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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Betrachter auch nicht fröhlicher. In dem an und für sich nicht häßlichen Kamin gähnte an Stelle des Feuers ein schwarzes Loch. Und all die langweilige Öde umrahmte die mausgraue verräucherte Tapete des Zimmers.
    Der höfliche Birotteau klopfte mit drei kurzen Schlägen an die Tür des dritten Gemaches, die der gegenüberlag, durch die er eingetreten war.
    »Herein!« rief eine Stimme, die Claparons. Nach dem Klang zu urteilen, schien er sich im übernächsten Raum aufzuhalten. Birotteau hörte das Knistern eines lebhaften Kaminfeuers.
    Der Raum, den Cäsar nunmehr betrat, sah im Vergleich zu dem pompösen Empfangszimmer Kellers wie der Wigwam eines Indianers aus. Dort hatte der Parfümhändler den Gott Mammon in seiner Herrlichkeit gesehen; hier sah er ihn in seiner Armseligkeit. Ursprünglich wohl beinahe elegant, sahen alle Möbel abgenutzt, beschmutzt, verwahrlost und ruiniert aus. Das Bett stand in einem Alkoven. Als Birotteau eintrat, zog Claparon die Bettvorhänge hastig zu und hüllte sich in einen schmutzigen Schlafrock. Seine Tabakspfeife hatte er beiseite gelegt.
    »Setzen Sie sich, Herr Birotteau!«
    Birotteau fand Claparon ohne Perücke höchst häßlich, besonders als der Schlafrock des Bankiers auseinanderging, wodurch ein wollenes Trikothemd sichtbar ward, das ursprünglich weiß, durch den überlangen Gebrauch aber bräunlich geworden war.
    »Wollen Sie mit mir frühstücken?« fragte Claparon, indem er sich des Balles erinnerte, für den er sich durch diese Aufforderung revanchieren wollte.
    In der Tat erblickte Birotteau auf dem runden Tische des Zimmers ein verlockendes Stilleben: eine Pastete, Austern, eine Flasche Sekt, eine Platte mit in Champagner geschmorten Nieren und ein Omelett mit Trüffeln. Es war für zwei Personen gedeckt. Die Servietten, die beide sichtlich bereits am Abend vorher einmal benutzt worden waren, verrieten auch dem unschuldigsten Gemüt die Situation.
    Trotzdem Cäsar abgelehnt hatte, hörte Claparon, der sich für wunder wie weltmännisch hielt, nicht auf, ihn zu nötigen.
    »Es wollte jemand zum Frühstück kommen«, log er, »aber der Jemand hat nicht Wort gehalten.« Er sprach absichtlich laut, damit ihn die im Bett verborgene Person verstehen könne.
    »Herr Claparon«, entgegnete Birotteau, »ich bin lediglich in Geschäften gekommen und will mich gar nicht lange aufhalten.«
    »Ich hab kolossal zu tun«, sagte Claparon, indem er auf ein Rollpult und einen Tisch zeigte, auf denen eine Menge Papiere lagen. »Für mich bleibt auch kein bißchen Zeit übrig. Eigentlich nehme ich nur sonnabends Besuche an, aber für Sie, Herr Birotteau, ist man immer zu Hause. Zum Bummeln und zu Liebesgeschichten habe ich keine Zeit mehr. Da wird man dann auch in geschäftlichen Dingen abgestumpft. Der Mensch bedarf eben hin und wieder einer Erholung. Auf die Boulevards komme ich gar nicht mehr. Ich sage Ihnen, die Geschäfte ekeln mich an. Ich möchte am liebsten gar nichts mehr davon hören. Geld genug habe ich, aber genug Glück werde ich nie haben! Ach, ich möchte nach Italien reisen! Cara Italia, selbst schön in deinen Schattenseiten, wie sehne ich mich nach dir! Und die Italienerinnen, diese süßen und himmlischen Geschöpfe! Von jeher schwärme ich für die Italienerinnen. Haben Sie schon einmal eine Italienerin gehabt? Nein! Dann reisen Sie mit mir gen Italien! Wir wollen Venedig besuchen, die stolze Stadt der Dogen! Lassen wir die Geschäfte, die Spekulationen, die Geldgeschichten! Hol mich der Teufel! Wir reisen zusammen!'«
    »Eine Frage, Herr Claparon, und ich belästige Sie nicht weiter. Haben Sie meinen Wechsel an Herrn Bidault weitergegeben?«
    »Sie wollen sagen: an Gigonnet, an den lieben kleinen Gigonnet! Ein Goldjunge!«
    »So! Ich ... ich wollte ... ganz unter uns und im Vertrauen ...« stammelte Birotteau.
    »Na?«
    »Ich möchte den Wechsel prolongiert haben!«
    »Unmöglich!« meinte der Geldmann barsch. »Ich bin in der Sache nicht selbständig. Wir sind sozusagen ein Konsortium. Keiner kann was ohne den andern tun. Alles wird gemeinsam beraten – wie im Landtag. So wahr ich hier stehe! Sehen Sie, die Grundstücke um die Madeleine, die taugen nichts. Wir spekulieren in ganz anderer Gegend! Um die Madeleine... das ist miserables Terrain! Fauler Zauber! Auf den fallen wir nicht rein!« Er klopfte dem Bittsteller kordial auf den Bauch. »Na, Verehrtester, jetzt frühstücken wir mal erst! Was?« Und um seine Weigerung etwas zu versüßen, fügte er hinzu:

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