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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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dann ernennen die Gläubiger die definitiven Konkursverwalter und greifen zu den strengsten Maßregeln, indem sie sich zur Ausbeutung des Vermögens und des Geschäfts des Gemeinschuldners vereinigen und alles mit Arrest belegen, was er je zu erwarten hat, die Erbschaft von seinem Vater, seiner Mutter, seiner Tante und so weiter. Diese strenge Maßregel wird durch einen Gesellschaftsvertrag vollzogen. Indessen kommt ein Konkurs höchst selten über das Stadium der provisorischen Konkursverwaltung hinaus. Auf tausend provisorische kommen keine fünf definitiven. Die kaufmännische Leidenschaft kennt keine lange Verfolgung.
    Es gibt zwei Arten von Konkursen, Pillerault kannte den Unterschied; es war nach seiner Meinung ebenso schwer, aus der einen Art mit der Ehre des Kaufmanns wie aus der andern mit Reichtümern herauszukommen. Er wandte sich an den rechtlichsten Anwalt, der ihm bekannt war, und übertrug ihm die Angelegenheit.
    Nach den Bestimmungen des Gesetzes müssen während der Dauer eines Konkurses die Gläubiger den Lebensunterhalt des in Konkurs Geratenen und seiner Familie bestreiten. Pillerault benachrichtigte den mit diesem Konkurs beauftragten Richter, daß er für die Bedürfnisse seiner Nichte, ihres Gatten und der Tochter der beiden Sorge tragen würde.
    Du Tillet wollte den kaufmännischen Tod Birotteaus und setzte heimlich alle Hebel in Bewegung, um die Todesqualen zu verschärfen. So war Molineux, dieser kleinliche Stänker, zum Konkursverwalter gemacht worden; dieser Mensch war glücklich, den Parfümhändler malträtieren zu dürfen. Zum Glück für Birotteau hatte es Joseph Lebas, von Pillerault aufmerksam gemacht, erreicht, daß seine Angelegenheit einem ebenso klugen wie wohlwollenden Handelsrichter, einem gewissen Camusol, in die Hände kam, einem allgemein als Ehrenmann bekannten, liberalgesinnten und reichen Seidenhändler.
    Einer der schrecklichsten Augenblicke in Cäsars Leben war die nötige persönliche Verhandlung mit Molineux, diesem Manne, der ihm nie etwas gegolten hatte und der nun der gesetzliche Vertreter seiner Gläubiger geworden war. Er suchte ihn in Begleitung Pilleraults auf.
    Molineux empfing Pillerault übertrieben höflich, Birotteau dagegen maßlos geringschätzig und von oben herab. Der griesgrämige Alte hatte sich sein Benehmen vorher überlegt und bis in die Nuancen einstudiert.
    »Was für Auskünfte wünschen Sie?« fragte Pillerault.
    »Die Ausgaben des in Konkurs Geratenen in der letzten Zeit vor dem Konkurse stehen in einem Mißverhältnis zu seiner Vermögenslage... Nachweisbar hat der Ball...«
    Pillerault unterbrach ihn:
    »Der Ball, dem Sie als Gast beigewohnt haben...«
    Molineux ließ sich nicht beirren.
    »... hat dieser Ball sechzigtausend Francs gekostet, wo doch das Vermögen des nunmehr in Konkurs Geratenen im selben Moment nur noch wenig über hunderttausend Francs betrug. Es liegt somit Veranlassung vor, den in Konkurs Geratenen des betrügerischen Bankerotts zu beschuldigen ...«
    »Das ist also Ihre Meinung?« versetzte Pillerault. Birotteau saß mit einer Armensündermiene da.
    »Zumal wenn ich bedenke, daß Herr Birotteau Stadtverordneter ...«
    »Haben Sie uns wirklich hierherbestellt, um uns die Mitteilung zu machen, daß wir vor den Staatsanwalt gebracht werden sollen? Wissen Sie, daß das ganze Café David heute abend über Ihre Art und Weise lachen wird!«
    Die Meinung der Stammgäste des Café David war dem schikanösen Alten offenbar doch höchst wichtig. Er warf einen verblüfften Blick auf Pillerault. Er hatte nämlich darauf gerechnet, Birotteau unter vier Augen traktieren zu können, und sich vorgenommen, als Blutrichter zu schalten. Er wollte ihn einschüchtern und foltern, sich an seinen Schrecken und Qualen weiden, sich dann rühren lassen, milder werden und sich zu guter Letzt sein Opfer auf immerdar verpflichten. Aber an Stelle des erwarteten Opferschafes ward ihm eine kommerzielle Sphinx vorgeführt.
    »Herr Pillerault!« meinte er unsicher, »ich wüßte nicht, was es zu lachen gäbe.«
    Man begann sachlich zu verhandeln, und Molineux befleißigte sich nach und nach immer milderer Formen. Am Ende tröstete er Birotteau sogar und lud ihn und Pillerault zur Teilnahme an seinem frugalen Mittagsmahl ein. So war auch hier Onkel Pillerault Cäsars Schutzgeist. Ohne seine Gegenwart hätte Molineux kaum seine Intrigen unterlassen. Aber, wie gesagt, vor der Meinung der Stammgäste des Café David hatte Molineux einen

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