Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
kommen. Und sie glauben … ich vermute, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Ist doch kein Problem«, meinte Patrick friedlich. »Dann gehen wir sie eben besuchen.«
»Ich will Dad aber nicht sehen! Als ich klein war und Hilfe gebraucht hätte, hat er mich wegsperren lassen, und Mutter hat ihm geholfen, mich aus der Familie zu reißen.« Sie schlug mit den flachen Händen auf den Tisch. »Von mir aus kann er in diesem Heim verrotten.«
»Wenn es dir wirklich gleichgültig wäre, würdest du dich nicht so aufregen.« Ich griff an B für Butterportion vorbei und nahm ihre Hand. »Wenn du ihn jetzt nicht besuchst, wird es dir später leidtun.«
»Was weißt denn du davon?«
»Hey!«, rief Patrick in scharfem Ton.
»Nein, sie hat schon recht. Ich habe kaum Erfahrung mit Familie, kann also nicht nachvollziehen, was Cathie da gerade durchmacht. Aber hör mal«, ich wandte mich wieder meiner Freundin zu, »ich habe so viele Opfer und Verdächtige kennengelernt, die ihrer Familie entfremdet waren. Glaubst du wirklich nicht, dass ich beurteilen kann, was Entfremdung einem Menschen antut?« Ich kann immer noch nicht fassen, dass er tot ist. Ich kann nicht glauben, dass wir dermaßen gestritten haben. Ich kann nicht glauben, dass das Letzte, was ich zu ihr gesagt habe, so eine Gemeinheit war. Ich kann nicht glauben, dass sie gestorben ist, ohne zu wissen, dass ich sie über alles geliebt habe. Ich kann nicht glauben, dass wir diesen dummen Streit hatten. Ich glaub’s nicht, ich glaub’s nicht, ich glaub’s nicht, ich glaub’s nicht …
»Ich werde ihn nicht besuchen.« Mir war nicht klar, ob Cathie mit sich selber oder mit uns sprach.
»Gib ihnen nicht die Schuld an allem.« Patrick sprach so leise, dass ich ihn fast nicht verstehen konnte. Er starrte auf die Tischplatte. »Ich habe es schließlich zugel...«
»Hör doch mit dem Scheiß auf, Patrick, damit sind wir durch .«
Er schüttelte lediglich den Kopf. Irgendetwas ging hier vor, doch ich hatte keine Ahnung, was. Und nun begannen sich meine Gedanken zu allem Überfluss wieder auf den June-Boys-Killer zu richten und verdrängten die Sorge um meinen Freund und meine beste Freundin. Ich musste dringend wieder an meine Arbeit gehen.
Cathie räusperte sich. »Nein, eigentlich stimmt das nicht. Wir sind doch noch nicht damit durch. Ich meine, ich schon, aber dich, Patrick, habe ich zum Frühstück eingeladen, um dir zu sagen, dass er auch nach dir gefragt hat. Es wäre nicht richtig gewesen, dir das zu verschweigen.«
Ich drückte ihre Hand. »Du bist eine erwachsene Frau, du musst also nicht jemanden besuchen, den du nicht sehen willst. Ich bitte dich nur, deinen Entschluss noch einmal zu überdenken.«
Sie grinste. Flüchtig sah ich ihre übliche Lebensfreude aufblitzen, die so ganz anders war als ihre derzeitige Stimmung von Zorn und Niedergeschlagenheit. »Tja, das werde ich nicht tun, damit musst du dich wohl zufriedengeben. Reich mir mal die Flasche.«
Cathie verbrauchte ein ganzes Päckchen Papiertücher, um die Sirupflasche zu ihrer Zufriedenheit zu säubern. Als sie fertig war, lobten Patrick und ich ihre hervorragende Arbeit. Ich glaube, sie nahm uns das sogar ab.
Mit einiger Anstrengung verbannte ich jeden Gedanken an den Job aus meinem Kopf, und so verlief der Rest unseres Beisammenseins harmonisch, obwohl ich immer noch von der Jagd nach meinem Serienkiller erfüllt war, Cathie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, Patrick von uns versetzt worden war (und nach einem Haus suchte) und Shiro sich mit Unbekannten verabredete (möglicherweise).
Doch für mich reichte dies allemal. Ich würde ein friedliches Frühstück stets einem Streit vorziehen.
27
Patrick taumelte ein paar Schritte rückwärts, während ich sein himmelwärts gerichtetes Gesicht mit Küssen bedeckte. »Mannomann!«, keuchte er und hielt sich an mir fest. »Gleich kipp ich um.«
»Ich wollte es wiedergutmachen.«
Wir waren gerade aus dem Restaurant getreten. Cathie hatte nicht mitkommen wollen. Sie wollte bleiben und die Ketchupflaschen abwischen (die in der Nachbarnische hatte es auch wirklich nötig!).
Sobald Patrick und ich einigermaßen ungestört waren, hatte ich ihn angesprungen und meine Beine um seinen Rücken geschlungen, während er sich verzweifelt an meinem Hintern festzuhalten versuchte. »Konnte dich doch nicht ins Auto steigen lassen, bevor ich’s nicht wiedergutgemacht habe.«
»Hättest du nicht einfach simsen können?« Er lehnte sich an seinen
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