Caesar erwacht!
seinen Wortschwall. „Du in deinem warmen Bett, unter einem warmen Dach und mit warmem Arbeitsplatz hast leicht reden. Also mach mal halblang! Ich bin froh, dass ich ihn mitgenommen habe. In deinen Fängen wäre er schon eingesperrt und verurteilt, damit der Fall abgeschlossen werden kann. Mein Gefühl, und ich arbeite noch mit Gefühlen, sagt mir, der Mann ist eher nützlich als schuldig. Er bewegt sich sicher und ist bekannt in der Welt der Obdachlosen. Und woher stammen unsere Opfer? Dick, denk mal nach!“ Nicole hatte die letzten Worte geflüstert, damit Bob im Nebenraum nichts davon auffangen konnte.
„So eine Chance bekomme ich nie wieder. Ich kann mit Bob in die Unterwelt hinabsteigen und den Obdachlosen auf den Zahn fühlen. Als Gleicher unter Gleichen. Du kennst doch meine Verwandlungskünste. Also, lass ihn mir, und warte ab! Geduld ist leider alles, was du dir zurzeit leisten kannst. Deine Spuren enden bis jetzt immer in einer Sackgasse. Und keiner von denen sagt was. Die haben alle Angst. Mit Ihresgleichen reden die eher.“
Die Telefonleitung knackte.
„Dick? Bist du noch dran?“, erkundigte sich Nicole, weil Dick ungewohnt lange zugehört hatte, ohne ihr ins Wort zu fallen.
„Ja, ich höre und begreife. Aber ich stehe unter großem Erfolgsdruck. Der Premier macht uns die Hölle heiß. Also mach was, und biete mir brauchbare Ergebnisse! Danach muss ich leider wieder meinen Beamtenapparat walten lassen und deinen Amerikaner einfangen. Ich kann dir 48 Stunden geben. Halte mich auf dem Laufenden! So long.“
Nicole drückte die Aus-Taste und blieb einige Minuten bewegungslos sitzen.
Ein US Colonel. Sieh mal an! Vermisst. Der Mann ist eine geheimnisvolle Zutat in dieser Mordgeschichte. Und menschlich sehr sympathisch. Nicoles Kampfgeist, aber auch ihre Zuneigung, nahmen erheblich zu.
Ich muss sehr einfühlsam vorgehen. Ich darf ihn nicht vertreiben. Wer weiß, was dieser Mensch alles überstanden hat. Psychischer Zusammenbruch nach langen Kriegseinsätzen war keine Seltenheit beim Militär. Ob er Fronterfahrung hat?
Sie ging zurück in den Salon.
Bob hatte aufgegessen und war aufgestanden, machte Anstalten, ihr Schiff zu verlassen.
„Bob, wo wollen Sie hin? Gefällt es Ihnen nicht bei mir?“
„Ich habe Ihre Gastfreundschaft schon lange genug strapaziert, Nicole.“
„Haben Sie einen dringenden Termin? Eine Verabredung? Wenn nicht, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mein netter Gast bleiben würden. So lange Sie es wünschen!“ Der letzte Satz klang fast wie ein Hilfeschrei nach Zuwendung.
Das hielt Bob zurück. „Wenn Sie es wünschen, bleibe ich noch. Doch wenn es dunkel wird, möchte ich gerne wieder bei der Mission sein. Dort ist es sicher.“
„Bob, ich habe hier genug Platz. Ich will Sie zu nichts drängen, aber Sie können getrost hier schlafen. Ich habe nicht vor, Sie zu überfallen“, Nicole lächelte Bob an. „Es ist Ihre Entscheidung.“
„Nehmen Sie Streuner immer mit nach Hause und bieten ihnen sogar einen Schlafplatz an?“
„Ja, gewöhnlich halte ich aber ein Katzenklo bereit und etwas warme Milch.“
Zum ersten Mal musste Bob herzlich lachen. „Also gut, fürs Erste bleibe ich gerne. Die Nächte sind recht kalt, und die britischen Flöhe in Missionsbetten beißen nicht schlechter als die amerikanischen.“
Puh, diese Hürde war überstanden! Sie hatte es tatsächlich fertig gebracht, dieses sensible, scheue Wesen zum Bleiben, sogar zum Übernachten, zu überreden. Aber aufgepasst! Eine falsche Bemerkung, und er würde sicher ausbüchsen.
„Was würden Sie auf der Bahnhofsmission jetzt anstellen, Bob?“
„Mich ein wenig waschen“, antwortete er betreten.
„Na, was die Bahnhofsmission Ihnen bietet, kann ich auch. Eine heiße Dusche! Sogar eine Badewanne zum Entspannen! Möchten Sie?“
„Oh Mann, das ist ja das reinste Paradies!“, rief Bob freudig aus.
„Neue Kleidung kann ich Ihnen ebenfalls besorgen. Und sogar Unterwäsche. Alles im Service dieses Luxusliners inbegriffen. Welche Größe darf ich notieren, Sir?“
Nicole nahm scherzhaft, wie ein Butler, seine Bestellung entgegen. Ihr Luxusliner bot auf den ersten Blick glücklicherweise nur das Bild eines ziemlich heruntergekommenen Kahns. Nichts, was Bob hätte vertreiben können.
Daher verstand Bob die Anspielung und orderte grinsend die angebotene Kleidung. Er war nicht als schlank zu bezeichnen, eher als kräftig, untersetzt.
Nicole notierte seine
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