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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Familie, als die drei Beamten sie ihren trüben Erwägungen überlassen hatten.
    »Schöne Aussichten!« seufzte Cornelia kopfschüttelnd.

    »Oder eigentlich keine Aussichten,« versetzte Herr Cascabel. »Es ist rein, als ob die Welt mit Brettern vernagelt wäre!«
    Geh, alter Kämpfer, Held der Arenen! Wird es dir wirklich an Mitteln fehlen, das Geschick zu besiegen? Wirst du dich vom Unglück beugen lassen? Wirst du, ein in allen Pfiffen und Kniffen bewanderter Gaukler, dich nicht jederzeit aus der Klemme zu ziehen wissen? Bist du mit deiner Weisheit zu Ende? Wird deine so fruchtbare Phantasie keinen Ausweg finden?
    »Cäsar,« sagte Cornelia, »da diese verwünschten Grenzwächter gerade an Ort und Stelle sein mußten, um uns den Weg abzuschneiden, so laß uns versuchen, uns an ihren Vorgesetzten zu wenden…«
    »An ihren Vorgesetzten!« rief Herr Cascabel. »Ihr Vorgesetzter ist der Gouverneur von Alaska, irgend ein russischer Oberst, ebenso störrig wie diese Menschen, der uns einfach zum Teufel schicken wird!«
    »Überdies residiert er vermutlich in Sitka,« bemerkte Jean, »und eben dahin läßt man uns nicht gehen.«
    »Vielleicht,« meinte Clou-de-Girofle ganz vernünftig, würden die Polizisten sich nicht weigern, einen von uns zu dem Gouverneur zu geleiten…«
    »Ei! Clou hat recht,« antwortete Herr Cascabel. »Das ist ein vortrefflicher Einfall…«
    »Wenn es nicht etwa ein sehr schlechter ist,« fügte Clou mit seiner gewohnten Verwahrungsformel hinzu.
    »Wir sollten es versuchen, bevor wir den Rückweg antreten,« sagte Jean; »und wenn es dir recht ist, Vater, so will ich…«
    »Nein, es wird besser sein, wenn ich selber gehe,« erwiderte Herr Cascabel. »Ist es weit von der Grenze bis nach Sitka?«
    »Etwa hundert Meilen,« sagte Jean.
    »Nun, binnen zehn Tagen kann ich in unser Lager zurückgekehrt sein. Wir wollen bis morgen warten und dann unser Glück versuchen.«
    Am folgenden Tage machte Herr Cascabel sich auf, um die Grenzwächter zu suchen. Es kostete ihm nicht viel Zeit oder Mühe, mit ihnen zusammenzutreffen, da sie in der Nähe der Belle-Roulotte auf der Lauer geblieben waren.
    » Sie sind es?« rief man ihm drohend entgegen.
    »Ja, ich!« antwortete Herr Cascabel mit seinem angenehmsten Lächeln.
    Und mit allen möglichen, an die Adresse der moskowitischen Verwaltung gerichteten Artigkeiten gab er sein Verlangen kund, zu Sr. Excellenz dem Gouverneur von Alaska geführt zu werden. Er erbot sich, die Reiseunkosten des »verehrlichen Beamten«, der ihm gütigst das Geleite geben wolle, zu bezahlen, und verstieg sich sogar zu Andeutungen betreffs einer hübschen Gratifikation in klingender Münze für den großmütigen und opferwilligen Mann, der… u. s. w.
    Der Versuch schlug fehl. Die Aussicht auf eine hübsche Gratifikation machte keinen Eindruck. Es ist wahrscheinlich, daß die Beamten, eigensinnig wie Zollbeamte und Grenzwächter es zu sein pflegen, dies beharrliche Verlangen, die alaskische Grenze zu überschreiten, äußerst verdächtig zu finden begannen. Einer von ihnen bedeutete ihm, daß er augenblicklich zurückgehen müsse, und fügte hinzu:
    »Wenn wir Sie nochmals auf russischem Gebiete antreffen, so wird man Sie nicht nach Sitka, sondern ins nächste Fort bringen. Und wer einmal dort ist, der weiß nie, wie oder wann er wieder herauskommt!«
    Herr Cascabel wurde, nicht ohne einige Rippenstöße, unverzüglich zur Belle-Roulotte zurückgebracht, wo seine niedergeschlagene Miene das Mißlingen seines Versuches verkündete.
    So sollte die rollende Wohnung der Cascabels sich denn jetzt in eine feststehende verwandeln? Die Barke, welche den Gaukler und sein Vermögen trug, sollte an der kolumbo-alaskischen Grenze stecken bleiben, wie ein Schiff, welches die ebbende Meerflut inmitten von Felsen auf dem Trockenen zurückläßt? In der That, das stand nur zu sehr zu befürchten.
    Wie traurig die folgenden Tage waren, während deren die Familie zu keinem Entschlusse gelangen konnte!
    Glücklicherweise fehlte es nicht an Lebensmitteln; man besaß noch einen reichlichen Vorrat von Konserven, den man übrigens in Sitka zu erneuern gedachte. Dann gab es auch erstaunlich viel Wild in der Umgegend. Nur trugen Jean und Wagram die größte Sorge, sich nicht über die kolumbische Grenze hinauszuwagen. Der junge Bursche wäre schwerlich mit der Konfiskation seiner Flinte und einer Geldstrafe zu gunsten des moskowitischen Fiskus davongekommen.
    Indessen hatte sich des Herrn Cascabel und

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