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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Mord noch Postbetrug begehen. »Wollte halt sehen, was passiert.«
    »Was?« Warum hatte ich das bloß nicht vorausgesehen?
    »Sie ist eben unser New Girl. Ich hab noch nie mit ihr zusammengearbeitet, sie muss mir vielleicht eines schönen Tages meinen prächtigen Arsch retten, außerdem hab ich noch nie einen Menschen mit Spiegel-Halluzination gesehen. Ich wollte einfach wissen, wie sie sich vor Ort bewährt – kannst du mir folgen? Ich wollte bloß sehen, was passiert. Ist dir aufgefallen, wie sie sich auf der Hinfahrt geduckt hat? Partout nicht in den Rückspiegel sehen wollte? Hast du dich nicht gefragt, was passiert wäre, wenn sie es doch getan hätte?«
    »Nicht«, entgegnete ich, »wenn ich ihre Akte gelesen hätte. Dann hätte ich eine solche Situation tunlichst vermieden. Statt mich zu fragen, was wohl passieren würde.«
    »Tja, das seh ich anders. Ich wollte halt selbst rauskriegen, was passiert.« Wieder zuckte er mit den Achseln. »Also hab ich nichts gesagt. Hat doch prächtig funktioniert. Außerdem wusste ich ja, dass du mir den Arsch retten würdest.«
    »Möchtest du mal erleben, was jetzt passiert?«
    »Nicht unbedingt.«
    Obwohl ich darauf brannte, Georges Nebenhöhlen zusammenzudrücken, bis sie in sein Hirn wanderten, hielt ich mich zurück. Warum hatte ich nicht die gleichen Akten wie er gelesen? Weil ich viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, nach dem großen Zusammenhang im JB -Fall zu suchen, statt mich um einzelne Akten zu kümmern. Im Nachhinein war alles sonnenklar. Das Dumme war nur: Es hätte mir klar sein sollen, bevor es überhaupt passieren konnte. Eigentlich war ich doch klüger. Selbst Cadence war klüger. Ich schämte mich in Grund und Boden.

24
    Nachdem sich George die Hände gewaschen hatte, begaben wir uns wieder an unseren Arbeitsplatz. Thyme weilte immer noch in Michaelas Büro, und obwohl ich sie nicht darum beneidete (habe schließlich selbst oft genug auf dem heißen Stuhl gesessen), nahm ich mir vor, bei unserer Chefin ein gutes Wort einzulegen.
    Thyme hatte da ein wirklich blödes Handicap, aber dennoch bewunderte ich sie für ihren Mut. Sie hatte tatsächlich geglaubt, in diesem Spiegel stecke ein böser Doppelgänger, der sie und alle ihre Kollegen ermorden wollte. Und sie hatte unverzüglich gehandelt. Um uns zu beschützen. Das würden nicht viele tun. Meine Schwester zum Beispiel würde es nicht tun. (Und meine andere Schwester hätte versucht, die Spiegelmenschen zu befreien.)
    Und dort kam sie, den Kopf gesenkt, den Blick starr auf den Teppich gerichtet. »Es tut mir so leid«, sagte sie zum Teppich.
    »Wieso? Was haben Sie denn mit ihm angestellt?« Argwöhnisch musterte George den Teppich. »Ist da etwa Splenda drauf? Wenn Sie auf diesen verschissenen regierungseigenen Teppich Splenda gekippt haben, dann bin ich nicht dafür verantwortlich, auf welcher Kippe Ihre Leiche landet.«
    »Wirf ’n Tranquilizer ein, George. Agent Thyme entschuldigt sich bei uns .«
    »Eher bei Ihnen .« Endlich blickte sie auf. Ihre dunklen Augen waren rot gerändert, die Wangen wirkten gedunsen. Sie war eingeschüchtert und gedemütigt worden. Ich wusste nicht, ob es Sinn hätte, ihr zu sagen, dass wir das ständig bei den Neuen erlebten – würde es sie trösten oder noch mehr aufregen? Es gab immer eine Phase der Eingewöhnung – glückte sie nicht, dann endete der Neuling in einer Anstalt oder, noch schlimmer, wurde gefeuert. George war nicht mein erster Partner. »Ich kann mich gar nicht genug entschuldigen.«
    »Das stimmt«, streute George Salz in die Wunden. »Das wäre auch unmöglich. Ich bin immer noch vollkommen traumatisiert von dem schlimmen Erlebnis.« Er täuschte ein Aufschluchzen vor. »Ach, Agent Thyme. Nimm mich mal ganz lieb in den Arm.«
    »Willst du mich zwingen , dich totzuschlagen? Halt mal eine Minute deine Sabbelzunge im Zaum.« Ich wandte mich an Thyme. »Ist doch nichts Schlimmes passiert. Wir haben schon ganz andere Dinge gesehen.« Viel, viel schlimmere Dinge. Natürlich hatten wir auch schon Besseres gesehen. Viel, viel Besseres.
    Sie schniefte und lächelte unter Tränen. »Ich mag Sie, Shiro. Sie … sind doch immer noch Shiro, oder?«
    »Aber sicher ist sie Shiro. Merken Sie das nicht an ihrer grimmigen, humorlosen Art, und dass sie so tut, als wäre sie innerlich nicht abgestorben?«
    »Ich mag dich«, sagte ich zu ihm, »überhaupt nicht.«
    Thyme schniefte wieder, dann rieb sie sich mit den Handrücken über die Wangen. Die Geste

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