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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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acht Tage lang durch, ehe er ihn unterschrieb, weil er irgendwelche juristische Spitzfindigkeiten darin befürchtete.
    Als Hausbesitzer war Molineux also unerträglich; im übrigen konnte man ganz gut mit ihm auskommen. Er spielte Karten, lachte gern und schwatzte über alles mit: über die Bäcker, die nach falschem Gewicht verkauften, über die Bummelei der Polizei, über die heroischen siebzehn Deputierten der Linken. Er las den »Bons sens« des Pfarrers Meslier, ging aber, da er sich zwischen Deismus und Christentum nicht entscheiden konnte, doch wieder in die Messe. Mit einem Wort: er war und blieb ein kreuzbraver Spießbürger, der die herkömmlichen Feste in der herkömmlichen Feststimmung feiert, zu Neujahr gratuliert, Aprilscherze macht, bei gutem Wetter auf den Boulevards flaniert, dem Schlittschuhlaufen zusieht und – ein Butterbrot in der Tasche – auf der Terrasse der Place Louis XV. erscheint, wenn ein Feuerwerk abgebrannt wird.
    Der »Holländische Hof«, wo dieser alte Krippensetzer wohnte, ist das Erzeugnis einer jener blödsinnigen Spekulationen, die dem Kulturfreund ewig unverständlich bleiben. Der klosterartige Gebäudekomplex ist ohne Zweifel errichtet worden, um dem Viertel Saint-Denis eine Art Palais Royal zu geben. Das ungesunde Gebäude ist auf allen vier Seiten unmittelbar von hohen Häusern umgeben. Nur am Tage herrscht hier Leben und Bewegung. Eine Menge dunkler Durchgänge treffen hier zusammen und verbinden im Verein mit der berüchtigten Rue Quincampoix das Markthallenviertel mit dem Quartier Saint-Martin. Nachts ist der Ort wie ausgestorben; man könnte ihn die Katakomben des Handels und Verkehrs nennen. Es wohnen nur Geschäftsleute hier, keine Holländer, aber viele Kolonialwarenhändler. Die Fenster dieses Kaufhauses gehen alle auf den gemeinsamen Hof. Die Mieten sind sehr niedrig. Molineux wohnte der Gesundheit wegen im sechsten Stockwerk, denn erst etwa siebzig Fuß über dem Erdboden wird dort die Luft einigermaßen gesund und rein. Wenn er seine Blumen begoß, die er trotz des Polizeiverbots auf dem Dach des Hauses zog – das sind die »hängenden Gärten« im modernen Babylon –, hatte er einen entzückenden Blick auf den Montmartre mit seinen Mühlen. Die Wohnung bestand aus vier Räumen, den köstlichen Garten im siebenten Stock nicht mitgerechnet. Das Dach war sein Gebiet, er hatte es kultiviert. Hiervon ließ er nicht ab. Die schamlose Nacktheit seiner Behausung verriet den Geiz ihres Bewohners. Im Vorzimmer standen sechs strohgeflochtene Stühle und ein Kachelofen. An den mit flaschengrüner Tapete beklebten Wänden hingen vier auf einer Auktion erstandene Stiche. Im Eßzimmer sah man ein altes Büfett, zwei Bauer voller Vögel, einen mit Wachstuch überzogenen Tisch, ein Barometer und ein paar Mahagonistühle mit durchgesessenen Polstern. Eine Glastür führte auf das Dach hinaus. Der Salon hatte verblaßte grünseidene alte Vorhänge und mit grünem Samt überzogene, weiß gestrichene Holzmöbel. Des alten Junggesellen Schlafstubeneinrichtung im Louis-Quinze-Stil war völlig abgenutzt und so unsauber, daß eine Dame im weißen Kleide sich nicht hineingewagt hätte. Auf dem Kamin prangte eine Standuhr mit einer speerwerfenden Diana. Den Fußboden versperrten Futternäpfe für die Katzen. Über einer Kommode aus Rosenholz hing ein Pastellgemälde; der junge Molineux! Auf einer Konsole thronten ausgestopfte Kanarienvögel. Ein paar Bücher und kleine Tische, auf denen grüne Pappkästen herumlagen, vervollständigten dieses Interieur. Zu guter Letzt war noch ein Bett vorhanden, dessen Unwirtlichkeit selbst eine Karmeliterin davongejagt hätte.
    Cäsar Birotteau war entzückt über die ausgesuchte Höflichkeit Molineux', den er in seinem grauen Flanellschlafrock antraf, wie er gerade auf einem kleinen Kocher Milch heiß machte und seinen Zichorienkaffee aus einem braunen Töpfchen ganz langsam in eine Kaffeekanne durchgoß. Um seinen Hauswirt nicht zu stören, hatte Cayron an der Haustür auf den Parfümhändler gewartet und war erst mit ihm zusammen eingetreten. Molineux hatte vor den Stadträten und Stadtverordneten von Paris, die er Ratsoffiziere nannte, einen kolossalen Respekt. Als er also eine solche hohe Ratsperson erblickte, erhob er sich und blieb, sein grünes Käppchen in der Hand, stramm stehen, bis sich der große Birotteau gesetzt hatte.
    »Ach, Herr Birotteau, wenn ich geahnt hätte, daß Sie, ein Ratsmitglied, mein Mieter werden wollen, so hätte ich es

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