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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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dass George für einen anderen Menschen Mitgefühl empfand.
    »George, alles ist cool.« Eine gewaltige Lüge. »Lass den Jungen einfach machen. Autsch!« Ich funkelte besagten Jungen an, der noch einen Stich blasser wurde. »Und ich muss gestehen, ich bin schlichtweg gerührt.«
    »Wenn du glaubst, ich arbeite eine neue Partnerin in dem Jahr ein, in dem meine Prostata untersucht wird, dann bist du auf dem verfluchten Holzweg, Shiro Jones!«
    »Das wiederum missfällt mir.« Nie zuvor hatte ich mir so sehnlich gewünscht, aufgrund von Blutverlust ohnmächtig zu werden. Und ich war hochbeglückt, als mein Körper meinem Wunsch gehorchte.
    * * *
    Wie sich herausstellen sollte, hatte der Sanitäter recht gehabt. Ich starb nicht. Obwohl es natürlich eine arge Plackerei war, sich von einer Schussverletzung zu erholen und Krankenhauskost hinunterzuwürgen. Es dauerte geraume Zeit, bis ich wieder ganz bei mir war. Verzeihung … bevor wir drei wieder ganz bei uns waren. Meine Schwestern und ich.
    Und dann brauchte ich dringend ein paar Antworten. Und schuldete jemandem welche.

74
    Es schien endlos zu dauern, aber irgendwann ließen sie mich doch in Ruhe. Michaela war verschwunden und Emma Jan und George ebenso (Letzterer war vom Krankenhausgelände entfernt worden). Meine Wunden waren versorgt worden, zum Glück war keine Operation nötig gewesen. Ich war wieder und wieder und wieder durchgecheckt worden und hatte sogar zwischen den Ohnmachten ein wenig schlummern können.
    Jetzt. Mir blieben siebenundzwanzig Minuten, bis die Schwester kommen und mir wieder mal den Puls fühlen würde. Danach würde es noch schwieriger werden, Max Gallo zu suchen und ihm die Dinge zu offenbaren, die er meiner Meinung nach wissen sollte. Während der Frühschicht waren zu viele Leute auf der Station und in der Blutbank. Während der Nachtschicht würde ich jedoch zu erschöpft sein.
    Also jetzt. Es musste jetzt sein, jetzt sofort, mitten im Schichtwechsel, um 23:55. Die Schwestern mussten ihre Berichte abgeben, es musste entschieden werden, welche Patienten entlassen werden und welche bleiben sollten. Das reinste Chaos.
    Behutsam setzte ich mich auf und entfernte die vielen Schläuche, die Flüssigkeiten in mich hinein- oder aus mir heraustransportierten. Den Infusionsständer musste ich allerdings mitschleppen. Ich hasse diese Dinger. Mir war, als hinge ich an der Hundeleine. Einer Leine, die unaufhörlich Mittelchen in mein Blut tropfte.
    Ich schwang meine Beine über die Bettkante. Atmete tief durch. Stand auf.
    Nun gut. Nun … gut! So schlimm … war es doch gar nicht. Ich hatte überall Schmerzen, aber sie waren eher dumpf. Wahrscheinlich war Morphium im Tropf, oder es waren die Nachwirkungen der Spritze. Ich war sozusagen im optimalen Bereich: Der Schmerz war erträglich, aber ich war auch nicht zu benebelt.
    Nachdem ich ungefähr fünf Meter weit geschlurft war, wurde mir klar, dass ich mich getäuscht, dass ich mich so richtig verrechnet hatte: Für diesen kleinen Ausflug hatte ich beileibe nicht genug Morphium im Blut. Nicht mal annähernd.
    Ja – und? Hat jemand behauptet, dass das Leben einer an MP leidenden, angeschossenen FBI -Agentin mit einem Hund und einem Bäcker-Freund und endlosem Papierkrieg etwa leicht sei?
    Ich schaffte es ohne Zwischenfall bis zum Fahrstuhl – offenbar kam das Personal gar nicht auf die Idee, ich würde kurz vor Mitternacht einen Spaziergang machen wollen. Und selbst, wenn sie mich entdeckten, was sollten sie schon sagen?
    Aldo Raine kam mir in den Sinn, Brad Pitts Rolle in Inglourious Bastards . Als Colonel Landa brüllt: »Dafür werden Sie erschossen!«, antwortet Raine ganz kühl: »Nein, glaub nicht. Standpauke wird’s geben. Aber die gab’s schon öfter.«
    Die Dringlichkeit meiner Mission hatte ich mir selber zuzuschreiben. Wenn ich erwischt wurde, würde ich nicht erschossen, sondern nur ausgeschimpft und auf mein Zimmer zurückgebracht werden. Aber ich schuldete Gallo eine Erklärung. Abgesehen davon schuldete ich ihm die ganze Geschichte – konnte die ganze Geschichte überhaupt richtig und wahrhaftig erzählt werden? Ich verließ mich nicht darauf, dass meine Dienststelle es täte. Also würde ich, Shiro Jones, derzeit Normalbürgerin, ihm alles erzählen. Denn ich würde ja nicht erschossen werden. Und eine Standpauke hatte auch ich schon öfter bekommen.
    Ob ich es schaffte, hing natürlich davon ab, ob ich die Blutbank überhaupt erreichte – und ob Gallo zu dieser späten Stunde

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