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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Sie Ihrem Freund
    Ferdinand du Tillet.«
    Du Tillet setzte über das i in seinem Namen keinen Punkt. Das war für seine Geschäftsfreunde ein verabredetes Zeichen, Alsdann hatten die wärmsten Empfehlungen, die angelegentlichsten Fürbitten keine Bedeutung. Er sah sich gezwungen, den Empfehlungsbrief zu schreiben, aber in Wirklichkeit war er nicht geschrieben. Wenn sein Freund das i ohne Punkt sah, gab er dem Überbringer keinen Pfifferling. Mit diesem Kniff war schon mancher gefoppt worden.
    »Du Tillet, Sie sind mein Retter! rief Cäsar nach der Lektüre des Briefes aus.
    »Ach was! Zu meinem Bedauern verfüge ich gerade in diesen Tagen über keine baren Gelder. Sonst schickte ich Sie nicht erst zu diesem Bankfürsten. Die Kellers sind Knirpse gegen Nucingen. Er ist ein zweiter Law! Mit dem Briefe da bekommen Sie von ihm, was Sie verlangen. Vorläufig können Sie sich also am 15. Januar halten. Später werden wir schon sehen. Nucingen und ich sind die besten Freunde. Und wenn es eine Million gälte, er würde nicht ungefällig gegen mich sein!«
    Voll tiefer Dankbarkeit für du Tillet verabschiedete sich Birotteau von ihm. Unterwegs sagte er zu sich: Ja, ja! Jede gute Tat bringt: ihre Früchte! Er philosophierte ins Blaue hinein, aber trotzdem trübte ein Gedanke seine frohe Zuversicht.
    In den letzten Tagen hatte er seine Frau daran gehindert, ihre Nase in die Geschäftsbücher zu stecken, und die Kasse Cölestin aufgehalst. Er wollte wohl, daß sich Konstanze und Cäsarine der neuen Wohnungseinrichtung erfreuen sollten, aber er wußte ebensogut, daß seine Frau eher gestorben wäre, als daß sie darauf verzichtet hätte, sich weiterhin um die Einzelheiten des Geschäftes selber zu kümmern. Sie ließ sich nicht so ohne weiteres das Heft aus den Händen nehmen. Birotteau war mit seinem Latein zu Ende. Er hatte alles mögliche getan, um ihr die Symptome seiner Geschäftsklemme zu verbergen. Jedoch auf die Dauer ging das nicht. Konstanze hatte das Ausschicken der Rechnungen höchlichst mißbilligt; sie hatte die Kommis ausgezankt und Cölestin den Vorwurf gemacht, er ruiniere den Ruf der Firma. Sie war der Meinung, er habe eigenmächtig gehandelt. Cölestin ließ sich, treu der Weisung seines Prinzipals, ruhig ausschelten. In den Augen des Personals hatte ja Frau Birotteau die Hosen an. Man kann wohl die Fernstehenden, niemals aber die Leute im Hause darüber täuschen, wer das Regiment führt, der Mann oder die Frau. Kurzum, Cäsar mußte seiner Frau seine Lage beichten. Die Anleihe bei du Tillet, die in die Bücher eingetragen werden mußte, erforderte allein eine Erklärung.
    Als er heimkam, saß Frau Konstanze gerade über dem Hauptbuche. Offenbar machte sie Kassenabschluß. Birotteau fuhr der Schreck in die Glieder. Er setzte sich neben das Pult, an dem sie stand.
    »Höre mal, Cäsar, mit was willst du denn morgen zahlen ?« fragte sie leise.
    »Mit dem Gelde hier!«
    Er zog die zehn Tausendfrancsscheine aus der Tasche, winkte Cölestin heran und händigte sie ihm ein.
    »Wo kommen denn die her?«
    »Das will ich dir heute abend erzählen, liebe Konstanze. Cölestin, tragen Sie ein: ultimo März, ein Wechsel, zehntausend Francs, Order du Tillet!«
    »Du Tillet!« rief Konstanze erschrocken.
    »Ich muß wieder gehen. Will mal Popinot aufsuchen. Es ist wirklich nicht recht von mir, daß ich noch immer nicht bei ihm war. Geht das Kephalol übrigens?«
    »Die dreihundert Flaschen, die uns Anselm geschickt hat, sind verkauft... Cäsar, bleibe da! Ich habe mit dir zu reden!«
    Konstanze packte ihn am Arm und zog ihn in ihr Zimmer. Ihre Hast wirkte lächerlich. Als sie oben allein waren, nur in Gegenwart von Cäsarine, sagte sie:
    »Du Tillet! Der uns tausend Taler gestohlen hat! Mit dem machst du mit einemmal Geschäfte! Mit dem Scheusal, dem Menschen, der mich verführen wollte!«
    Die letzten Worte sprach sie leise aus.
    »Eine Jugendeselei!« meinte Birotteau, als ob er urplötzlich Weltmann geworden wäre.
    »Du bist aus deinem Geleise! Du gehst nicht mehr in die Fabrik. Da ist irgendwas los! Und das wirst du mir sagen. Ich muß alles wissen!«
    »Na, weißt du, es hat nicht viel gefehlt und wir wären pleite gegangen! Heute früh waren wir es noch. Aber nun ist alles wieder gut...«
    Nun erzählte er ihr die ganze schreckliche Geschichte.
    »Das also war die Ursache deiner Krankheit!« rief Konstanze.
    »Ach, Mutter«, mengte sich Cäsarine ein, »Vater ist ein Held! Ich wünschte, ich würde auch so geliebt!

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