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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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die tranchierten Skinheads zu warten. Überdies hatte ich gar kein Interesse daran, George zu stoppen. Ihm zuzusehen war wohltuender als eine Hypnose – und auch bei Weitem faszinierender.
    »Dir ist doch klar, dass das nur beweist, dass du ’ne verkappte Schwuchtel bist, stimmt’s? Stimmt’s? Findest du nicht? « Ein Krachen – George hatte Don Black das Nasenbein gebrochen. Zwei gegen einen – das war kaum fair zu nennen, wenn der eine ein so rücksichtsloser Mensch wie mein Partner war.
    »Denn wenn du keine verkappte Schwuchtel bist, warum zum Teufel schlägst du dann immer wieder Schwule zusammen?« Klatsch. Dröhn. Die Flecken würde George nie mehr aus dem Anzug bekommen …
    »Don Black?« Rumms. »Kevin Strom?« Ka-wumm. »Und euer Nazi-Kumpel, der mir entwischt ist, David the Duke, du erbärmlicher antisemitischer Drecksack? Ihr habt euren kleinen Club gegründet und euch nach dieser Bande hohlköpfiger Rassisten benannt. Von denen die meisten so blöd sind, dass sie ständig mit einem Fuß im Kittchen stehen – falls sie nicht gerade bei der Steuererklärung betrügen.«
    Ich zog ein Päckchen Zigaretten, das ich von David the Duke geschnorrt hatte, aus der Tasche – er konnte jetzt sowieso nicht rauchen. Zwei Glimmstängel steckten noch darin und praktischerweise auch ein Feuerzeug. Ich zog also eine Zigarette heraus, zündete sie an und inhalierte tief. Normalerweise rauche ich nicht, aber hin und wieder kann eine Zigarette wirklich Trost verschaffen.
    »Hey, Cadence?« Kevin Strom jaulte vor Schmerz, denn George hatte ihn an den Hoden gepackt und drückte zu. »Hast du in der nächsten halben Stunde ’ne wichtige Verabredung?«
    »Ich bin Shiro. Und nein, das hab ich nicht.« Ich winkte lässig ab, während Rauch aus meinen Nüstern strömte. »Lass dir ruhig Zeit.«
    »Hast du gehört, Drecksack? Die einzige Kollegin, die noch verrückter ist als ich, findet, ich sollte – mir – Zeit – lassen!«
    »Dem möchte ich widersprechen. Ich bin sicherlich nicht die einzige Kollegin, die verrückter ist als du.«
    »Ach, schieb’s dir doch in den Arsch, Shiro!«
    Ich nahm wieder einen Zug und überlegte zerstreut, wie viele Dinge es waren, die George so hundertprozentig in Rage brachten. Er war nicht nur moralfrei und völlig gewissenlos, sondern auch kein Homo und kein Jude. Und dennoch hatte er, bildlich gesprochen, jede Menge Skalps von Homophoben und Antisemiten an seinem Gürtel hängen.
    Rätsel über Rätsel …
    »Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut, du feiger Kotzbrocken? Wie viele Zähne sind denn noch übrig? Der durchschnittliche IQ in eurer erbärmlichen Bande liegt bei 112 und keiner von euch hat’s über das Junior Year der Highschool hinausgebracht.«
    Ich nahm die Zigarette aus dem Mund und betrachtete sie. Cadence rauchte nicht. Wenn sie sich mit einer Zigarette in der Hand erwischte, würde sie entsetzt sein. Nur den Rauch zu riechen – ihn im Mund zu schmecken – würde sie schon aus der Fassung bringen. Traumatisch wäre diese Erfahrung natürlich nicht. Aber doch sehr verstörend.
    »Das Herrenvolk, wie?« Ein Stöhnen, das sich anhörte wie unter Wasser. »Mach mal halblang! Nein, spar dir die Mühe, ich mach dich halblang.« Ein letztes Knirschen, dann herrschte Ruhe.
    Ich paffte vor mich hin und wartete.
    George kam aus der Gasse und stakste an mir vorbei, brummelte etwas in seinen Bart. Das dunkle Haar hing ihm in die Augen. Seine grünen Augen – interessant, die schrägsten Leute, die ich kannte, hatten alle grüne Augen – waren vor Wut zu engen Schlitzen zusammengekniffen. Sein Gesicht war von den Augenbrauen bis zum Kinn mit feinen hellroten Spritzern bedeckt, die vermutlich aus Arterien stammten. Sein Jackett sah aus, als hätte er es vor dem Verlassen der Gasse in rote Farbe getaucht. Und seine Krawatte, deren Muster aus zweigeteilten Schildkröten bestand, die in blutiger Suppe schwammen, hatte nun die echte Zutat hinzugewonnen.
    »Saubere Arbeit, George. Deine Schläge werden immer präziser.«
    »Fahr zur Hölle.«
    Ich nahm die Zigarette aus dem Mund, betrachtete sie, erwog sie fortzuwerfen … aber dann hatte ich eine wirklich böse Idee. Ich inhalierte einen letzten Zug und schloss mich dem Rächer der Semiten an. »Michaela wird das aber gar nicht gefallen.«
    »Ist mir doch scheißegal.«
    »Nein. Ist es nicht. Mal ehrlich, George: vor den Augen ehrbarer Bürger? Mitten in der Stadt? Es gibt schlappe hundert Möglichkeiten, das zu tun,

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