Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
Büro gebeten wurde, staunte er zunächst geraume Zeit über diese riesige glänzende Küche, die in Größe (und Ausstattung) zu einem Restaurant zu gehören schien.
Thyme hingegen akklimatisierte sich rasend schnell. Es hatte den Anschein, dass sie eine hervorragende Agentin war, solange sie nicht mit reflektierenden Oberflächen konfrontiert wurde.
»Verzeihung, was haben Sie gerade gesagt?«, erkundigte sich Michaela. »Ich habe das nicht genau verstanden.«
Ich blickte Agent Thyme an. Sie hatte die Augen so weit aufgerissen, dass man das Weiße um ihre Pupillen herum sehen konnte – wie ein verängstigtes Pferd, das vor dem Feuer flieht. Entweder war sie tatsächlich völlig verängstigt oder sehr aufgeregt. Angesichts unseres Berufes hätte ich auf Letzteres gewettet.
»Ich meine … « Sie hüstelte, als sie merkte, dass wir aufmerksam lauschten. »Michaela hat immerhin ihren Bruder erschossen. Wegen Ihnen«, sie deutete auf unsere Chefin, »sind sie jetzt nur noch zu zweit. Ihre Schuld«, jetzt zeigte sie auf mich, »ist das ja nicht. Ich habe mich in die Fallakten eingelesen, bevor ich hierher versetzt wurde. Wobei mir einfällt: Ich wollte Sie doch so vieles fragen!«
»Später.«
»Ja, einverstanden, Shiro. Aber dass Sie’s nur wissen: Später bedeutet in meinem Wortschatz keineswegs niemals . Doch um auf meine Frage zurückzukommen – warum haben die Michaela keinen Brief geschickt?«
»Weil sie nicht glauben, in mich verliebt zu sein«, erwiderte unsere Chefin kühl. »Obschon ich bezweifele, dass derart gestörte Menschen überhaupt wissen, was Liebe ist.«
»Ooooch«, machte George grinsend. »Wer könnte Sie nicht lieben, Boss? Ihr Haar ist feinstgesponnenes Silber. Und Ihre Turnschuhe sind so weiß!«
Michaela zeigte mit der Messerspitze auf sein linkes Auge. »Schluss mit dem Quatsch, Pinkman, oder ich lasse Sie erschießen.«
Ich überlegte, ob ich Michaela die Bemerkung über gestörte Menschen und deren Unfähigkeit zu lieben übelnehmen sollte. Immerhin litt jeder der Anwesenden unter einer schweren seelischen Störung. Ich jedoch wusste, was Liebe bedeutet. Denn ich liebte …
Patrick? Ja. Ich … zumindest glaubte ich es.
Ich liebte es, dass er mich liebte. War das dasselbe? Ich wusste es nicht und war zu stolz nachzufragen.
Konzentrier dich, Shiro .
»Obwohl es Michaela war, die Opus den Gnadenschuss gegeben hat, kann ich euch versichern, dass die beiden Überlebenden mich und meine Schwestern dafür verantwortlich machen.«
»Weil sie alle diese Menschen ermordet haben, immer in Dreiergruppen, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen? Da Sie zu ihnen kommen sollten? Sie alle drei, meine ich.«
»Korrekt.« Michaela hatte die zerkleinerten Zucchini in eine andere Schüssel gegeben. »Shiro, Cadence und Adrienne sollten sich jedoch nicht für die Mordserie oder Opus’ Tod verantwortlich fühlen.«
»Keine Sorge, Chefin«, versicherte ich. »Das tun wir nicht.«
»Nein, aber sie sollten sich für meine Entführung verantwortlich fühlen!«, knatschte George.
»Abgelehnt«, grinste ich. »Ist deine eigene Schuld, wenn du dich von Irren überrumpeln lässt.«
»Muss wohl ein Dienstag gewesen sein«, knurrte er.
»Ja, ich entsinne mich«, schaltete sich Thyme ein. »Die haben Sie in einen Besenschrank gesperrt, und Sie haben sich in die Hose geschissen, damit man Sie finden konnte, bloß … «
»Bloß dass ich von lauter Vollidioten umgeben war, und mein brillanter Plan nicht funktionierte! Meine Hose ist übrigens ruiniert. Der Angestellte in der chemischen Reinigung hat buchstäblich geheult, das könnt ihr mir glauben. Geheult . Seit Jahren entfernt der Mann unsägliche Flecken aus meiner Kleidung, aber das … das hat ihm den Rest gegeben, dem armen Kerl.« Er fing sich wieder und fuhr in seinem üblichen Ton fort: »Wie viele Male haben Sie die Scheißakte denn gelesen?«
»Oh, viele Male. Deshalb glauben wir ja, dass der Brief echt ist«, erwiderte Thyme.
»Wer wir , New Girl?« George verfiel schon wieder in diesen quengeligen Ton. Kein gutes Omen für den Rest des Meetings.
»Ja, Agent Thyme, das glauben wir in der Tat. Wir werden den Brief natürlich noch genau untersuchen lassen. Doch jetzt und hier gehe ich von der Voraussetzung aus, dass er echt ist.« Michaela zeigte mit dem Messer auf mich. »Wenn Sie nicht hier in der Zentrale sind, müssen Sie gut auf sich aufpassen.«
»Einverstanden.«
»Aber wenn der Brief doch echt ist … woher haben die wissen
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