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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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befragen und später zu unserem gesicherten Haus auf der Lake Street zu bringen. Dort sollte ich versuchen, noch mehr aus ihr herauszukriegen, dann würde ich mich wieder auf den Weg machen, endlich einen schlagenden Beweis finden und den Fall lösen. Im Anschluss daran würde ich auf das Heilmittel für AIDS stoßen, den Schalter in dem antiken Tempel umlegen, der Männer in Schweine verwandelte, und schließlich meinen Kühlschrank reinigen.
    Und bei der ganzen Prozedur sollte ich auch noch nett und sachlich bleiben, als unterhielten wir uns über den neuesten Kinofilm, statt Tracy mit einem »Glückwunsch, dass Sie dem Irren entkommen sind, und nun erzählen Sie mir bitte alles, gleichgültig wie beschämend oder intim es auch sein mag« zu überfallen.
    »Möchten Sie etwas? Eine Limo? Kräcker? Noch ein Kissen?« Eine Anti-Gedächtnisverlust-Maschine? Die Fähigkeit, die Zeit rückgängig zu machen? Waschbare Kaschmirwolle?
    Tracy schüttelte nur den Kopf. Ihre Augen waren so weit aufgerissen, dass ich das Weiße rund um ihre Pupillen sehen konnte. Sie sah aus wie ein Pferd, das jeden Augenblick aus der Knochenleimfabrik fliehen will.
    »Hören Sie«, sagte ich und setzte mich. Meine Finger fühlten sich klebrig an, ich musterte sie verwundert … und stellte fest, dass ich immer noch Ahornsirup an Zeige- und Mittelfingern hatte. Verdammt! Ich hatte geglaubt, dass ich alles abgewaschen hätte, aber dieses Zeug haftete wie Pech an mir.
    Ich setzte mich also auf meine Hände und schaute Tracy mit meinem breitesten Alles-in-Ordnung-Grinsen an. Im Grunde erleichterte mir ihr Schockzustand den Einstieg, denn Tracy Carr saß brav im Bett und tat, als sei es völlig in Ordnung, dass ihr dieser Trampel von Bundesagentin, die so durchdringend nach Sirup roch, gegenübersaß. Arme Tracy Carr! »Also, ich würde gerne noch mal mit Ihnen darüber reden, was gestern geschehen ist.«
    »Und ich hatte gedacht, Sie wären gekommen, um Puddingrezepte auszutauschen.« Sie sagte es zwar vollkommen ausdruckslos, aber ich lebte doch ein wenig auf. Sie zeigte Mumm! Und das keine vierundzwanzig Stunden nach einem Martyrium, nach dem die meisten Leute für die Gummizelle reif gewesen wären! Ausgezeichnet. Hätte ich nicht auf meinen klebrigen Händen gesessen, ich hätte mit ihnen Beifall geklatscht.
    »Pudding, hm? Später vielleicht. Wenn wir es schaffen wollen, ihn – es ist ein Er , stimmt’s? – für die nächsten vierzig Jahre in eine winzige fensterlose Betonzelle zu sperren – ohne Kabel- oder Pay-TV, möchte ich betonen – und mit schlechtem, sehr schlechtem Essen – und in ein wirklich scheußliches Milieu … «
    Die Antwort auf meine Tirade war nichts weiter als ein winziges Lächeln, das eher wie ein unwillkürliches Zucken der Lippen anmutete.
    »… dann, ja dann müssen wir auf jeden Fall noch über das reden, was gestern geschehen ist.« Ich bedachte sie mit einem wirklich ernsten Blick, dem gar nicht unähnlich, mit dem ich Patrick am Vorabend nach seinem Hupkonzert bedacht hatte.
    »Okay.«

40
    Also wühlten wir uns von Neuem durch die düsteren, schauerlichen Details, fingen mit den offensichtlichen Dingen an. Die armen Opfer! Immer wieder müssen sie dieselbe Geschichte wiederkäuen, und das mindestens zwanzig verschiedenen Menschen gegenüber. Leider wussten wir uns gegenwärtig keinen besseren Rat, wie wir es handhaben sollten.
    Ihr Name also: Tracy Carr. Adresse: Sie hatte zurzeit ein möbliertes Apartment im Hotel Pyrenees in Bloomington gemietet, wo sie den Verkauf ihres Hauses in North Dakota abwarten wollte. In den Twin Cities lebte sie seit neun Monaten. Absolut nicht unüblich: So schön North Dakota auch sein mag, es zieht doch viele seiner Bewohner von dort fort, um sich einen Job zu suchen und ein wenig Nachtleben oder auch einfach nur etwas mehr Aufregung zu genießen.
    Die hatte Tracy Carr nun ja auf jeden Fall gefunden, dachte ich verzagt.
    Im März war sie dreiunddreißig geworden (»Jetzt habe ich so lange gelebt wie Jesus«, lautete ihr Kommentar dazu, der leider nicht das Seltsamste war, was ich jemals von einem überlebenden Opfer gehört habe). Geboren war sie – man höre und staune! – in Ankara. Sie hatte eine türkische Mutter und die doppelte Staatsbürgerschaft. Ihr Englisch war sehr exakt, es bestand aus kurzen, klaren Sätzen. Tracys Mutter war gestorben, als sie noch ein junges Mädchen war.
    Mein Stift flog förmlich über den Notizblock. Dabei war meine Schrift so schlecht,

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