Caesar erwacht!
unheimlich schmerzliche Schätze in Form von Erinnerungen verbarg.
Er begann plötzlich, ungefragt, seine Lebensgeschichte preiszugeben: „Ich bin in Savannah, Georgia, aufgewachsen …“ Bob erzählte ihr eine unglückliche Kindheitsgeschichte, die mit dem frühen Tod beider Eltern begann und für ihn im Zirkus als Tierpfleger endete.
„Mit 22 bin ich dann in die Armee eingetreten, nachdem der Zirkus aufgelöst wurde, weil der Besitzer gestorben war. Ich wusste nicht, wohin.“
Er schwieg wieder und trank den Tee, den Nicole ihm zubereitet hatte.
„Dad war Pilot im Vietnamkrieg und wurde früh verwundet. Zuhause ist er nur noch privat geflogen. Mein ganz persönlicher Kriegsheld war oft mit mir in der Luft unterwegs, bis er elend an Krebs verreckte.“ Bob versank in depressives Schweigen und schluckte schwer.
Nicole schwieg ebenfalls und ließ ihn seine Emotionen bewältigen. Die Guten sterben immer zuerst …
„Auch mein Faible und Talent für Flugapparate war schon sehr früh offensichtlich. Also hat die Air Force mich nach der Grundausbildung direkt rekrutiert.“
Jetzt unterbrach Nicole ihn doch ungläubig. Sie hatte Bobs Karriere mehr im Nachschub am Boden vermutet. „Du bist ausgebildeter Pilot?“ Nicole war unmerklich zum Du übergegangen.
„Ich fliege alles, was Flügel hat, Nicole. Passagierflugzeuge, Transporter, Hubschrauber, Bomber, auch kleine Modellflugzeuge …!“ Fast beschämt, setzte das bescheidene Multitalent wieder an: „Ich war selbst am Golf im Einsatz und sonst wo. Habe mit dem Helikopter verletzte Kameraden aus den umkämpften Gebieten geholt, wie schon mein Vater. Nach zwei gescheiterten Ehen, einem heroinsüchtigen Kind, welches in meinen Armen starb, und drei langjährigen Kriegseinsätzen war ich einfach ausgebrannt. Wahrscheinlich habe ich unbewusst ein Zuhause gesucht und mich auf den Weg nach Irland, dem Land meiner Ahnen, gemacht. Via London. Am Bahnhof Victoria Station passierte es: Ich wurde ausgeraubt. Obwohl ich Kampferfahrung habe, war ich zu müde, um mich zu wehren. Bin einfach im Dreck liegengeblieben. Keiner half. Das ist die heutige Gesellschaft. Ich hatte nicht mehr die Kraft, zum US-Konsulat zu gehen und um neue Papiere und Geld zu bitten. Habe mich treiben lassen und bin untergetaucht. Den Rest kennst du.“
Er trank wieder seinen Tee, der mittlerweile kalt war und wirkte dabei so verloren.
Nicole war kurz davor, aufzustehen und ihn in die Arme zu nehmen.
Bob schwenkte um und berichtete von seinem Leichenfund: „Ich fand die Frau unter Müll vergraben. Ich konnte doch nicht wissen, dass da jemand liegt. Tot! Erst als ich die Hand erblickte, war mir klar, dass ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Liegenlassen wollte ich sie aber auch nicht. Sie ist bestialisch zugerichtet gewesen“, schilderte Bob angewidert und schluckte. „Ich habe im Krieg so manch zerfetzten Körper gesehen, aber das war perfekte Maßarbeit. Von einem wahren Meister zerlegt.“
„Er hat nicht umsonst die Ehrenbezeichnung ‚Ripper‘ erhalten, von der Presse und Bevölkerung, Bob.“ Nicole hatte noch mal Tee nachgegossen. Eigentlich wollte sie auf sein Leben eingehen und noch mehr Fragen stellen. Aber vielleicht war es erst einmal besser so. Dumme Kommentare waren nicht ihr Metier.
Stattdessen bemerkte Bob etwas, über das Nicole noch lange nachdachte: „Wenn ein Soldat mit Bomben Menschen zerfetzt, erhält er die Ehrenbezeichnung Held. Von der Presse und der Bevölkerung.“
Bobs Kriegsheldenmythos schien sich durch eigene Erfahrungen im Luftkampf aufgelöst zu haben. Beide sahen sich an.
Nicole wechselte das Thema, weil sie registrierte, dass Bob sich wieder zurückzog. „Ich werde morgen einen Freund aufsuchen, der uns für die Suche nach dem Serienmörder sehr wertvolle Tipps geben kann. Er hat mir oft geholfen. Ist eine Art Medium.“
Das war in der Tat neu und spannend für Bob. Interessiert ließ er sich erklären, was Nicoles Freund in der Vergangenheit zu ihrer Verbrechensaufklärung beigesteuert hatte. Und dass er zu einem mächtigen Druidenzirkel gehörte, der nachweislich Jahrhunderte alt war.
„Bei uns in den USA klären so etwas die Computer, im guten alten England ruft man immer noch Geister und Zauberer an.“
„Druiden sind keine Geister, Bob. Eher mit euren indianischen Schamanen zu vergleichen. Heiler, spirituelle Lebensberater, in seltenen Fällen auch magische Seher, wie meiner. Auf keinen Fall ist er ein
Weitere Kostenlose Bücher