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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Mares
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Größenangaben und führte ihn ins Bad. Eine komplett nautisch eingerichtete, geräumige Kabine mit modernen Armaturen empfing den schmutzigen, leicht nach Müll riechenden Gast. 
    „Nehmen Sie alles, was Sie brauchen! Ich besorge Ihnen derweil die Kleidung.“
    Bob war alleine. Er konnte sein Glück kaum fassen. Da war jemand, der nett war und Interesse an ihm zeigte, ihn verwöhnte. Wie lange war es schon her, seit er das zum letzten Mal erleben durfte! Sein Argwohn, Nicoles Motive betreffend, nahm etwas ab. Aber er würde auf alle Fälle wachsam bleiben. Eine Weile betrachtete er sich im Spiegel. Seinen Bart wollte er vorerst behalten. Schon als Schutz gegen Kälte und als Abwehrmechanismus gegen dumme Blicke der netten, besseren Gesellschaft. Er stutzte ihn mit einer Schere auf eine angenehme Länge. Seine Mundpartie war so endlich wieder freigelegt. Langsam zog er sich aus, stellte sich unter die Dusche und drehte den Wasserhahn auf. Wow! Köstliche, reine Flüssigkeit rann seinen Körper entlang und vermittelte ihm ein wohliges Gefühl, das in einer heftigen Erregung endete. Verlegen hielt er mit kaltem Wasser dagegen, was ihm gelang. Nicoles Anblick hatte diese Regung zusätzlich ausgelöst. Bob errötete bei dem Gedanken, von ihr erwischt worden zu sein. 
    Nach dem Duschen rubbelte er sich ab und nahm die Kleidung auf, die Nicole ihm vor dem Bad hinterlassen hatte. Wohlriechend und mit feuchten Haaren, betrat er vorsichtig den Salon. 
    Draußen stand ein junger Mann, etwa Mitte zwanzig, der auf Nicole einredete. 
    Bob wollte schon kehrtmachen, aber Nicole packte ihn am Arm. 
    „Bleiben Sie Bob, das ist nur mein Assistent Joachim Hansen. Jo, sag dem Colonel guten Tag …!“ Oh verflucht! Jetzt war es ihr rausgerutscht. 
    Bob zuckte unmerklich zusammen, gab aber Joachim die Hand. 
    „Guten Tag, Mr. Leary. Sind Sie irischer Abstammung?“ 
    Damit hatte Joachim Nicole erst einmal die Situation gerettet und Bob von ihrem dummen Fauxpas abgelenkt. 
    „Ja, bin ich. Das O ist leider am 15. April 1912 im Atlantik versunken. Mein Großvater war an Bord eines sinkenden Schiffes und wurde gerettet. Bei der Registrierung später in New York ist es passiert. Aus O’Leary wurde ein Leary. Ich kann mir vorstellen, das war ein ziemliches Durcheinander, damals …!“
    „Ihr Großvater war auf der Titanic?“ Jo riss seine Augen weit auf und bestürmte Bob nur so mit Fragen, was Nicole Zeit gab, in der Kombüse etwas Essbares für ihre Gäste zu zaubern. 
    Sie fluchte dabei still vor sich hin und überlegte, wie sie Bob erklären sollte, woher sie Kenntnisse von seinem Rang hatte. Leider trug er seine Abzeichen nicht mitten im Gesicht. Außerdem hätte sie einen Colonel sowieso nicht von einem Sergeant unterscheiden können, so bescheiden waren ihre Kenntnisse in Armeeauszeichnungen. Aber sie hatte ja Jo. Der junge Deutsche war eine wandelnde Bibliothek auf zwei Beinen. 
    Joachim Alois Hansen, einziger Spross eines friesischen Fischkopfs und einer bayrischen Knödelmutter, war eigentlich von seiner Familie mütterlicherseits auserkoren worden, ein katholisches Theologiestudium in Deutschland zu absolvieren. Leider war der quirlige Bursche nebenbei zu sehr beschäftigt mit Archäologie, Anthropologie, Astronomie, Alchemie und daher ständig hin- und hergerissen zwischen Gott, Geist und Wissenschaft. Zum Leidwesen seines Onkels, einem Bischof, hatte sich Jo kurzerhand nach England abgesetzt, um auf der altehrwürdigen Universität zu Cambridge einige Semester als Austausch-Student zu verbringen. Auf einem seiner weiteren Wanderungen durch das unergründliche Labyrinth der Wissensvermittlung war er Nicole begegnet, die als Gastdozentin in einem Londoner Hotel einige Vorlesungen gegeben hatte – zum spannenden Thema „Große Verbrechen der Jahrhunderte“. Jo war fasziniert gewesen, und es hatte sich eine innige Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar entwickelt.
    Nicole nahm erleichtert wahr, dass ihr Jo Bob mit einem nicht enden wollenden Palaver gefangen nahm. Wie er es immer machte. Das Plappermaul musste sie schließlich oft genug bitten, mal einen Gang herunterzuschalten. In diesem Fall jedoch war es geradezu förderlich. 
    Bob war hingerissen vom unheimlichen Wissensspektrum eines solch jungen Menschen. Auch wenn viele seiner Gehirnzellen hauptsächlich durch unangewandte Theorie gefüllt worden waren. Praxis bekam Jo immer dann verpasst, wenn er mit Nicole unterwegs war, an den sagenhaftesten Orten

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