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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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hatte sie vorgesorgt, damit ich über die Ursache nicht im Unklaren blieb. Ein verschwollenes Auge zählte wohl kaum als Verletzung. Wie der alte Spruch besagt: Ein Tag ohne Einweisung in die Notaufnahme ist wie ein Tag ohne Sonnenschein. Ha!
    Okay.
    Okay. Shiro hatte für einige Stunden das Ruder übernommen. Es hätte schlimmer kommen können. (Es ist schon oft schlimmer gekommen.)
    Neugierig wühlte ich im Kühlschrank herum. Das tat ich immer, wenn ich wusste, dass ich eigentlich Hunger haben sollte, mich aber satt fühlte. Auf dem obersten Gitter lag eine ansehnliche Doggy bag. Aus dem Oceanaire Seefood Room . Die beste Adresse in den Twin Cities, wenn man auf frische Meeresfrüchte steht. Verflixt noch mal, das konnten wir uns mit unserem Gehalt nicht leisten! Aber sogleich fiel mir ein, wer es sich leisten konnte.
    Shiro war fleißig gewesen, ich hatte auch nichts anderes von ihr erwartet. Aber was hatte die Doggy bag zu bedeuten? Auf alles war ich gefasst gewesen, nur nicht darauf, dass meine Schwester einen teuren Edelschuppen besucht hatte. Sie musste in Begleitung gewesen sein, denn Shiro frequentierte derlei Etablissements eigentlich nicht. Tatsächlich nahm sie die meisten Mahlzeiten in Sushi-Bars oder im Stehen über unserer Spüle ein.
    Fein! Shiro hatte unser Date mit Patrick also nicht vergessen. Ich wäre ja lieber selbst hingegangen, aber da das nicht geklappt hatte, hoffte ich, dass Shiro in meinem Körper ein paar schöne Stunden verlebt hatte. Manchmal hasste ich es, meinen Körper teilen zu müssen. Dann aber wieder freute ich mich, wenn ein anderer Teil von mir ein wenig harmlosen, nicht destruktiven Spaß haben konnte.
    Leicht verwirrt ging ich wieder zu Bett.

26
    Später am Morgen suchte ich ein Perkins -Restaurant auf, um mit meiner besten Freundin Cathie Flannery zu frühstücken. Sie war als Erste erschienen, was ungewöhnlich war. Womit sie sich beschäftigte, war es hingegen nicht.
    »Argh, was machst du denn da? Hör sofort damit auf.« Ich ließ mich auf die andere Bank fallen. »Lass die Sachen in Ruhe.«
    »Weiche von mir, Dreifach-Monster.« Cathie litt neben anderen Störungen auch unter einer Zwangsneurose. In den ungefähr fünf Minuten vor meiner Ankunft hatte sie sämtliche Gegenstände auf dem Tisch alphabetisch geordnet und in einer Reihe aufgebaut (immer noch alphabetisch natürlich!) G stand für Gabel, S für Salz, aber auch für Splenda, das selbstredend danebenstehen musste. Und dann, am Ende der Reihe, kam das W für Wasserglas.
    »Gib mal das Glas. Der Weg hat mich entsetzlich durstig gemacht.« Ich befreite das Glas aus den Fängen der Zwangsneurosen-Tyrannei und schluckte gierig. Shiro musste gestern Abend eine Menge Pflaumenwein getrunken haben, denn als ichaufwachte, hätte ich einen ganzen Ozean austrinken können.
    Meine Freundin hatte flammend rotes Haar und Sommersprossen (nicht verwunderlich bei jemandem mit dem Namen Flannery), war geradezu winzig – sie reichte mir nur knapp bis ans Kinn – und gertenschlank. Und sie besaß die Energie von einem Dutzend Menschen. Es ist schrecklich, so etwas über seine beste Freundin zu sagen, aber manchmal fand ich das Zusammensein mit ihr ein wenig anstrengend. Und ich will lieber gar nicht daran denken, was Shiro von Cathie hält.
    Wir hatten uns vor vielen, vielen Jahren im MIMH (Minneapolis Institute of Mental Health) kennengelernt. Cathie war dort eingewiesen worden, weil sie eine beängstigende Neigung zum Ritzen hatte. Ihre Familie hatte geglaubt, sie wolle sich umbringen. Leider waren sie hoffnungslos altmodisch und wollten von einer Therapie nichts wissen. Sie leugneten einfach, dass Cathie große Probleme hatte. Wenn man nicht über die Krankheit sprach, würde sie schon vorübergehen.
    Doch am Ende ließen sie Cathie einweisen. Nach einer Gruppentherapiesitzung kam ich mit ihr ins Gespräch, und wir stellten fest, dass eine jede von uns aufrichtig an der Leidensgeschichte der anderen interessiert war. Cathie schien erstaunt, dass ich im MIMH lebte. Und noch erstaunter, als ich ihr erzählte, ich sei auch dort geboren worden. Während ich mich fragte, wie normale Eltern ihrer Tochter so etwas antun konnten.
    Wie dem auch sei, wir mochten uns sofort. Keine von uns war in der Position, über die andere zu richten, deshalb blieb uns nur die Wahl, uns entweder aus dem Weg zu gehen oder Freundinnen zu werden. Oder Feinde. Uns gefiel der mittlere Weg, und wir schlugen ihn ein.
    Vor einiger Zeit hatte ich Cathies

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