Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
umfangreicher.
Ich weiß noch, wie ich die Barbecues der Nachbarschaft roch, der Geruch drang bis in das Haus, in dem das Schreckliche geschehen war. Diesen Geruch würde ich von nun an stets mit dem JB -Mörder verbinden.
Es war beileibe nicht das erste Mal, dass ich Zeugin einer solchen Brutalität geworden war. Bei meiner ersten Begegnung mit brutaler Gewalt war ich keine fünf Jahre alt gewesen! Doch etwas war anders bei diesen Halbwüchsigen, die die Kindheit erst vor Kurzem hinter sich gelassen hatten, jedoch noch lange nicht erwachsen waren … die sonnigen, heiteren Tage, an denen ihre Leichen gefunden worden waren … stets im Juni, immer an einem schönen Tag. Ein Mord ist etwas Furchtbares, ob er im Februar, Oktober, März oder Juli begangen wird, doch an einem wolkenlosen, strahlenden Sommertag mutet er einen besonders schrecklich an. Man erwartet ja förmlich, dass während eines Schneesturms Schlimmes geschieht, oder während eines Wolkenbruchs bei grau verhangenem Himmel.
Dass sie noch so furchtbar jung waren, machte es nicht besser … mir wurde nur noch trostloser zumute. Ihr Tod war so traurig und sinnlos, sie waren junge Menschen, aus denen noch alles hätte werden können. Da war mir doch allemal ein Frauenquäler lieber, dessen Leiche um Mitternacht in einem heftigen Hagelsturm gefunden wird.
Der Tag ließ sich also schon extrem unerfreulich an, zudem musste ich vor dem Mordhaus die FBI -Ermittler treffen, denen man befohlen hatte, sie sollten von jetzt an nett zu uns BOFFO -Agenten sein. Aus Erfahrung wusste ich, dass Schwierigkeiten zu erwarten waren. Beim FBI verteidigt jede Einheit eifersüchtig ihre Zuständigkeit. Weshalb mich Special Agent Greer auch mit einem »Wollen Sie mich mit dem Scheiß verarschen?« begrüßte.
»Die Freude ist ganz meinerseits.« Ich war bereits damit beschäftigt, Plastikschuhe und - handschuhe überzustreifen. »Ich bin Cadence Jones.«
»Und ich bin ziemlich stinkig, weil sie euch Wirrköpfe dazugeholt haben.«
Ich blickte ihn nur stumm an. Ich hasse Streit. Warum können die Menschen nicht einfach nur nett zueinander sein? Irgendwiehoffte ich, Shiro würde herauskommen und diesem aufgeblasenen Wichtigtuer einen gezielten Kinnhaken verpassen.Okay, nein, das wollte ich nicht. Moment mal: eigentlich doch.
»Warum starren Sie mich so an?«
»Äh … tut mir leid.« Blöde Shiro, sie wollte einfach nicht auf Befehl hervorkommen. »Hören Sie, Ihnen ist schon klar, dass es nicht meine Schuld ist, ja?« Ich erschauderte beim Ton meiner Stimme. Sie klang ängstlich. Auf Beschwichtigung bedacht. Erbärmlich. Shiro! Jetzt mach schon! Dieser Kerl riecht wahrscheinlich, dass ich unter allen Umständen freundlich sein will – so wie ein Hund Angst oder Wurst riechen kann . »Ich meine, war die Zusammenarbeit meine Entscheidung? Ganz bestimmt nicht. Haben Sie das kapiert?«
» BOFFO ? Die verdammte False Flag Ops? Man überträgt diese unglaublich tragische Sauerei also den Klapsmühleninsassen?«
Sollte das eine Frage sein oder eine Information? »Äh. Ja?« Das schien mir eine recht unverfängliche Reaktion zu sein.
Shiro? Hallooooo? Jemand zu Hause?
Verflixt noch eins! Meine Therapie wirkte allmählich zu gut. Natürlich hatten der Arzt und ich darauf hingearbeitet, dass ich weniger Blackouts erleiden und nicht mehr so häufig Opfer der Übernahme durch meine Schwestern sein sollte. Aber die Ärzte und Michaela waren der Ansicht, dass ich Shiro und Adrienne geradezu veranlasste , mir aus der Klemme zu helfen. Das hätte ich immer schon getan, seit ich ein kleines Mädchen war und mit ansehen musste, wie mein Vater eine Kanadagans mit einem Aufsitz-Rasenmäher überfuhr und danach von meiner Mutter erschlagen wurde. Wo also steckten meine verflixt-dixt-hixten Schwestern, wenn ich sie mal brauchte?
»Das ist so ein Scheiß.« Greer meckerte immer noch. Ich sagte mir, dass ich mich durchaus in einer schlimmeren Lage befinden könnte: Wenn ich jetzt schon an der Leiche des armen Jungen stünde. Wenn ich dieser arme Junge wäre . Sei dankbar für die kleinen Freuden des Lebens. Sei dankbar. Also blieb ich wie angewurzelt stehen und starrte Greer weiter an. »Zunächst mal seid ihr eher so was wie ’n Großstadtmythos als ’ne echte FBI -Einheit, okay? Die meisten von uns glauben, dass ihr gar nicht existiert. Ihr seid die Area 51 des FBI .«
Auch gut.
»Wenn man aber mitkriegt, dass es euch tatsächlich gibt … und dass ihr alle … «
»Schwer unter
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