Caesar erwacht!
dieser Welt: Ausgrabungsstätten am Nil, eine sonderbare Erscheinung im Himalaja, die oberste Spitze eines Wolkenkratzers in New York. Immer dort, wo es mysteriöse Verbrechen gab, tauchte Nicole auf. Und Joey durfte dabei sein. Er folgte seiner Mentorin selig, wenn nötig bis in die Hölle.
Nicole schwieg weiterhin und überließ Jo die schwierige Aufgabe, das scheue Reh zu binden. Erst später schaltete sie sich vorsichtig ein. In der Nacht tauchte auch noch Rajesh, der Taxifahrer, auf und ergänzte exotisch das fröhliche Trio zu einem Quartett.
Bob schien sich irgendwann in dieser bunten Runde wohlzufühlen. Entspannt saß er auf Nicoles Couch und mischte erstmalig aufgeheitert, bei der anregenden Unterhaltung mit.
Nicole beobachtete ihn heimlich und stellte fest, was für ein hübscher Mann er war. Das rotblonde Haar trug er länger, der Situation entsprechend, nicht mehr militärisch. Es fiel in leichten Wellen von seinem mächtigen Kopf, dicht wie eine Löwenmähne. Die Stirn war leicht vorgewölbt und verbarg tief unter hellblonden Augenbrauen zwei wunderschöne, tiefgrüne Augen. Die Nase war nach ihrem Geschmack perfekt gerade und schmal geformt. Aber die Sensation war sein Mund: Unglaublich sinnlich! Dieses starke Gefühl hatte ein Mann ihr lange nicht vermittelt. Sogar seine wohlklingende, sonore Stimme drang Nicole angenehm ins Ohr.
Bob musste bemerkt haben, dass Nicole ihn musterte. Er lächelte sie verlegen an. Was sollte er auch tun? Er war ihr in dem Moment ausgeliefert. Zugegeben, angenehm ausgeliefert!
Die zwei Männer verabschiedeten sich tief in der Nacht und traten den Heimweg an.
Bob erhielt den versprochenen Schlafplatz und fühlte sich in der frischen Bettwäsche zu herrlichen Träumen eingeladen. Leider quälten ihn in der Nacht, wie so oft, seine Albträume; er erwachte schweißnass mit einem lauten Schrei, um gekrümmt und nicht Herr seiner Sinne zurückzusinken.
Nicole stürmte sofort in seine Kabine und versuchte, den zitternden Mann zu beruhigen. Sie nahm ihn in die Arme, wiegte und streichelte ihn. Sein Stöhnen ging in ein leises Wimmern unter und endete dann in tiefen, ruhigen Atemzügen.
Eine Weile blieb sie noch so sitzen und betrachtete den schlafenden Ex-Krieger. Was hast du bloß erlebt, was dich so quält?, fragte sie sich, deckte ihn sanft zu und verließ seine Kabine. Ich muss unbedingt hinter dein Geheimnis kommen.
Am nächsten Morgen war Nicole schon wach, als Bob zu ihr ans Oberdeck stieg. „Guten Morgen. Haben Sie gut geschlafen?“ Sie deckte den kleinen Tisch an der Bordwand.
Das Wasser gluckerte von außen ans Vorderschiff. Die Sonne ließ sich ausnahmsweise blicken und lud zu einem Frühstück im Freien ein.
„Ihr Bett war himmlisch. Vielen Dank“, sagte er artig. Kein Wort über seine nächtlichen Monster im Schlaf.
Nicole erzählte ihm auch nicht, dass sie in der Nacht an seinem Bett gewacht hatte. Sie goss ihm Kaffee ein, reichte ihm Toast und setzte sich. Nach dem Frühstück unternahm sie einen ersten, vorsichtigen Versuch, an ihn heranzukommen. Ihr 48-Stunden-Countdown auf 0 rückte unaufhaltsam näher.
„Bob, Scotland Yard hat mich gestern angerufen. Sie können sich sicher vorstellen, dass man Sie dort überprüft hat, da Sie keine Papiere haben.“
„Natürlich. Ich bin ja nicht naiv. Dieser Inspektor kam mir ziemlich übereifrig vor. Leider hängen sich solche Typen immer wie eine Klette an alle möglichen Verdächtigen. Ein verschollener US-Colonel als Penner im alten London ist sehr verdächtig.“ Er lächelte. Zum ersten Mal hatte er Nicoles Fehltritt von gestern aufgegriffen, schien aber nicht sonderlich besorgt zu sein.
Das wies auf ein reines Gewissen hin, überlegte Nicole. „Vielleicht können wir zwei uns gegenseitig helfen“, startete Nicole wieder ganz behutsam. „Ich brauche Sie, um im Obdachlosen-Milieu zu agieren, und Ihnen kann ich vielleicht auch auf die Beine helfen.“
Es kam aus vollem Herzen und traf Bob unvorbereitet in seiner Brust. Er nickte benommen und fühlte, wie es ihn heiß überkam.
Nicole war einfach ein umwerfender Mensch. Mit ihrer Gradlinigkeit, Ehrlichkeit, Feinfühligkeit und charmanten Herzlichkeit konnte sie viele Menschen sofort für sich einnehmen. Ausgeprägte Charakterzüge, die ihr bei ihrer Arbeit als Privatschnüffler viele Türen öffneten, die für andere sonst verschlossen blieben.
Und auch Bobs Tür öffnete sich. Ein streng bewachter Tresor, der
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