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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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geradezu.
    »Schön! Schön! Schön! Herr Birotteau. Ich habe mir bisher eingebildet, durch meine Praxis als Hauswirt im Mietwesen erfahren zu sein. Die Mieter bringen einem so allerlei bei. Von Ihnen aber lerne ich wirklich was Neues: daß man keine Wechsel als Mietzahlung annehmen darf. Na, ich reiche Klage ein. Ihre Antwort sagt mir klar und deutlich, daß sie ihr Akzept nicht einlösen wollen. Der Fall wird alle Hausbesitzer von Paris interessieren.«
    Lebensmüde ging Birotteau von dannen. Es ist eine Eigentümlichkeit nichtenergischer Naturen, daß sie bei dem leisesten Mißerfolg sofort die Flinte ins Korn werfen. Cäsar hatte nun keine andere Hoffnung mehr als die auf die Dankbarkeit des kleinen Popinot. Zu ihm ging er jetzt.
    Es war ungefähr vier Uhr, also um die Zeit, da die Juristen vom Gericht kommen. Als Birotteau Popinots Laden betrat, fand er den Kreisrichter bei seinem Neffen. Der alte Mann war ein vorzüglicher Seelenkenner; er hatte einen Blick, mit dem er die geheimsten Absichten der Menschen, den Sinn der gleichgültigsten Handlungen und die Wurzeln der großen und kleinen Verbrechen zu erkennen vermochte. Er betrachtete Birotteau, ohne daß der es merkte. Der Parfümhändler, dem die Anwesenheit von Anselms Onkel lästig war, kam ihm befangen, bedrückt und versonnen vor. Der immer beschäftigte junge Popinot, die Feder hinter dem Ohr, war wie immer gegen Cäsar die Höflichkeit selbst. Der Richter ahnte sofort, daß die banalen Phrasen, die Birotteau seinem Kompagnon auftischte, die Maske waren, hinter der ein wichtiges Anliegen stak. Anstatt sich zu entfernen, blieb er listigerweise. Er wußte genau, daß Birotteau weggehen würde, in der Hoffnung, ihn dadurch ebenfalls zum Weggang zu veranlassen. In der Tat ging Cäsar. Der Richter verabschiedete sich nach ihm; er beobachtete, daß Birotteau in vorsichtiger Weise, die Rue des Cinq-Diamants nach der Rue Aubry-le-Boucher hinschlenderte. Nach einer Weile sah er ihn umkehren und von neuem zu Popinot gehen.
    »Lieber Popinot«, sagte der Wiedergekommene zu seinem Kompagnon, »ich bitte Sie um einen Dienst.«
    »Der wäre?« entgegnete Popinot herzlich.
    »Sie können mir das Leben retten, wenn Sie mir einen Wechsel von fünfzigtausend Francs als Vorschuß auf meinen Anteil am Reingewinn unseres Kompaniegeschäfts geben! Über die Zahlung werden wir uns schon einig werden...«
    Popinot sah den Parfümhändler starr an. Cäsar senkte den Blick. In dem Augenblick erschien Popinots Onkel von neuem.
    »Ah, verzeihen Sie, Herr Birotteau!« sagte er und wandte sich dann an seinen Neffen. »Lieber Neffe, ich habe vergessen, dir etwas zu sagen!« Damit zog er ihn barhäuptig, wie er war, hinaus auf die Straße.
    »Lieber Neffe, es wäre nicht unmöglich, daß sich dein ehemaliger Prinzipal in Zahlungsschwierigkeiten befände und vor dem Konkurs stände. Unter solchen Umständen verlieren die ehrlichsten alten Kaufleute den Kopf. Darauf versessen, Ihre Ehre zu retten, werden sie halbverrückt und zu allem fähig. Sie verschachern ihre Frau, verkuppeln ihre Töchter, kompromittieren ihre besten Freunde, verpfänden Dinge, die ihnen gar nicht gehören. Sie werden Spieler, Komödianten, Lügner und wer weiß was. Ich sage dir, ich habe hierin die seltsamsten Sachen erlebt. Erinnere dich bloß an Roguin, dem wir doch alle nichts Schlechtes zugetraut hätten. Alles das sage ich keineswegs in bezug auf deinen Kompagnon. Ich halte ihn für einen ehrlichen Mann. Aber wenn er dich um etwas bitten sollte, das den Handelsgesetzen zuwider ist, etwa um einen Gefälligkeitswechsel... so versprich mir, ohne nochmalige Rücksprache mit mir nichts zu unterschreiben. Gefälligkeitswechsel sind meiner Ansicht nach gefälschtes Papiergeld, also schon halbe Gaunerei! Ich weiß, du liebst Birotteaus Tochter; aber selbst wenn es deine Liebe zu erheischen scheint, darfst du doch deshalb deine eigene Zukunft nicht vernichten. Wenn Birotteau zugrunde gehen muß, so wird es Ihm gar nichts nützen, wenn du mit zugrunde gehst! Im Gegenteil, Du kannst ihm lieber später Hilfe gewähren.«
    »Ich danke dir, lieber Onkel, es bedarf keiner Worte mehr!« sagte Popinot. Mit sorgenvoller Stirn kehrte er in seinen finstern Laden zurück. Birotteau bemerkte die Veränderung an ihm sofort.
    »Erzeigen Sie mir die Ehre, mit in mein Zimmer hinaufzugehen! Es läßt sich dort besser reden. Wenn meine Kommis auch viel zu tun haben, könnten sie doch vielleicht hören, was wir sprechen.«
    Birotteau

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