Caesar erwacht!
dem Begehren nicht sofort, sondern orientierte sich zunächst. Was er zu sehen bekam, überstieg auch seinen geweiteten Horizont.
Vor dem Podest knieten bereits elf Männer. Nur einer war ihm bekannt. Marcus – seine getreue rechte Hand, die ihm während der Gallienfeldzüge stets zur Seite gestanden hatte. Ein weiterer, sehr jung wirkender Mann, hockte neben ihm. Dahinter ebenfalls antik gekleidete Männer, deren Antlitz auch nicht wie von dieser Welt wirkte.
Sind das Klone, wie ich? Bin ich etwa nicht alleine auf diesem verrückt gewordenen Erdball? Caesars Gedanken überschlugen sich; er malte sich aus, wie jene Männer ihm bei seinem Europa-Feldzug zur Seite stehen könnten.
Seine Gedanken wurden jedoch jäh unterbrochen, indem das Geschöpf auf dem Podest ihn herrisch zur Ordnung rief. „Knie nieder, und unterwirf dich mir!“
Caesar blickte Marcus an, der ihm zunickte, und tat dann, wie ihm geheißen wurde. Sehr widerwillig. Er hob das störende Schwert aus der Scheide, legte es vor sich auf den Boden, wie es die anderen vor ihm getan hatten und kniete nieder.
Eine Zeit lang geschah nichts. Nach endlos scheinenden Minuten jedoch hob die schwarze Gestalt in der Dämonenmaske an, die Anwesenden mit Informationen zu füttern. „Ich bin Chronos! Der Herr der Zeit. Ich bin euer Schöpfer. Gehorcht mir, und ihr werdet siegreich sein!“
Alle Männer, inklusive Caesar, starrten gebannt von den Worten nach vorne. Keiner wagte es, einen Laut zu machen. Was sie vernahmen, war zu ungeheuerlich, um es selbst in Worte zu fassen.
„Ihr, die ihr auserwählt wurdet, diese Welt zu beherrschen, gehet hinaus, meine Söhne, und nehmet, was ich euch zu Füßen lege! Jeder von euch entstammt nicht dieser schadhaften Zeit. Jeder von euch entstammt nur zum Teil einem menschlichen Genom. Jeder von euch erwachte durch eine reproduktive, nicht irdische Technologie und erlangte so auch seine glorreichen Erinnerungen zurück. Nun zieht hinaus! Ihr werdet die Welt vom modernen Unrat reinigen. Der Geheimbund der zwölf Antiker ist endlich erwacht. Okkupiert die sechs Kontinente, und macht sie euch Untertan! Du, Caesar, wirst wie zuvor Europa beherrschen. Du, mein tapferer Quin Shi, erhebst dich alsbald über Asien, nach Caesars Sieg. Dann folgt mit dir, Ramses, Afrika. Mit dir Australien. Und mit euch Nord- und Südamerika“, rief er zuletzt in Richtung von zwei indianisch wirkenden Männern. Benannt wurden nur sechs an der Zahl. Was war mit den anderen? Caesar rätselte darüber, während der anscheinend Verrückte noch hinzusetzte: „Preiset euren Gott und Schöpfer, meine Söhne …!“
Wie alle anderen elf Männer nahm auch Caesar ungläubig und stumm die Anweisungen der Kreatur entgegen, deren fratzenhafte Konturen sich durch den Schein der Pechfackeln höllisch scharf abzeichneten.
Die Gestalt erhob sich plötzlich und warf theatralisch die Arme empor. Weitere maskierte Gestalten mit schwarzen Umhängen traten aus den Nebengängen in den Raum und stimmten mit dem Anführer einen kultischen Gesang an, der entfernt an sakralen Singsang von Mönchen erinnerte.
Caesar blinzelte seinen Nachbarn an, der ebenfalls in kniender Haltung ausharrte.
Dieser blinzelte lächelnd zurück, wagte aber nicht, zu sprechen.
Caesar war sich im Klaren, dass sich kein echter Gott vor ihnen aufspielte. Seine Götter hatten sich niemals persönlich gezeigt. Nur ihre Wunder. Der hier schien ein Wahnsinniger zu sein, der sich nur als gottgleich sah.
Aber er würde den Wahnsinn dieses Wesens zum eigenen Vorteil nutzen. Er überlegte, ob es sich wirklich um seinen Schöpfer handelte. Nach Nicoles Bericht wurde dieser doch getötet, bei ihrer Flucht aus dem Labor? Und der Rest der Wissenschaftler wurde vor noch nicht allzu langer Zeit von ihm persönlich ausgelöscht? Andererseits hatte jemand gestern äußerst geheimnisvoll Kontakt zu ihm aufgenommen. Wer, außer seinem Schöpfer, wusste um seine Existenz? War dieser ihm etwa, nach seinem Angriff vor ein paar Tagen, in die Wüste gefolgt? Trotzdem, dieser Idiot war ihm dienlich. Schließlich unterstützte und beschleunigte er seinen zukünftigen Plan, Europa neu zu organisieren und dann zu beherrschen. Außerdem hatte er nun elf weitere Männer an seiner Seite, die jeweils die anderen Kontinente einnehmen würden. Warum aber nach ihm? Warum musste er die Feuertaufe zuerst alleine bestehen? Nur auf einen seiner treuen Gefolgsleute konnte er schon jetzt zählen.
Der verfolgte wie
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