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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Mares
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gleiche Schicksal hier und zukünftig vereint waren, konnten sie noch nicht miteinander umgehen. Zwischen ihnen lagen Welten. Jahrhunderte, gar Jahrtausende. 
    Ein Umstand, den kein Wissenschaftler bedacht hatte. Mit der Eingliederung der Hybriden in eine humane Welt hatten sie schon große Fehler begangen. Fehler, die hochbegabte Akademiker eigentlich hätten bedenken und gar nicht erst begehen sollten. 
    Aber wer wollte Wissenschaftlern Fehler vorhalten, wenn sogar Gott Fehler in seiner einzigartigen Schöpfung nicht bedacht hatte?
    Durch die Unruhe in dem riesigen Gewölbe waren auch die Minivampire zu regem Leben erwacht. Ihre spitzen, kleinen Schreie der Orientierung drangen den Männern unangenehm in die sowieso schon überstrapazierten Gehörgänge. Ständig formierten sich die Tiere zum Tiefflug, über die Köpfe aller Anwesenden hinweg. 
    Die Männer mussten sich teilweise bücken, um weder Flügel noch die spitzen Mäuler der Angreifer ins Gesicht zu bekommen. Wie wild schlugen sie um sich und nutzten sogar ihre Waffen zur Abwehr. 
    Der Wissenschaftler, der sich Chronos nannte, beobachtete belustigt das Schauspiel, während er seine Götterkumpane näher zu sich rief. Kurz gab er ein Kommando, und der Spuk hatte plötzlich ein Ende. Die Fledermäuse zogen sich zurück. 
    Die zwölf Antiker starrten jetzt fasziniert in Richtung Chronos. Diese Macht über Mensch und Tier hatten sie nicht erwartet.
    In der Höhle wurde es wieder still. 
    Die Männer machten jedoch keine Anstalten mehr, in demütige Haltung zu verfallen. Sie waren gewohnt, zu herrschen, nicht zu dienen. Schon gar nicht einem falschen Gott, mit welcher List auch immer er den Tieren Einhalt geboten hatte. 
    Mit einem unerwarteten Ruck stand Chronos auf und verschwand in der Nebenhöhle. 
    Die Männer waren kurzzeitig sich selbst überlassen. Es wurden noch keine Worte ausgetauscht, stattdessen aber argwöhnische Blicke. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken zum Szenario beschäftigt. 
    Caesar überdachte gerade die lächerliche Situation, in der sich er und seine Gefährten befanden. Wie war es den Wissenschaftlern überhaupt gelungen, alle aufzuspüren? 
    Eure Gebeine, meine Brüder, waren in euren Grabkammern und Pyramiden nicht gut versteckt, sinnierte er und verfluchte die neuzeitliche Art, die Ruhe der Toten unsanft zu stören, die Körper zu schänden und sie sogar wie niedere Tiere in Museen ausgestopft auszustellen, ihrer Grabbeigaben beraubt. 
    Gott sei Dank wurde ich verbrannt! Archäologen!, dachte er grimmig. Mittler zwischen den Zeiten oder nur sensationslüsterne Grabräuber? Caesar hatte noch keinen Urteilsspruch gefällt, war aber nahe daran, sie zu verdammen. Erbost dachte er an seine erzwungene Auferstehung. Sein eigenes Grab hatte er jedoch nie gefunden. Wer, verdammt noch mal, hatte seine Asche verwahrt – und wo?
    Caesar erinnerte sich wie so oft an seinen eigenen Todeskampf. Wie alle anwesenden Senatoren ihn einkreisten und dann äußerst schmerzhaft auf ihn einstachen. Wie er rückwärts fiel, versuchte, noch einmal auf die Beine zu kommen, aber ihn seine Schwäche, durch klaffende, unzählige Wunden verursacht, am Boden hielt. Sein Blut breitete sich schnell zu einem tiefen roten See aus. Nichts konnte das Verlassen der Lebenskraft und Seele mehr aufhalten. 
    Brutus galten seine letzten gehauchten, berühmten Worte: „Auch du, Brutus?“
    An die Schreie der Senatoren erinnerte er sich ebenfalls und an das Gejammer einiger unter ihnen, die ihre Tat augenblicklich bereut hatten. Das unangenehm helle Licht und der kreischende Ton der lebendigen Welt verschwanden nach und nach hinter einer angenehmen Stille aus Watte. Schrille Töne von Mördern, denen die Angst im Nacken saß, welche Vergeltungsmaßnahmen vonseiten der Caesar-Anhänger folgen würden, zerflossen im Nichts. Auch die eisige Kälte, die sich in seinem Körper ausbreitete, gab ihm die Gewissheit, dass sein Leben dabei war, zu vergehen. Unwiderruflich! 
    Das Bild eines Bootes auf einem roten Fluss und eines Fährmannes blitzte noch in seinem Geiste auf. Danach endeten seine Erinnerungen aus jener Welt …
    Ob es so allen Sterbenden widerfährt? Auch dem geschundenen Sohn des Christengottes?  
    Caesar bezweifelte nicht eine Sekunde, dass auch hier einige Wissenschaftler Hand angelegt und ihn zum Leben erweckt hätten, wäre er gefunden worden. Seine Anhänger würden für diesen Frevel vermutlich in einem verzweifelten Aufschrei auf den

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