, den Fluss der Magie zu lenken, damit sie nicht unkontrolliert ausbrach, beispielsweise wenn er wütend wurde.
Wie lange der Unterricht dauerte, konnte Cademar nicht sagen, aber irgendwann merkte er, wie ihn seine Kraft verließ – die magische, wie auch die seines Körpers.
»Für heute ist es genug«, sagte Zahru. »Du solltest nach dem Essen deine magischen Kräfte wieder stärken, bevor die Sonne untergeht, und morgen früh können wir weitermachen. Komm.«
Gemeinsam gingen sie durch die Gänge in den Gemeinschaftsraum, in dem das Abendessen aufgefahren wurde. Alle Flüchtigen aßen schon. Zahru setzte sich zu Viller, und Cademar hielt nach Malkom Ausschau, bis er ihn ausmachte. Flana saß ihm gegenüber, und als Cademar herankam, rückte sie zur Seite, damit sich Cademar gegenüber von Malkom hinsetzen konnte, welcher nur kurz den Kopf hob.
»Wo warst du den ganzen Tag?«, fragte Flana.
»Mit Zahru im Sonnenraum«, antwortete Cademar. »Und ihr?«
»Senro hat uns unterrichtet. Wir haben meditiert. Stundenlang … Er sagte, das sei eine Grundlage, die man unbedingt erlernen müsste, um die Magie zu beherrschen.«
»Vielleicht stimmt das«, meinte Cademar vorsichtig. Er nahm einen Holzlöffel und probierte die Kartoffelsuppe in dem Teller vor sich. Sie war heiß und weckte seine Lebensgeister. Beim Essen schaute er immer wieder zu Malkom, der schweigend immer wieder den Löffel zum Mund führte und den Blick gesenkt hielt.
»Was ist mit dir, Malkom?«, fragte Cademar schließlich. »Hat dir der Unterricht gefallen?«
Abfällig zischend atmete Malkom aus und funkelte Cademar an. »Unterricht …« sagte er. »Es hat mir mehr gebracht, selbst mit meiner Magie zu experimentieren. Ich will hoffen, dass wir morgen richtig mit Magie arbeiten. Wie du es wahrscheinlich getan hast …«
Der Vorwurf in Malkoms Stimme war nicht zu überhören. Doch Cademar ignorierte ihn ganz bewusst und wechselte das Thema. »Wo ist eigentlich Purko?«, fragte er.
»Er stand vorhin auf und ging. Ich glaube, er ist müde«, sagte Flana.
Cademar fühlte ein Kribbeln in seinem Nacken, als
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